Als Abhängigkeit bezeichnet man den zwanghaften Drang, ein bestimmtes Verhalten auszuüben, oder eine bestimmte Substanz einzunehmen.
Die Begriffe "Sucht" und "Abhängigkeit"
Sucht ist der umgangssprachliche Begriff für verschiedene medizinisch-psychologische Krankheitsbilder. Eine Sucht (Abhängigkeitssyndrom) umschreibt also eine Abhängigkeit, die substanzgebunden (Alkohol, Nikotin, Medikamente, Drogen) und nicht-substanzgebunden (Impulskontrollstörung, Zwangsstörung oder Verhaltenssucht) sein kann.
In der Medizin spricht man heute meist nicht mehr von Sucht, sondern verwendet den Begriff Abhängigkeitssyndrom.
Um gesellschaftliche Vorverurteilungen von Erkrankten zu vermeiden und um deutlich zu machen, dass es sich beim Abhängigkeitssyndrom um eine Krankheit handelt, werden die Begriffe "Sucht" und "Süchtiger" vermieden.
Allgemeine Abhängigkeit
Rauschmittel können sowohl stofflich (Alkohol, Nikotin, Medikamente, Drogen…) als auch nichtstofflich (kaufen, arbeiten, Internet …) sein. Es besteht immer eine psychische, manchmal zusätzlich eine körperliche Abhängigkeit, d.h., es treten beim Absetzen des Rauschmittels Entzugserscheinungen in Form verschiedenartiger Beschwerden auf.
Welche Phasen hat eine Abhängigkeit?
Üblicherweise ist eine Suchterkrankung durch drei Phasen gekennzeichnet:
Einleitungsphase: Erster Kontakt mit dem Rauschmittel, positives Erleben (entweder durch Herbeiführung angenehmer oder Ausschalten unangenehmer Gefühle), aussteigen können, aber (noch) nicht wollen.
Kritische Phase: Gewöhnung an das Suchtverhalten, ausweichendes Verhalten gegenüber der Umwelt. Nicht aussteigen können und es auch nicht wollen.
Chronische Phase: Abhängigkeit/Sucht = absoluter Kontrollverlust, aussteigen wollen, aber nicht (mehr) können.
Der Ausstieg erfordert den festen Willen und die Bereitschaft des Betroffenen und ist oft durch Rückschläge gekennzeichnet.
Wenn von Abhängigkeit die Rede ist, bezieht man sich auf die 3. (chronische) Phase.
Der Konsum wird zum Zwang. In dieser Phase wird das wahre Leid dieser Erkrankung deutlich: Man kann nicht mehr ohne die Stoffe oder das Verhalten leben, von denen man abhängig ist.
Wenn aus Konsum Zwang wird
Es ist die Phase, welche das wahre Leid dieser Erkrankung offenbart, denn der anfänglich als positiv empfundene Effekt des Rauschmittelkonsums wird als Zwang erlebt - Wirkungsverlust und Dosissteigerung.
Gleichzeitig bildet er für den Betroffenen den einzigen Lebensinhalt. Der allmähliche Wirkungsverlust der Droge führt oft zur Dosissteigerung und damit tiefer in die Abhängigkeit. Das ist ein Teufelskreis.
Da der süchtige Mensch in einem Teufelskreis gefangen ist, dem er allein nicht mehr entkommen kann, ist Hilfe von außen zum Ausstieg unerlässlich. Allerdings schlägt sie nur dann an, wenn sie von dem Betroffenen selbst gewollt ist und angenommen wird. In Fällen körperlicher Abhängigkeit ist außerdem ein Entzug notwendig, welcher fachmännischer Unterstützung und Betreuung bedarf. Dafür braucht es Mut zur Wahrheit, weil man sich erst einmal eingestehen muss, dass man süchtig ist.
Genauso wenig wie die Entwicklung der Abhängigkeit nicht von heute auf morgen erfolgt ist, so kann auch der Ausstieg nicht innerhalb kürzester Zeit geschafft werden. Deshalb kann eine längerfristige (psychologische) Betreuung auf diesem Weg ein entscheidender Faktor zum Erfolg sein.
Endorphinausschüttung
Endorphin ist ein Glückshormon. Eine Endorphinausschüttung bewirkt ein Glücksgefühl. Bei Endorphinmangel treten Mangelerscheinungen auf, das heißt: Um das Glücksgefühl zu wiederholen, nimmt man das Rauschmittel wieder zu sich oder wiederholt das Verhalten.
Psychische Begleiterkrankungen
Häufige psychische Begleitkrankheiten sind Angststörungen, Depression, Anpassungsstörungen sowie Persönlichkeitsstörungen und Psychosen. Oft werden diese Symptome durch einen verminderten Dopaminspiegel hervorgerufen, der durch Selbstmedikation mit Drogen kurzzeitig kompensiert wird. Daher haben Menschen, die psychische Störungen aufweisen, ein höheres Risiko, eine Drogenabhängigkeit zu entwickeln. Die Befriedigung der Abhängigkeit nimmt im Leben der Betroffenen einen immer größeren Raum ein. Die Aufmerksamkeit der Konsumierenden wird von der Motivation zum Substanzkonsum zunehmend auf Konsum und Beschaffung der psychoaktiven Substanz und das anschließende Verweilen im Rauschzustand verlagert. Daraufhin werden andere Aktivitäten, Interessen und Verpflichtungen vernachlässigt. Die Persönlichkeit oder die Persönlichkeitsentwicklung kann erheblich beeinträchtigt werden.