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Wie soziale Medien die öffentliche Meinung beeinflussen und verzerren

Quelle: pixabay, Ersteller: Pixelkult, pixabay-Lizenz

In den vergangenen Jahren sind Plattformen wie Facebook, Twitter, Instagram oder Youtube zu immer größeren Bekanntheit im öffentlichen Raum gelangt. Sie sind für die junge Generation nicht nur eine der wichtigsten Informationsquellen geworden, sondern sie lösen auch inzwischen Debatten im ganzen Land aus.

Das Internet hat mit den sozialen Medien ohne Zweifel eine Informationsrevolution ausgelöst. So hat Youtuber Rezo vor nicht allzu langer Zeit die eher konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) scharf angegriffen und durch seine umfassend recherchierten Videos etablierte Parteien wie CDU und SPD vor allem beim Thema Klimaschutz in arge Bedrängnis gebracht.

Diese Entwicklung ist sicherlich zu begrüßen. Demokratie basiert auf der Idee eines öffentlichen Debattenraums, der zunehmend auch durch die sozialen Medien hergestellt wird. Hier sollen alle Menschen die Möglichkeit bekommen, Argumente sowie verschiedene Positionen untereinander auszutauschen und zu diskutieren.

Dennoch zeichnen sich am Horizont neue bedenkliche, demokratiegefährdende Entwicklungen ab, die du kennen solltest, wenn du regelmäßig soziale Medien oder Videoplattformen nutzt.

Checkliste:

  • Zensur:

Youtube hat inzwischen offen eingeräumt, dass Videos zensiert oder gleich ganz gelöscht werden, wenn bestimmte Richtlinien nicht eingehalten werden. Das Problem: Viele Richtlinien sind sehr vage und können teilweise recht freizügig ausgelegt werden, sodass das Löschen eines Videos oft nicht gerechtfertigt werden kann. So ist z.B. „Hassrede“ (Hatespeech) juristisch nicht klar definiert. Youtube hat zwar angekündigt, die Algorithmen zum Löschen weiterhin zu verbessern, die reale Gefahr bei jeglicher Art von Zensur ist jedoch klar. Missliebige, regierungskritische Positionen oder brisante politische Themen können auf diese Art und Weise unterdrückt werden und nicht mehr an die breite Öffentlichkeit gelangen. Hier wird also der öffentliche mediale Raum eingeschränkt. Damit entfällt eine Grundlage von Demokratie: Die Meinungsfreiheit. Viele soziale Netzwerke sind inzwischen von dieser Entwicklung betroffen.Du solltest dir darüber im Klaren sein, dass Dinge, die du postest oder hochlädst, womöglich auch gelöscht werden können. Im Extremfall kann es dazu kommen, dass bei mehrfachen Verstoß gegen die oben erwähnten, teils intransparenten Richtlinen ein Kanal auch gleich ganz gesperrt werden kann (Ausprechen eines Banns).

  • Ghostbanning“ bzw. „Shadowbanning“

Hinter einem Bann verbirgt sich das Sperren eines Kanals. Was ist dann „Ghostbanning“ bzw. „Shadowbanning“? Eine besonders perfide Methode der Zensur ist das Vortäuschen von Normalität. Manche Kanalbetreiber, die in Ungnade gefallen sind, können problemlos Videos oder weitere Inhalte hochladen. Die Inhalte werden jedoch für Nutzer teilweise blockiert. So erhalten z.B. Follower bei neuen Posts keine Benachrichtigungen mehr, Inhalte werden nicht richtig angezeigt, etc. Abonennten wenden sich zunehmend verärgert von einem Kanal ab. Das führt in der Regel dazu, dass ein Kanalbetreiber mit der Zeit immer mehr an Reichweite und Einfluss verliert, da sich Abonennten zunehmend verärgert von seinem Kanal abwenden.

Auch mit diesem Werkzeug lassen sich natürlich bestimmte politische Positionen ins Abseits drängen.

  • Zahlentricks bei Klickzahlen und Like-Buttons:

Seit 2014 ist bekannt, dass die National Security Agency (NSA) in großem Maßstab US-Amerikanische und Europäische Bürger überwacht. Weitweniger bekannt ist die Tatsache, dass in den von Edward Snowden enthüllten Dokumenten weitere brisante Fakten offenkundig wurden. Spezialeinheiten des britischen Geheimdienstes sind seit einiger Zeit in der Lage, Datenströme aus YouTube abzuleiten und durch spezielle Programme Klick- bzw. Aufrufzahlen von Videos zu manipulieren und z.B. künstlich zu erhöhen. Damit generieren manche Videos natürlich mehr Aufmerksamkeit.

Neben Aufrufzahlen haben auch Like-Buttons nach wie vor eine hohe Überzeugungskraft. Sie weisen auf die Beliebtheit eines Posts hin und legen eine gewisse Seriosität nahe. Immer mehr Werbekunden und Unternehmen sind aus lukrativen finanziellen Gründen daran bestrebt, hohe Like-Zahlen zu erreichen, um die Nutzer von ihren Produkten zu überzeugen.

Du solltest dich jedoch von Likes nicht täuschen lassen. IT-Experten weisen seit langer Zeit darauf hin, dass sich die Like-Buttons von Menschen mit etwas technischem Sachverstand mühelos manipulieren lassen. Es gibt inzwischen sogar kleinere Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, Likes zu verkaufen. Man zahlt einen gewissen Betrag und erhält auf seine Posts die gewünschte Anzahl von Likes. (Dieses Verfahren, „das Einkaufen von guten Bewertungen“ wird auch bei Amazon im großem Maßstab eingesetzt.)

  • Filterblasen:

Mit Filterblasen („Filterbubble“) und Echokammern bezeichnet man das zunehmende Abkapseln einzelner Gruppen von einer gemeinsamen Diskussion.

Meinungen und Argumente einer anderen Gruppe werden quasi ignoriert und gar nicht mehr wahrgenommen. Meinungen und Argumente der eigenen Gruppe werden dafür verstärkt wahrgenommen, permanent reproduziert und wiederholt.

Diese Entwicklung ist für eine Gesellschaft, die sich auf bestimmte Dinge einigen möchte, sehr gefährlich. Wenn sich Gruppen abspalten und nicht mehr mit anderen reden, ist der Zusammenhalt in einer Demokratie stark bedroht.

Das Problem: Soziale Medien und Videoplattformen befeuern diese Entwicklung. Sie werten das Verhalten ihrer Nutzer aus und errechnen mit Algorithmen präzise Vorschläge für weitere Inhalte, die dem Nutzer angezeigt werden sollen. Da die Betreiber einer Internetplattform möchten, dass die Nutzer solange wie möglich auf der Website verweilen, werden vor allem Inhalte empfohlen, die dem Weltbild des Nutzers entsprechen. Außerdem sind die Algorithmen so beschaffen, dass sie bei langer Nutzungsdauer immer radikalere, extremistischere oder schockierende Inhalte empfehlen, um die Sensationslust eines Menschen zu befriedigen.

All das verhindert natürlich, dass Menschen mit der Gegenseite ins Gespräch kommen und verstärkt die Grabenkämpfe in einer Gesellschaft.

Fazit

Soziale Medien und Videoplattformen sind in unserer Zeit nicht mehr wegzudenken und können für jeden ein großartiges Werkzeug sein, um sich eine umfassende Meinung zu bilden. Du solltest dir jedoch die oben beschriebenen Probleme bewusst machen, wenn du das Internet für deine Meinungsbildung nutzt.


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