Gemeinwohl-Ökonomie (kurz: GWÖ) ist ein Gegenmodell zu unserer heutigen Marktwirtschaft, die von Kapitalismus geprägt ist. Dabei soll es nicht vorrangig darum gehen, privates Unternehmertum abzuschaffen, sondern einen stärkeren Fokus auf Werte wie Nachhaltigkeit und Solidarität zu legen.
In der GWÖ geht es also nicht um Profitmaximierung, sondern darum, dem Gemeinwohl zu dienen.
Idee & Vision
Die Vision der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung ist die Veränderung unseres Wirtschaftssystems hin zu gemeinwohl-förderndem Wirtschaften. Sie setzt ihre Arbeit auf wirtschaftlicher (Zweck des Wirtschaftens, Werte), politischer (Mitbestimmung, rechtliche Veränderung) und gesellschaftlicher (Wertschätzung, Systemwandel) Ebene an.
Einen Rahmen für die Arbeit der Bewegung bilden u.a. die allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die demokratischen Grundwerte, Beziehungswerte nach Erkenntnissen der Sozialpsychologie, die Achtung vor der Natur und der Schutz der Erde (Earth Charter) und das Konzept der planetaren Grenzen.
Die Lohnunterschiede - was ist fair?
Manager*innen erhalten bis zu mal höhere Löhne, als die geringst Verdienenden der gleichen Firma.
In der GWÖ soll die Schere zwischen den Top-Verdienenden einer Firma und den niedrigsten Verdienenden einer Firma nicht zu groß werden. Deshalb sind in der GWÖ die Löhne der Top-Verdienenden höchstens mal so hoch.
Die Ausrichtung des Systems
Die Ausrichtung auf Gewinnmaximierung (um jeden Preis) ist mit fatalen Folgen für die Arbeitenden und die Natur verbunden.
Wie gut ein Land dasteht, wird meist am Wachstum des BIP, des Bruttoinlandsprodukts, gemessen. Dass bei solchen Einschätzungen Mensch und Umwelt auf der Strecke bleiben, wird von verschiedenen Seiten kritisiert.
Trotzdem ist das Wachstum des Angebots von Waren und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft heute der entscheidende Indikator – genauso wie für Unternehmen oft das Wachstum des Gewinns.
Der Erfolgsindikator in der Gemeinwohl-Ökonomie ist nicht das BIP, sondern die Gemeinwohl-Bilanz. Diese wird an diversen Faktoren gemessen.
Diese Bilanz folgt einem Punktesystem. Kriterien werden dabei unter die Lupe genommen. Nicht nur die am Unternehmen beteiligten Eigentümer und Finanzpartner werden beachtet, sondern auch Liferanten, Mitarbeiter*innen, Kund*innen sowie das gesellschaftliche Umfeld. So werden auch die Auswirkungen des Handelns eines Unternehmens auf das Umfeld erkennbar.
Im Anschluss wird die GWÖ-Bilanz von externen Prüfern geprüft. Zu den Unternehmen mit Gemeinwohl-Bilanz gehören z.B. der Ökostrom-Anbieter Polarstern, die Bio-Anbauverband Bioland, der Outdoor-Anbieter Vaude, die Krankenkasse BKK ProVita und der Trinkflaschen-Hersteller Soulbottles.
Wie eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt wird, erfährst du in [diesem Artikel].
Grundgedanken
Immer noch werden im harten Preiskampf von Firmen neue Strategien entwickelt, die Geld einsparen können: ob eine Verlagerung in Länder mit niedrigeren Löhnen oder die Verwendung von kurzlebigen und umweltschädlichen Materialien. Unterstützer*innen der GWÖ sehen darin eine falsche Richtung und fordern ein Umdenken.
In einer Studie der Universitäten Flensburg und Kiel fanden Wissenschaftler*innen heraus, dass durch das GWÖ Punktesystem eine verbesserte Nachhaltigkeit erzielt werden konnte. Heraus kam außerdem, dass Suffizienz eine große Rolle in der GWÖ spielt.
Quellen
- Webseite der GWÖ Bewegung: Zitat, Idee & Vision
- Utopia: GWÖ Beschreibung, Beispiele und Bilanz
- deutschlandfunk.de: GWÖ ausführlich
- Suffizienz
- Bild 1 von Clker-Free-Vector-Images (Pixabay) Bild 2 von DarkmoonArt_de (Pixabay) Bild 3 von OpenClipart-Vectors (Pixabay)