1 Was ist ein Kreuzzug?
Als Kreuzzüge werden mehrere Kriegszüge gegen muslimische Gebiete rund um die Städte Jerusalem, Antiochia und Nicäa bezeichnet. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert versuchten die Kreuzfahrer damit, die Ausbreitung des Islam aufzuhalten und die muslimisch beherrschten Gebiete unter christliche Herrschaft zu stellen. Diese Kriegszüge wurden mit einer Pilgerfahrt nach Jerusalem gleichgestellt, sodass auch unbewaffnete Christen daran teilnahmen. Entgegen dem ursprünglichen Ziel wendeten sich einige Kreuzzüge auch gegen Christen und die Anhänger anderer Religionen. Die Kreuzzüge führten allerdings auch zu einem umfangreichen Austausch zwischen den Kulturen, dessen Folgen teilweise bis heute bemerkbar sind.
2 Jerusalem das heilige Land
Das Gebiet um Jerusalem war der Ort, an dem Jesus gewirkt hat. Für die Christen und damit auch für das christliche Europa hatte das Land deshalb eine besondere Bedeutung und wurde auch als heiliges Land bezeichnet. Christen aus ganz Europa machten Pilgerfahrten nach Jerusalem und besuchten die Wirkungsstätten Jesu. Besondere Bedeutung für die Pilger hatte auch die Kreuzreliquie, die das Kreuz Jesus sein sollte. Der Weg nach Jerusalem war nicht einfach, man musste zahlreiche Länder durchqueren und eine lange Schiffsreise auf sich nehmen. Das Land war zu dieser Zeit außerdem unter muslimischer Herrschaft.
3 Der Hilferuf des Byzantinischen Kaisers
Im 11. Jahrhundert eroberten die Seldschuken, eine muslimische Herrscherdynastie, weite Teile des Gebietes um Jerusalem. Die Seldschuken drangen auch in die bis dahin christlichen Gebiete des byzantinischen Kaiserreichs vor, das größtenteils das Gebiet der heutigen Türkei umfasste. Der byzantinische Kaiser bat daraufhin das westliche Europa um Hilfe bei seinem Krieg gegen die Seldschuken. Byzantinische Gesandte berichteten außerdem von zahlreichen Gewalttaten gegen Christen und der Zerstörung christlicher Heiligtümer. Viele dieser Berichte entsprachen wahrscheinlich nicht den wahren Umständen, aber sollten helfen, die westlichen Adeligen zum Eingreifen zu bewegen. Die Christen in Europa sahen auch wegen dieser Berichte die Pilgerfahrten in das heilige Land gefährdet.
4 Papst Urban II und die Idee des Kreuzzugs
Der Hilferuf des byzantinischen Kaisers richtete sich an die christlichen Länder Europas. Papst Urban II nahm den Hilferuf dankbar auf, und verband ihn mit der schon älteren Idee eines gemeinsamen christlichen Kriegszuges. Er sah darin die Möglichkeit, einige seiner Interessen durchzusetzen. Als Oberhaupt der westlichen Christen sah er die Möglichkeit, seine Macht auch im Osten auszubauen. Aber auch im westlichen Europa war ein gemeinsamer Kreuzzug unter der Führung des Papstes eine gute Gelegenheit, seinen Einfluss auch in weltlichen Bereichen, also Bereichen, die nicht den Glauben betreffen, zu stärken.
Im 11. Jahrhundert weit verbreitet war auch die Fehdepraxis. Bei der Fehde trugen adelige Konflikte teils auch mit Gewalt aus. Der Papst versuchte diese Praxis zu bekämpfen. Durch einen gemeinsamen Kriegszug hoffte Urban II den Zusammenhalt zwischen den Adeligen zu verbessern, damit weniger Konflikte unter den Adeligen entstehen.
5 Aufruf zum ersten Kreuzzug

Am 27. November 1095 war es dann so weit. Papst Urban II hielt auf der Synode von Clermont eine Rede, die zum Anfang der Kreuzfahrerbewegung wurde. In seiner Rede berichtete er von den christlichen Brüdern in Byzanz und rief schließlich zur Befreiung der christlichen Gebiete und Heiligtümer auf. Er forderte also eine Unterstützung der byzantinischen Armee und eine Eroberung des heiligen Landes. Er sprach dabei bewusst von Befreiung, obwohl einige dieser Regionen seit hunderten von Jahren nicht mehr in christlicher Hand waren. Das erleichterte dem Papst, diesen Kriegszug zu rechtfertigen. In seiner Rede verband der Papst auch erstmals diesen Kriegszug mit den Pilgerfahrten und versprach den Rittern, die dem Aufruf folgen, einen vollständigen Ablass. Ein Ablass bedeutete die Erlassung aller Strafen für begangene Sünden. Für die Menschen dieser Zeit, in deren Leben der Glaube eine große Rolle spielte, war das ein sehr großes Versprechen. Die Zuhörer der Rede scheinen von dieser begeistert gewesen zu sein und sollen immer wieder „Gott will es!“ gerufen haben.
Direkt im Anschluss an die Rede verpflichtete sich der Bischof von Le Puy in einem großen Auftritt am Kreuzzug teilzunehmen. Dieser Auftritt war allerdings mit dem Papst abgesprochen und sollte die Wirkung der Rede noch zusätzlich verstärken. Über Wanderprediger wurde die Nachricht dann in den christlichen Gebieten verbreitet.