Springe zum Inhalt oder Footer
SerloDie freie Lernplattform

Möglichkeiten für die Plastikverwertung

Abb. 1: Plastikmüll in gelben Säcken

In Deutschland produzieren wir jedes Jahr rund 37 Kilo Plastikmüll pro Kopf. In diesem Artikel geht es um die verschiedenen Arten, wie Plastik nach der Entsorgung durch den Konsumenten verwertet wird.

Arten der Verwertung:

  • Wiederverwendung

  • Recycling

  • Kompostierung

  • Müllverbrennung

  • Deponierung

Diese Verwertungsmöglichkeiten können jedoch nur eintreten, wenn das Plastik durch uns - den Konsumenten und auch der Industrie - richtig entsorgt wurde. Leider werden heutzutage immer noch Abfälle einfach achtlos in der Natur zurückgelassen und gelangen später in die Ozeane. Dies stellt vor allem ein Problem für Meerestiere dar, die kläglich an unseren Plastikresten verenden.

Deswegen zeigenwir am Ende Möglichkeiten auf, wie die Industrie, aber auch jeder einzelne von uns die Situation verbessern kann.

Wiederverwendung

Abb. 2: Mehrweg-Plastikflasche

Gegenstände aus Plastik müssen nicht immer sofort zu Müll werden. Mehrweg-Verpackungen sind dafür gemacht, mehrfach wiederverwendet zu werden, z.B. viele Getränkeflaschen. Sie werden nach Gebrauch wieder zur Fabrik gebracht, dort gesäubert und dann wieder befüllt. Das vermeidet eine Menge Müll.

Im privaten Gebrauch kann man viele Einweg-Verpackungen durch Mehrweg-Varianten ersetzen. Klassische Beispiele sind die Brotzeitbox oder dünne Netze für den Gemüse- und Obst-Einkauf. Inzwischen gibt es viele Gebrauchsgegenstände und Verpackungen in schicken Mehrweg-Varianten.

Recycling

DefinitionWas versteht man unter Recycling?

Das Wort Recycling bezeichnet das Wiederverwerten von Abfall. Beim klassischen Recycling wird aus einem weggeworfenen Gegenstand der Werkstoff wiedergewonnen, aus dem er gemacht wurde. Dann kann ein neuer Gegenstand aus gleichwertigem Material daraus hergestellt werden. Der Prozess ist meist nur mit Transport- und Energieaufwand verbunden - man spart sich also den Aufwand, neue Rohstoffe zu gewinnen.

Abb. 3: Plastik Pellets

Ein Beispiel für gut gelungenes Plastik-Recycling ist die PET-Flasche: Um neue Flaschen herzustellen werden die alten eingeschmolzen und zu PET-Pellets verarbeitet. Diese können dann wieder zu neuen PET-Gegenständen verarbeitet werden. Das ist vor allem daher möglich, weil durch das Pfandsystem die PET-Flaschen getrennt gesammelt werden.

Oft ist ein Recycling von Kunststoff schwierig, weil er nicht sortenrein gesammelt werden kann. Das kann daurch verursacht werden, dass wir den Müll nicht ordentlich sortieren oder, dass verschiedene Stoffe so stark miteinander verbunden sind, dass sie nur schwer voneinader zu trennen sind.Leider ist es dann schwierig, den Kunststoff in seiner Reinform oder in optimaler Qualität zurückzugewinnen. Das Material kann dann nicht mehr für die gleichen Produkte wiederverwendet werden - man spricht hier von Downcycling.

Abb. 4: Upcycling Tetrapak-Tasche

Ein Beispiel sind Getränkekartons: Prinzipiell ist es zwar möglich, alle Bestandteile getrennt zurückzugewinnen, es ist aber sehr aufwändig. So wird meist nur das enthaltene Papier herausgelöst, die Plastik- und Alu-Anteile gehen als “Ersatzbrennstoff” in die Müllverbrennung (s.u.).

Beim Upcycling hingegen wird ein Abfallprodukt umfunktioniert und mit einer neuen Funktion ausgestattet, wodurch es nicht an Qualität verliert oder sogar aufgewertet wird. So lassen sich Tetrapacks mit einigen Handgriffen als Handtaschen oder Pflanzengefäße wiederverwerten.

Kompostierung

Abb. 5: Trinkbecher aus kompostierbarem Bioplastik

Manche Kunststoffe sind biologisch abbaubar, z.B. bestimmte Plastiktüten. Das heißt aber nicht unbedingt, dass du sie zuhause auf den Komposthaufen werfen kannst - meistens klappt die Zersetzung nur unter den speziellen Bedingungen in einigen Industrie-Kompostieranlagen. Außerdem zersetzen sie sich auch dann nicht zu wertvollem Humus, sondern vor allem zu Wasser und CO2. In der Bilanz ist es daher oft besser, diese Kunststoffe energetisch zu verwerten (s.u.) - so wird wenigstens noch Energie daraus.

Müllverbrennung

Abb. 6: Heizkraftwerk München Nord mit Müllverbrennung

Produkte, die (scheinbar) nicht mehr recycelt werden können, werden thermisch verwertet, das heißt verbrannt. Dabei entsteht Energie in Form von Wärme oder auch Strom.

Im Jahr 2009 konnten damit 3 Millionen Menschen mit Strom und 2 Millionen Menschen mit Raumwärme versorgt werden. Die thermische Verwertung birgt allerdings auch Nachteile. Denn bei der Verbrennung entstehen CO2 und andere giftige Gase, die nicht komplett aus dem Rauch gefiltert werden können.

Immerhin: Am Ende eines Downcycling-Prozesses kann ein Produkt, wenn es wirklich gar nicht mehr wiederverwendet werden kann, durch die thermische Verwertung ein letztes Mal einen sinnvollen Nutzen haben.

Deponierung

Abb. 7: Mülldeponie

Bei der Verbrennung des Mülls bleiben oft verschieden Stoffe zurück - diese Schlacke kann teilweise beim Straßenbau wiederverwendet werden. Oft gibt es jedoch nur noch eine Option: Sie muss auf Mülldeponien gelagert werden. Dies ist laut dem Umweltbundesamt die letzte Option, wenn wirklich gar keine andere Verwendung mehr möglich ist.

In Mülldeponien entsteht klimaschädliches Treibhausgas (Methan). Außerdem verbrauchen sie wertvollen Platz. Wenn uns keine Lösung einfällt oder wir unsere Müllproduktion nicht reduzieren, werden die bestehenden Deponien in 20 Jahren voll sein.

Aktuelle Situation und Entwicklungsmöglichkeiten

Im Jahr 2015 fielen in Deutschland 5,92 Mio. t Kunststoffabfälle an. Beinahe alle (99%) wurden auf irgendeine Weise verwertet:

Mehrweg

Im Jahr 2009 waren 44,3 % der Getränke in Mehrwegflaschen abgefüllt und zählen daher nicht zu den Abfällen. Mit dem neuen Verpackungsgesetz soll die Quote ab 2019 auf 70% angehoben werden. Bei anderen Verpackungen ist die Mehrweg-Quote vernachlässigbar gering.

Recycling

46 % der Abfälle, also 2,74 Mio t werden recycelt. Das Verpackungsgesetz will diese Quote ab 2022 auf 63% anheben. Diese Zahl beschreibt allerdings nur die Menge an Kunststoffabfällen, die in Recycling-Anlagen ankommt. Davon wird noch ein guter Teil als unbrauchbar aussortiert und verbrannt.

Kompostierung

Biologisch abbaubare Kunststoffe haben bislang nur einen Marktanteil von 1,5%. Viele Kompostieranlagen sortieren Biokunststoffe aus, die tatsächliche Verwertungsquote für kompostierte Kunststoffabfälle ist daher vernachlässigbar.

Verbrennung

53 % der Kunststoffabfälle also 3,14 Mio t kommen in Müllverbrennungsanlagen. Hier nicht eingerechnet ist der Anteil an Kunststoffen, der im Restmüll landet - das sind noch einmal ungefähr 2,3 Mio t (15,6% der 14,7 Millionen t Restmüll insgesamt).

Deponierung

Weniger als 1% aller Kunststoffabfälle landen auf Deponien. Das sind aber immer noch 44.000 t jährlich!

Verantwortlichkeit der Konsumenten und Konsumentinnen

Damit das Verwertungsproblem gar nicht entsteht, kann jeder und jede etwas beitragen: Verpackungen vermeiden, wo es geht, langlebige Produkte kaufen, Naturmaterial bevorzugen oder Dinge selber machen. In unserem Plastik-Bereich gibt es jede Menge Tipps dazu!

Verantwortlichkeit und Entwicklungsmöglichkeiten der Hersteller

Abb. 8: Biostempel statt Etikett oder Verpackung

Aber alleine können wir Konsumenten und Konsumentinnen das Problem natürlich nicht lösen. Auch die Hersteller müssen mehr und mehr Verantwortung übernehmen.

  • An manchen Stellen ist eine Plastikverpackung vielleicht nicht so einfach vermeidbar. In diesem Fall sollte der Kunststoff aber wenigstens leicht zu recyceln sein, d.h. nur aus einer Kunststoffsorte, die sich gut und rein zurückgewinnen lässt. Mit dem neuen Verpackungsgesetz soll ab 2019 die Recyclingfähigkeit und der Einsatz von recyceltem Material weiter gefördert werden.

  • Solange die Industrie noch nicht soweit ist, arbeitet die Forschung an besseren Verfahren für das Plastikrecycling. Vielleicht ist es bald möglich, auch Sortengemische zu trennen und die enthaltenen Rohstoffe zurückgewinnen. Bisher gibt es für diese Verfahren aber noch keine breite Anwendung.

  • Und natürlich kann auch ein Umdenken im Produktdesign helfen: Man kann Kunststoffverpackungen verschlanken oder oft auch einfach weglassen. Wenn es unbedingt ein bunt bedrucktes Etikett sein soll, dann kann man dafür auf andere Materialien umsteigen (zum Beispiel Papier). Wenn von Seiten der Industrie nicht selbst Lösungen erarbeitet werden, könnte bald politischer Druck kommen: Derzeit wird in der EU-Kommission über eine Richtlinie diskutiert, mit der bis 2030 Einwegverpackungen, einige andere Wegwerfprodukte wie Plastikbesteck oder Wattestäbchen und sogar Mikroplastik verboten werden sollen. Bis zum Beschluss der Richtlinie und ihrer Umsetzung kann es allerdings noch einige Jahre dauern.

Übungsaufgaben

Weitere Aufgaben zum Thema findest du im folgenden Aufgabenordner:
Aufgaben zur Plastikvermeidung und -recycling

Du hast noch nicht genug vom Thema?

Hier findest du noch weitere passende Inhalte zum Thema:

Artikel

Videos

Quellen


    Dieses Werk steht unter der freien Lizenz
    CC BY-SA 4.0Was bedeutet das?