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Textil- und Modeindustrie

Nachhaltiger Konsum: Machst du dir Gedanken darüber, woher deine Kleidungsstücke kommen? Kaufst du Kleidung ein, weil du Lust darauf hast, oder weil du sie tatsächlich brauchst? Gibt es Dinge, auf die du beim Kauf achtest?

Eine globalisierte Branche

Durch die Globalisierung ist der Handel mit Waren weltweit stark vernetzt. Man produziert in den Ländern, in denen es besonders günstig ist. Die geringen Kosten in der Produktion kommen beispielsweise dadurch zustande, dass in diesen Ländern geringere Löhne gezahlt werden oder die Sozialabgaben pro Arbeitnehmer niedriger sind. Dadurch können Textilien den Käufern und Käuferinnen zu relativ niedrigen Preisen angeboten werden (z.B. in Deutschland).

Doch das kann schwerwiegende Folgen für die Umwelt und die Bevölkerung in den Produktionsländern haben.

Unser Konsumverhalten

Die niedrigen Preise von Kleidung beeinflussen unser Konsumverhalten. Dieser Trend trägt auch den kritischen Namen "Fast Fashion" (also Schnelle Mode).

„Fast Fashion“ bedeutet, dass sehr oft neue Kleidung angeboten und stark beworben wird. Dadurch tragen viele Menschen die Kleidungsstücke kaum, bevor sie diese wieder aussortieren. 40-70 Kleidungsstücke werden durchschnittlich von einer Person in Deutschland gekauft. Kleidung ist für viele also austauschbare Wegwerfware.Eine Art Kreislauf entsteht, denn die niedrigen Preise verleiten Menschen dazu, mehr zu kaufen. Unser Konsumverhalten führt wiederum dazu, dass Modeunternehmen versuchen, die Kosten der Produktion möglichst gering zu halten.

Kleidungsauswahl

Abb.1: Die große, schnell wechselnde Auswahl in Modehäusern ist zur Gewohnheit geworden.

Probleme der Zulieferer

Modeunternehmen stehen also unter dem Druck, Kleidungsstücke günstig zu produzieren. Denn können sie die Kleidung nicht mehr so günstig verkaufen, verlieren sie ihre Kunden.

Diesen Druck geben sie an ihre Zulieferer weiter, also an die Zuständigen der ausländischen Nähereien. Falls diese die Kleidung nicht weiter so günstig produzieren, kann es sein, dass sie keine Aufträge von den Modeunternehmen mehr bekommen. Unter diesen Umständen werden Umwelt- und Sozialstandards vernachlässigt.

Die Kosten trägt die Umwelt

Abb. 2: Großflächiger Baumwollanbau

Umweltbelastungen beim Anbau von Baumwolle sind ein Beispiel:

  • Pestizide (Pflanzenschutzmittel)

  • Wasserverbrauch

  • Auslaugen der Böden

  • Gewässerbelastung (Chemikalien aus der Veredelung gelangen ins Abwasser)

Zum einen werden die Textilien/Kleidungsstücke aus Baumwolle (Naturprodukt) hergestellt und zum anderen werden dafür künstliche Chemiefasern in Fabriken produziert. Die Produktion von Chemiefasern verbraucht nicht-erneuerbare Ressourcen, wie zum Beispiel Erdöl. Das Erdöl wird zum einen als Rohstoff und zum anderen für die Erzeugung von Prozesswärme (die Wärme, die für die Produktion oder bestimmte Produktionsschritte benötigt wird) benötigt.

Veredelung von Textilien

Textilveredelung bedeutet, dass man die Eigenschaften des eigentlichen Stoffes verändert. Die Textilien werden dabei gefärbt oder imprägniert oder leichter waschbar oder bügelbar gemacht.

Die Veredelung zählt in Deutschland zu den Branchen, bei der der größte Anteil an Abwasser entsteht. Dieses Wasser ist hoch belastet durch Chemikalien, die ...

  • ... bei der Herstellung entstehen.

  • ... bei der Veredelung eingesetzt werden.

Abb. 3: Einleitung von Textilfärbemitteln in Gewässer in Bangladesh

  • Sie sind schwer abbaubar.

  • Sie breiten sich in Flüssen, Meeren, Böden und Pflanzen aus.

  • Das führt möglicherweise zu Gesundheitsschäden bei Menschen und Tieren.

Soziale Kosten

Abb. 4: NäherInnen in einer Produktionsstätte

Mehr als 60 Millionen Menschen sind in der Textil- und Bekleidungsbranche tätig. Viele von Ihnen arbeiten in Ländern, deren Wirtschaft sehr abhängig von der Textilindustrie ist. Es herrschen oft harte Arbeitsbedingungen.

Pestizide:

Große Baumwoll-Monokulturen werden durch Pestizide vor Schädlingen geschützt. Mit diesen kommen ArbeiterInnen oft ungeschützt in Kontakt.

Arbeitsstunden:

Der Arbeitstag einer Näherin dauert 10-12 Stunden. Bei Überstunden müssen sie bis zu 16 Stunden pro Tag arbeiten. Meistens wird an jedem Tag der Woche gearbeitet. Verstöße gegen national oder international geltende Arbeitsrechtsbestimmungen bleiben fast immer ohne gesetzliche Verfolgung.

Vereinigungsfreiheit:

Die Freiheit, sich als BaumwollproduzentIn oder TextilnäherIn zusammenzuschließen, besteht leider nicht in allen Ländern. In einer Vereinigung hätten beide Gruppen bessere Möglichkeiten, für ihre Rechte einzutreten. Auch wissen die Menschen in vielen Fällen nicht über ihre Rechte Bescheid.

Löhne:

Die Löhne in der Textilbranche sind so niedrig, dass sie für die Grundversorgung nicht ausreichen. Das gilt auch für die gesetzlichen Mindestlöhne. Oft werden die ArbeiterInnen nach prodzierten Stücken und nicht nach Zeit bezahlt.

Arbeitsschutz und Gesundheitsschutz:

Auch in vielen Textilfabriken werden Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz vernachlässigt. Obwohl die Angestellten Chemikalien ausgesetzt sind, stehen Ihnen häufig weder ausreichende Aufklärung noch angemessene Schutzkleidung zu. Das kann schwere Krankheiten nach sich ziehen.

Sicherheit am Arbeitsplatz:

Neben den fehlenden Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit giftigen Stoffen wird oft auch an der Sicherheit der Gebäude gespart, in denen die NäherInnen arbeiten. Es kam schon zum Einsturz großer Produktionsstätten oder Brandopfern wegen mangelhafter Fluchtwege.

Grundwasser und Böden:

Die Textilien werden in Deutschland verkauft, unter der Verschmutzung von Grundwasser und Böden leiden aber die Menschen in den Ländern, in denen sie hergestellt werden. So trifft die umweltschädliche Produktionsweise alle Menschen, die in diesen Regionen leben.

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