Lebewesen haben verschiedene Strategien entwickelt, um zu überleben. Eine oft genutzte Strategie ist die Tarnung. Auch die Warnung ist eine beliebte Strategie. Dabei unterscheidet man die Warnung vor der eigenen Gefährlichkei, z.B. durch das auffällige Streifenmuster einer Wespe, von der Nachahmung gefährlicher Tiere oder Pflanzen, ohne selbst gefährlich zu sein.
Mimese
Die möglichst gute Tarnung durch Imitation der Umwelt wird Mimese genannt. Lebewesen imitieren dabei entweder andere Lebewesen (=Mimikry) oder unbelebte Gegenstände ihres Lebensraums. Sie werden so von möglichen Fressfeinden nicht erkannt.
Zoomimese
= Anpassen an andere Tiere
Beispiel: Ameisenspringspinne sieht aus wie Ameise.
Phytomimese
= Anpassen an Pflanzen
Beispiel: Gespenstschrecke sieht aus wie ein Blatt.
Allomimese
= Anpassen an Gegenstände
Beispiel: Lithops (Pflanzenart) sehen aus wie Steine.
Mimikry
Eine Art ahmt eine andere Art nach und hat dadurch einen Vorteil. Dieser kann in der Abschreckung von Fressfeinden oder auch der Anlockung von Beute bestehen. Nachahmer ähneln der ihrem Vorbild im Aussehen oder passen ihre Kommunikation an.In der Natur kommen viele verschiedene Varianten der Mimikry vor.
Beispiele
In der Natur kommen viele verschiedene Varianten des Tarnens und Warnens vor. Verschiedene Wissenschaftler haben Varianten im Tier- und Pflanzenreich erforscht:
Nachahmung gefährlicher Tiere
Einige Tiere ahmen gefährliche Tiere nach, um selber gefährlich zu wirken.
Ein Beispiel dafür ist ein Schmetterling, der Hornissenglasflügler. Er sieht aus wie eine Hornisse. Die Hornisse wird von Fressfeinden aufgrund des schmerzhaften Stichs gemieden. Weil er genau so aussieht wie eine Hornisse frisst auch kein Feind den Hornissenglasflügler, obwohl er ungefährlich ist.
Anpassung an mittlere Gefährlichkeit
Der Zoologe Robert Merten entdeckte, dass sich viele amerikanische Schlangenarten ähneln. Einige von ihnen sind sehr giftig (z.B. Korallenotter), einige schwach giftig (Arten der Gattung Erythrolamprus) und andere gar nicht giftig (z.B. Dreiecksnatter).
Merten vermutete, dass die gefährlichen, giftigen Arten und die ungiftigen Arten an das Aussehen der mittelgefährlichen Arten angepasst sind.
Die ungiften Arten werden von möglichen Fressfeinden für eine giftige Schlange gehalten und deswegen von Fressfeinden gemieden.
Die giftigen Arten werden von ihren Beutetieren für eine schwach giftige, nicht so gefährliche Schlange gehalten. Deswegen fällt es ihnen leichter Beute zu erlegen.
Abb. 3: Ungiftige Dreiecksnatter (oben), schwach giftige Korallenschlange (mitte) und stark giftige Korallenotter (unten)
Anlocken von anderen Arten
Einige Arten ahmen die Beute anderer Arten nach, um diese dann zu fressen. Ein Beispiel dafür sind Anglerfische, ein bodenlebender Meeresfisch. Er besitzt Fortsätze über seinem Maul, die von anderen, kleineren Fischen für Würmer gehalten werden. Wenn die Fische diese Würmer fressen wollen, werden sie stattdessen vom Seeteufel gefressen.
Ein weiterer Grund, um andere Arten anzulocken ist die Bestäubung der eigenen Blüten von Pflanzen. Diese Art der Peckhamschen Mimikry verwenden zum Beispiel einige Orchideenarten. Sie imitieren mit ihrer Blüte das Aussehen und Gefühl weiblicher Solitärbienen. Männliche Bienen, die sich mit den Weibchen paaren wollen, bestäuben stattdessen die Blüten.
Abb. 4: Mit einem Fortsatz über dem Maul lockt der Anglerfisch Beute an.
Abb. 5: Blüten des Fliegen-Ragwurzes ähneln weiblichen Bienen
Nutzung der gleichen Warntracht
Verschiedene Arten mit gleicher Wirkung (z.B. Ungenießbarkeit) besitzen die gleiche Warntrach. Fressfeinde lernen so schneller, dass diese Arten mit derselbern Warntracht ungenießbar sind.
Der Zoologe Fritz Müller hat dies erstmals bei verschiedenen Schmetterlingsarten im brasilianischen Regenwald beschrieben.
Abb. 6: Verschiedene Arten der Heliconius-Schmetterlinge besitzen die gleiche schwarz-rot-weiße Warntracht.
Du hast noch nicht genug vom Thema?
Hier findest du noch weitere passende Inhalte zum Thema: