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Kurs

3. Welchen Einfluss hat Big Data auf unsere Gesellschaft?

1 Übersicht

Dieser Kurs gibt einen Eindruck welchen Einfluss Big Data auf die Gesellschaft jetzt schon hat und zukünftig haben könnte.

Voraussichtliche Dauer

20 Minuten

Vorkenntnisse

Du solltest wissen was Big Data bedeutet und welche Vorteile und Risiken damit einhergehen. Schließe dafür die Kurse 1. Was ist Big Data? und 2. Big Data - Vorteile & Risiken ab.

2 Anna bittet Tim um Unterstützung

Annas Recherche hat ihr bereits einige Fragen zum Thema Big Data beantwortet. Sie weiß nun, dass Daten aus den verschiedensten Quellen stammen und diese gespeichert und analysiert werden. Das ist mit vielen Vorteilen für Anna verbunden, birgt aber auch Risiken, die man sich bewusstmachen sollte.

Anna fragt sich nun, ob Big Data nicht nur einzelne Personen, sondern auch ganze Gesellschaften beeinflussen kann.

Um Unterstützung bei ihrer Recherche zu bekommen, trifft sich Anna mit ihrem besten Freund Tim, der sich ebenfalls für das Thema Big Data interessiert.

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Lerne gemeinsam mit Anna und Tim, wie Big Data jetzt und zukünftig unsere Gesellschaft verändern kann.

3 Der Einfluss von Big Data auf unsere Gesellschaft

Das Sammeln und Analysieren von Daten hat bereits heute einen großen Einfluss auf die Gesellschaft. Dieser Einfluss wird in der Zukunft wachsen. Unter anderem werden immer mehr Daten gesammelt und es kann überprüft werden, ob die Analysen und daraus gezogenen Rückschlüsse erfolgreich waren. Außerdem wird die technologische Entwicklung immer weiter voranschreiten. Hier erhältst du einen Einblick in die Möglichkeiten, die mit Big Data einhergehen:

  • Mithilfe von Big Data können Prognose zur Entstehung von Krankheiten, wie Alzheimer, Diabetes und Krebs, erstellt werden. Durch gesammelte Daten über die Art und Weise, wie Menschen, die diese Krankheiten entwickeln, leben, können entsprechende Muster bei diesen Krankheiten festgestellt werden. Analysiert werden hier unter anderem Gewohnheiten, Sportverhalten und die Ernährung. Dadurch lassen sich Risikoverhaltensweisen und -gruppen ermittelt.

    Durch das Bewusstmachen der Risikoverhaltensweisen sowie durch die frühzeitige Unterstützung von Risikogruppen können diese Krankheiten präventiv behandelt werden. Allerdings muss mit diesen Vorhersagen auch vorsichtig umgegangen werden. Solche Analysen können beispielsweise dazu führen, dass Personen, die einer bestimmten Risikogruppe angehören, benachteiligt werden. Beispielsweise, weil sie einen höheren Krankenkassenbeitrag zahlen müssen. Oder weil sie nicht einstellen, da der Arbeitgeber befürchtet, diese Person wird erkranken und damit einen wirtschaftlichen Nachteil für ihn erzeugen.

  • Big Data ermöglicht es auch, Zusammenhänge in einem Großen und Ganzen zu verstehen. Hierbei ist zum Beispiel interessant, wie die soziale Herkunft einer Person mit Gesundheit, Bildungsstand, Kriminalität aber auch der Möglichkeit des sozialen Auf- und Abstieges zusammenhängt. Erkenntnisse über diese Zusammenhänge könnten Gesellschaftsstrukturen verändern. Z.B. kann daraus eine bessere Chancengleichheit resultieren. Genauso ist aber auch möglich, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter wird.

4 Gedankenexperiment

Stell dir vor, es gibt ein neues Smartphone auf dem Markt, dass du unbedingt haben möchtest. Das Smartphone gibt es aber nur in einer limitierten Auflage und der Hersteller entscheidet, wer dieses Smartphone bekommt. Dafür hat er Kriterien und ein Punktesystem entwickelt.

Personen werden danach bewertet, ob sie bereits bei dem Hersteller eingekauft haben, ob sie den Hersteller positiv bewerten und ob sie Werbung für Produkte des Herstellers weiterleiten. Punkteabzug gibt es, wenn sie Produkte der Konkurrenz besitzen. Außerdem gibt es Punkte, wenn man mit Personen befreundet ist, die auch viele Punkte haben. Genauso werden Punkte abgezogen, für Freundschaften zu Personen, die einen niedrigen Punktestand vorweisen oder nicht an der Aktion teilnehmen.

Damit der Hersteller die Punktevergabe vornehmen kann, erteilen ihm alle Personen, die an der Aktion teilnehmen wollen, die Erlaubnis auf all ihre Daten zuzugreifen.

Um den Teilnehmern aber auch die Möglichkeit zu geben, Einfluss auf den eigenen Punktestand zu nehmen, kündigt der Hersteller dieses Vorgehen ein halbes Jahr im Voraus an.

Welche der folgenden Maßnahmen würdest du ergreifen, um deinen Punktestand und damit die Chance auf das begehrte Smartphone zu erhöhen?

  • einige Produkte des Herstellers kaufen

  • Produkte der Konkurrenz entsorgen

  • Werbung weiterleiten

  • den Hersteller in sozialen Medien und auf Bewertungsplattformen positiv bewerten

  • dich mit Personen anfreunden, die einen hohen Punktestand haben

  • Freunden mit einem niedrigen Punktestand die Freundschaft kündigen

Hast du es dir überlegt? Würdest du alle Maßnahmen ergreifen? Das Ganze mag harmlos klingen oder sogar lächerlich. Schließlich geht es "nur" um ein neues Smartphone. Lese auf der folgenden Seite, wie Big Data aber genutzt werden kann, um Bürger eines gesamten Landes zu kontrollieren.

5 Der Einfluss von Big Data auf ein ganzes Land

Die Volksrepublik China bietet ein Beispiel, wie ein Staat die Gesellschaft eines ganzen Landes mithilfe von Big Data beeinflusst. Der Staat sammelt sehr viele Daten über die eigenen Bürger. Zusätzlich hat er ein Bewertungssystem entwickelt, mithilfe dessen erwünschtes und unerwünschtes Verhalten von Bürgern beurteilt wird.

Die Regierung kann nun einer Person, abhängig von ihrem Punktestand, Privilegien oder Restriktionen, wie z.B. den Zugang zu einer Universität, aussprechen. Damit stellt der Staat sicher, dass Personen, die sich an die Regeln vom Staat halten, privilegierter sind als Personen, die gegen diese Regeln verstoßen und formt damit das Verhalten der Bürger.

Weiterhin haben auch die sozialen Kontakte einen Einfluss auf den eigenen Punktestand. Kontakt mit Personen, die viele Punkten haben, können den Punktestand positiv beeinflussen, Kontaktpersonen mit weniger Punkten beeinflussen den Punktestand negativ. Damit werden Bürger, die unerwünschtes Verhalten zeigen, sozial ausgegrenzt. Denn ihre Freunde werden womöglich den Kontakt abbrechen, um den eigenen Punktestand nicht zu gefährden.

Das Problem ist, dass es sich hierbei nicht um Gesetze handelt. Ob ein Verhalten, wie Autofahren, Demonstrieren oder kontroverse Bücher lesen gut oder schlecht ist, entscheidet der Staat. Der Staat nimmt also mithilfe von Big Data darauf Einfluss, wer Privilegien, wie eine gute Berufsausbildung oder einen guten Job, erhält und formt damit seine Gesellschaft.

Die Volksrepublik China ist natürlich nicht Europa bzw. Deutschland. Oder ist etwas in der Art hier auch möglich? Gehe auf die nächste Kursseite, um mehr zu erfahren.

6 Social Scoring - 1

Hast du schon einmal bei einem Online-Händler Waren per Lastschriftverfahren oder auf Rechnung bestellt oder kennst du Personen, die das getan haben?

Bei diesen Zahlungsmethoden geht das Geld erst nach der Versendung der Ware bei dem Händler ein. Für den Kunden ist die Bezahlungsart sehr praktisch, denn er erhält die Ware schnell und kann sie auch zurücksenden, ohne dass sein Geld hin- und zurückgeschoben wird. Der Händler trägt allerdings ein höheres Risiko für Zahlungsausfälle. Um sein Risiko zu minimieren, bedient sich der Händler sogenannte Scoring-Verfahren.

Das Wort „Scoring“ stammt von dem englischen Wort „to score“ ab, was so viel wie „Punkte sammeln“ bedeutet. Über ein Scoring-Verfahren soll die Zahlungsfähigkeit (Bonität) eines Kunden überprüft werden. Ein besonders hoher Wert (Score) spricht für eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde die Ware auch tatsächlich bezahlt, ein niedriger Wert spricht für eine geringe Zahlungswahrscheinlichkeit.

Wie dieser Score berechnet wird, ist für Konsumenten nicht unbedingt transparent. Es gibt sogenannte Scoring-Dienstleister, die sich u.a. Auskunfteien, wie der Schufa, und öffentlich zugänglichen Verzeichnissen, aber auch den Datenbanken von Unternehmen bedienen und aus diesen Daten einen individuellen Score für jeden Kunden berechnen und in Sekundenschnelle an den Händler weiterleiten. In den Wert spielt unter anderem frühes Zahlungsverhalten mit rein. Aber auch andere Variablen, wie die Wohngegend oder das Zahlungsverhalten der Eltern bzw. des Partners, können eine Rolle bei der Berechnung der Zahlungswahrscheinlichkeit spielen. Der Händler kann für sich selbst festlegen, ab welchem Wert er die Bezahlungsmethoden auf Rechnung und per Lastschrift anbietet und bei welchem Wert ihm das Risiko zu hoch ist.

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7 Social Scoring - 2

Big Data liefert mittlerweile ganz neue Möglichkeiten, die Zahlungsfähigkeit von Personen auch aufgrund von erhobenen Daten aus sozialen Netzwerken, wie z.B. Facebook und Xing, oder aus anderen im Internet hinterlassenen Datenspuren einzuschätzen. Informationen zum Schulabschluss, zum beruflichen Werdegang, dem Arbeitgeber spielen genauso eine Rolle, wie Kenntnisse über die Freunde und dessen Bonität.

Solche Verfahren werden Social-Scoring genannt. Hierbei fließen neben den Daten, die ein Kunde in sozialen Netzwerken, im Webbrowsern und auch bei großen Online-Händlern hinterlässt, auch Informationen über die technischen Geräte (z.B. das neuste iPhone), die der Kunde verwendet, mit ein. Mithilfe von komplexen Analysen wird dann die Bonität des Kunden berechnet.

Social-Scoring hat den Vorteil, dass auch Personen, die über die klassische Methode keinen Kredit erhalten würden, die Möglichkeit auf einen Kredit haben. Genauso kann es aber auch passieren, dass Personen, die eigentlich eine gute Bonität haben, einen niedrigen Wert erhalten und ihnen damit kein Kredit ausgestellt wird, z.B. weil sie soziale Netzwerke nicht nutzen. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Personen im Internet falsch präsentieren bzw. vorgeben jemand anderes zu sein, um einen hohen Score zu erhalten.

Auch wenn es in Deutschland bereits Ansätze gibt, Social Scoring einzuführen, gestattet die Rechtslage eine Bonitätsprüfung aufgrund dieser Daten (noch) nicht. In anderen Ländern ist das allerdings bereits möglich.

Social Scoring ist also eine weitere Möglichkeit, wie Big Data unsere Gesellschaft verändern kann. Das Beispiel von China oder das Gedankenexperiment zu dem neuen Smartphone sind also gar nicht mal so weit entfernt von unserer Realität.

8 Übungsaufgaben

Anna und Tim haben viele Informationen erhalten und sind sich nicht sicher, ob sie alles verstanden haben.

Kannst du ihnen helfen die richtige Lösung auf die Übungsaufgaben zu finden?

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9 Zusammenfassung

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Du hast mit Anna und Tim gelernt, dass Big Data bereits heute einen großen Einfluss auf uns Menschen und unsere Gesellschaft hat. Dieser Einfluss wird in Zukunft wachsen.

Du solltest dir merken, dass Big Data vor allem in Bereichen, wie Krankheitsprävention und Terrorbekämpfung, unterstützen kann. Big Data kann aber auch genutzt werden, um Macht über andere Personen auszuüben, sie zu manipulieren und ihnen den eigenen Willen aufzuzwingen. Eine besondere Gefahr von Big Data liegt in der Unwissenheit. Häufig ist der Einfluss nicht offensichtlich und nachvollziehbar oder wird sogar verschleiert. Deshalb können kaum Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Inwiefern Big Data zur Veränderungen von Gesellschaften eingesetzt wird ist also nicht nur eine technische und rechtliche, sondern auch eine ethische Frage.

Anna ist aber auch aufgefallen, dass das Smartphone sehr häufig mit dem Sammeln von Daten in Zusammenhang gebracht wird. Wenn du auch Lernen möchtest, über welche Sensoren dein Smartphone Daten sammeln kann, dann besuche mit Anna und Tim den Kurs 4. Smartphones - Die fleißigen Datensammler.


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