Aggressionsmodelle

Schon immer hat man nach den Gründen der Aggression gesucht, um das daraus folgende Verhalten deuten zu können und ggf. sogar behandelbar zu machen. Im Laufe der Jahre entstanden daher verschiedene Aggressionstheorien, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

Frustrations-Aggressions-Theorie (klassische Theorie)

Unter Frustration versteht man laut dieser Theorie die Störung einer zielgerichteten Aktivität eines Individuums. Die Aggression ist jedes Verhalten, das die Verletzung eines Lebewesens beabsichtigt.

  • Kernaxiome: Aggression ist immer die Folge von Frustration => Eine Frustration führt immer zu einer neuen Art der Aggression.

  • Zusatzaxiome: Die Stärke der Bereitschaft zu aggressiven Handlungen hängt von der Stärke der gestörten Aktivität, von der Stärke der Störung, und der Menge der Frustrationen ab.

  • Zusätzliche Aussagen: Die Aggression ist am stärksten gegen den, der die Frustration verursacht. Wenn man aufgrund einer Aggression eine Bestrafung bereits erwartet und zur Kontrolle erzieht wird, können Aggressionen gehemmt werden. Zu häufige Hemmungen führen zur Selbstaggression und das häufigere Ausführen einer Aggression senkt die Aggressionsbereitschaft (Katharsishypothese).

Lerntheorie der Aggression (Albert Bandura)

Aggressives Verhalten entsteht nur durch Lernen und führt zur Befriedigung von Bedürfnissen und das Erreichen seiner Ziele. Deswegen entwickelt sich die Erwartung, auch zukünftig wegen aggressivem Verhalten Erfolg zu haben. Diese Erwartung wird bekräftigt durch Lob und Belohnung. Verstärker und Konditionierungskonzepte sind für das Erlernen der Aggression auch ein wichtiger Faktor.

Ebenso wird aggressives Verhalten am Modell gelernt. Wenn das aggressive Verhalten anderer erfolgreich, gerechtfertigt, verherrlicht oder ungestraft bleibt, erhöht das ebenfalls die Vorstellung, dass aggressives Verhalten zum Erfolg führt.

Konrad Lorenz' Triebtheorie der Aggressionen (nicht mehr aktuell; heute widerlegt)

Aggressionen kommen aufgrund endogener "Antriebserzeugung" ("Antrieb" hat keine Verwendung in der Verhaltensbiologie mehr) zustande. Dieser staut sich auf und führt zu immer größer werdenden Handlungsbereitschaft und Appetenzverhalten. Deswegen kann es bei starker Handlungsbereitschaft dazu kommen, dass nur ein rein endogenes aggressives Verhalten entsteht, ohne dass äußere Ursachen dabei ein Faktor waren.

Widersprüche aus der Wissenschaft: Der Vorgang, dass aggressives Verhalten sich staut, existiert nicht! Es gibt keinen Grund für ein friedlich lebendes Individuum, ohne Konkurrenten aggressives Verhalten auszuüben, aber manchmal ist es sinnvoll, um seine Position zu behaupten. Es ist also je nach ökologischer Lage entweder sinnvoll, mehr Handlungsbereitschaft zu zeigen, oder diese zu mildern und zu senken.

Genetisch-soziales Modell der Aggression (aktuell)

Ein aggressives Verhalten lässt sich nicht durch ein Modell erklären, sondern aus unterschiedlichen Aspekten von mehreren Modellen. Die Stärke der Aggressivität wird beeinflusst von:

  • Der individuellen genetischen Ausstattung / der hormonalen Verteilung

  • Individuelle Wahrnehmung und Empfindung

  • Soziale Aspekte (z.B.: Rangordnung/Disposition in Gruppen)

  • Äußere Einflüsse, die das Wohlergehen bestimmen (Bei Menschen: finanzielle Lage, persönliche Beziehungen, etc..)

  • Verhaltenserwartungen, Traditionen und Sitten, allgemeine (soziale/ethische) Regeln, Normen und das Verhalten von Vorbildern (indirekt oder direkt).

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Quellen


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