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Vegetative Vermehrung

Ableger einer Grünlilie

Ableger einer Grünlilie

Vegetative Vermehrung heißt, dass aus einzelnen Pflanzenteilen eine komplette, neue eigenständige Pflanze wachsen kann. Junges Pflanzengewebe kann bei guten Bedingungen die fehlenden Organe selbst nachbilden. Die neue Pflanze ist ein Klon, d.h. sie hat die gleichen Eigenschaften der Mutterpflanze.

Vegetative Vermehrung wird dann angewendet, wenn Blüten steril sind und keine Samen ansetzen oder wenn der passende Bestäubungspartner fehlt. Die vegetative Vermehrung geht je nach Art relativ einfach und schneller als die Vermehrung über Samen.

Was kann vegetativ vermehrt werden?

Geeignet sind vor allem Pflanzen, die Knollen oder Zwiebeln bilden, z.B. Kartoffeln, Topinambur, Schalotten, Knoblauch. Auch viele Sträucher, Wurzelgemüse, Liliengewächse und krautige Pflanzen werden vegetativ vermehrt, z.B. Meerrettich, Minze, Rosmarin oder Spargel.

Wie funktioniert vegetative Vermehrung?

Das Prinzip der vegetativen Vermehrung ist immer gleich: ein einzelnes Pflanzenteil wird von der Mutterpflanze abgetrennt und dazu gebracht, neue Wurzeln, Triebe und Blätter zu bilden.

Welcher Pflanzenteil gewählt wird, hängt von der Pflanzenart, dem Zeitpunkt und dem regionalen Klima ab. Man unterscheidet Stecklinge, Absenker, Teilung, Pfropfen, Zwiebeln, Knollen und Rhizom:

Stecklinge: Triebspitzen von der Mutterpflanze (bis zu 10 cm) werden sauber abgeschnitten und in ein Wasserglas gestellt, das an einem hellen Standort steht. Blüten und die unteren Blätter sollten dabei entfernt werden. Nach ca. zwei Wochen bilden sich feine Wurzeln, sodass die Pflanze in ein passendes Substrat gegeben werden kann, um dort anzuwachsen. Alternativ können Stecklinge auch direkt in neue Anzuchterde (nährstoffarm) gesteckt werden. Damit das Wasser nicht so schnell verdunstet, kann in der Anfangszeit z.B. eine Plastiktüte über den Topf gestülpt werden.

Ableger: Einige Pflanzen, wie z.B. die Grünlilie oder Sukkulenten, bilden Ableger. Sie sind kleine "Miniaturausgaben" der Mutterpflanze und haben meist bereits eigene Wurzeln. Sobald diese "Miniaturausgaben" einige gut ausgebildete Blätter besitzen, können sie vorsichtig von der Mutterpflanze abgetrennt werden und in einen Topf mit nährstoffarmer Anzuchterde gegeben werden. Hier ist es wichtig, nicht zu viel zu gießen, sonst können die Wurzeln anfangen zu faulen. Zudem ist die junge Pflanze empfindlich gegenüber direkter Sonneneinstrahlung.

Absenker: Hier wird ein Zweig, der noch mit der Mutterpflanze verbunden ist, in der Mitte eingeritzt und in die Erde eingegraben. Sobald er an dieser Stelle neue Wurzeln bildet, kann er abgetrennt und neu verpflanzt werden.

Teilung: Pflanzen mit üppigen Wurzelballen können einfach geteilt werden. Dazu wird entweder ein Teil mit dem Spaten abgestochen oder ausgegraben und mit einem scharfen Messer abgetrennt.

Pfropfen: Beim Pfropfen wird ein Teilstück einer Pflanze auf eine andere (Unterlage) übertragen. Die so aufgepfropften Äste tragen dann die Eigenschaften der ursprünglichen Mutterpflanze.

Zwiebeln: Zwiebelpflanzen bilden neben der "Ersatzzwiebel", die nach dem Verblühen der Mutterzwiebel an ihre Stelle tritt, meist ein oder mehrere "Brutzwiebeln", die ausgegraben und woanders eingesetzt werden können.

Knollen: Knollen sind verdickte, meist fleischige Stängel- oder Wurzelteile, die Nährstoffreserven speichern. Nach einer Ruhephase bilden sich aus ihnen neue Triebe.

Rhizome: Rhizome sind unterirdische, verdickte Sprossachsen, in denen Nährstoffe gespeichert sind. An ihren Knoten können neue Wurzeln entspringen, sodass teilweise nur ein kleines Stück Rhizom ausreicht, um eine neue Pflanze wachsen zu lassen.

Quellen

    • Wikipedia, "Vegetative Vermehrung"
    • Rosenn LePage, Denis Retournard: "ABC der Stecklinge". Bassermann, 2000
    • Katja Thiel:"Gärtnern - Grundkurs grüner Daumen". Kosmos Verlag, 2011
    • Judith Starck: "Gärtnern für Anfänger". EDITION XXL, 2010

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