Dramatische Texte dienen als literarische Vorlagen für Theaterstücke. In diesem Artikel lernst du alle Eigenschaften dieser besonderen Textgattung kennen.
Was ist Dramatik?
Fiktive Literatur wird in drei Gattungen aufgeteilt: Epik , Lyrik und Dramatik. Du kannst jede Textsorte, die aus fiktiven Elementen besteht, mindestens einer dieser Gattungen zuordnen.
Zu der Dramatik zählen alle Texte, die für die Aufführung auf einer Bühne geschrieben wurden. Daraus ergibt sich ihre besondere Form: Sie sind in Dialogen und Monologen verfasst. Du erkennst sie auch an ihrer Gliederung in Akte und Szenen. Außerdem findet man in den dramatischen Texten Anweisungen für die spätere Umsetzung auf der Bühne, die sogenannten Regieanweisungen.
Das eigentliche literarische Werk bezeichnet man als „Drama”. Je nach Verlauf der Handlung unterscheidest man zwischen Komödien und Tragödien.
Merkmale
Wenn du die typischen Eigenschaften der Dramatik kennst, dann kannst du die Dramatik leichter von den anderen Textgattungen Lyrik und Epik unterscheiden.
Da es sich bei dramatischen Texten um Theaterstücke handelt, bezeichnet man sie auch als "Bühnendichtung". Sie sind darauf ausgelegt, auf einer Bühne dargestellt zu werden, weshalb sie ganz spezifische Merkmale aufweisen.
Typische Merkmale der Dramatik sind:
Gliederung in Szenen und Akte
Figurenrede (es gibt keinen Erzähler)
Regieanweisungen
Im Folgenden gehen wir näher auf die Erkennungsmerkmale der Dramatik ein.
Aufbau: Szenen und Akte
Durch den typischen Aufbau erkennst du schon auf den ersten Blick, dass es sich bei dem vorliegenden Text um ein Drama handelt. Die Handlung wird in verschiedene Sinneinheiten gegliedert, die als "Akt", manchmal auch als "Aufzug" bezeichnet werden. Diese wiederum bestehen aus mehreren Szenen.
Das bedeutet für deine Interpretation: Gib beim Zitieren nicht die Seitenzahl an, sondern Akt, Szene und Zeile.
Figurenrede
In einem Drama gibt es keinen Erzähler oder lyrisches Ich, das heißt niemand sagt dir, was gerade passiert, denn eigentlich wird das ja bei der Aufführung auf der Bühne gezeigt. Also kannst du dir die Geschichte nur durch die Gespräche der handelnden Charaktere erschließen. Du musst selbst herausfinden, wo und wann die Geschichte spielt und wie die Figuren wohl aussehen.
Ein dramatischer Text besteht also größtenteils aus der wörtlichen Rede der Figuren. Diese Figurenrede umfasst alles, was die Charaktere innerhalb dramatischer Texte sagen, also sowohl Dialoge als auch Monologe. Die Figurenrede treibt nicht nur den Handlungsverlauf voran, sondern gibt dir auch Informationen, die du brauchst, um die Geschichte zu verstehen.
Gerade in älteren Dramen mit altmodischer Sprache ist es gar nicht so einfach zu verstehen, worum es eigentlich geht. Helfen kann es, wenn du den Text laut vorliest, denn genau dazu ist er ja da. Ist das nicht möglich, lies den Text mehrmals langsam durch. Es ist ganz normal, dass du den Inhalt der oft überlangen Sätze nicht sofort erfassen kannst.
Dialog | Monolog | |
---|---|---|
Wer spricht? | mehrere Charaktere sprechen miteinander | ein Charakter spricht mit sich selbst |
Welche Information gibt die Figurenrede? | Beziehung zwischen den Charakteren Gedanken, Gefühle, Pläne | tiefer Einblick in die Gedankenwelt eines Charakter Selbstoffenbarung |
Regieanweisungen
Neben der Figurenrede findest du in dramatischen Texten auch Regieanweisungen. In ihnen steht alles, was sich durch wörtliche Rede nicht so einfach vermitteln lässt. Sie sind kursiv geschrieben, also kannst du sie sehr leicht von der Figurenrede unterscheiden.
Häufig geben Regieanweisungen Anmerkungen zum Bühnenbild oder zu Auf- und Abgängen der Figuren. In manchen Fällen kann aber auch ein Hinweis darauf gegeben werden, was ein Charakter gerade tut, etwa lachen oder schreien. Damit geben sie auch den Schauspieler /-innen, die diese Figuren verkörpern, vor, wie sie sich auf der Bühne zu verhalten haben oder wie sie ihre Rolle interpretieren sollen.
Formen der Dramatik
In Dramen wird immer eine Geschichte erzählt, in der es einen oder mehrere Konflikte gibt.
Je nachdem, worum es in dem Problem geht und wie das Ganze am Ende aufgelöst wird, unterscheidest du zwischen verschiedenen Dramenformen. Dramentexte werden grob in Tragödie und Komödie unterteilt und sie sind es auch, die dir hauptsächlich im Unterricht begegnen.
Tragödie | Komödie | |
---|---|---|
Inhalt | ernste und traurige Themen wie z.B. soziale Ungerechtigkeit | ein lustiges Stück, dass oft Schwächen von Menschen thematisiert |
Ende | Konflikt endet oft mit dem Scheitern oder Tod des Protagonisten (Hauptcharakters) | Konflikt wird aufgelöst; Drama geht gut aus |
Effekt | soll zum Nachdenken anregen und emotional bewegen | soll unterhalten und zum Lachen bringen |
Bekanntes Beispiel | "Faust" (1808) von Johann Wolfgang von Goethe | "Der zerbrochene Krug" (1806) von Heinrich von Kleist |
Mithilfe der folgenden Untergattungen kannst du noch näher bestimmen, um welche Art von Drama es sich handelt.
Tragikomödie: Drama mit komischen und tragischen Elementen (z.B. "Der Besuch der alten Dame" (1956) von Friedrich Dürrenmatt)
Soziales Drama: Handlung ist durch soziale Umstände geprägt (z.B. "Die Weber" von Gerhart Hauptmann)
Analytisches Drama: Entdeckungs- oder Enthüllungsdrama (z.B. "Die Braut von Messina" von Friedrich Schiller)
Historisches Drama: Geschichtsdrama, thematisiert historisches Geschehen, an wahre Begebenheiten angelehnt (z.B. "Dantons Tod" von Georg Büchner)
Versdrama: in Versen geschriebenes Drama (z.B. "Der Tor und der Tod" von Hugo von Hofmannsthal)
Ritterdrama: Drama mit einem Ritter als Protagonist (z.B. "Das Käthchen von Heilbronn" von Heinrich von Kleist)
Fachbegriffe und Personen in Dramen
In dieser Liste findest du wichtige Begriffe, die dir im Zusammenhang mit Dramen immer wieder begegnen werden. Es ist nützlich, sie zu kennen und du kannst sie jederzeit für Analysen oder Interpretationen verwenden.
Inszenierung: Vorbereitung, Gestaltung und Umsetzung eines Dramas (wie die Aufführung in Szene gesetzt wird)
Dramatis Personae: alle handelnden Figuren in einem Drama
Antistrophe: Chorlied im griechischen Drama der Antike
Aufzug/Akt: in sich geschlossener Abschnitt eines Dramas
Epilog: Nachspiel
Exposition: Einleitung eines Dramas; Vorstellung von Personen und Hintergründen
Intermezzo: Zwischenspiel
Katastrophe: Schlusshandlung eines Dramas mit der entscheidenden Wendung
Monolog: Selbstgespräch
Peripetie: Der entscheidende Wendepunkt im Drama
Protagonist: Hauptfigur und erster Schauspieler im antiken Drama
Retardierendes Moment: Eine die Handlung verzögernde Szene
Antagonist: Gegenspieler des Protagonisten
Held: aktiv handelnde Hauptfigur
Antiheld: passive, negative Hauptfigur
Quellen
- Abb. Theatermasken
- Abi.unicum
- Lamping, Dieter: Handbuch der literarischen Gattungen, Stuttgart: 2009.