Solawi (Solidarische Landwirtschaft) bezeichnet eine Zusammenarbeit zwischen Verbraucher:innen und einer/m Landwirt:in oder einer Gärtnerei. Die Mitglieder beteiligen sich an der Arbeit, beteiligen sich an den Kosten und bekommen dafür frisch geerntetes Gemüse und Obst - regional und saisonal. Die Betriebe haben weniger finanziellen Druck und können dann andere Projekte angehen (z.B. Wildhecken).
Hast du schon einmal von einer SoLaWi gehört?
Bei einer SoLaWi handelt es sich um einen Zusammenschluss von landwirtschaftlichen Betrieben oder Gärtnereien mit einer Gruppe privater Haushalte. Die Mitglieder und der/die Landwirt:in teilen sich Verantwortung, Risiko, Kosten und Ernte. Die SoLaWi wird gemeinschaftlich organisiert und finanziert. Dadurch wird sie unabhängig vom Markt.
Es wird ein Kostenplan erstellt und die die Verbraucher:innen verpflichten sich , einen im Voraus festgesetzten (meist monatlichen) Betrag an den Solawi-Betrieb zu zahlen. Dafür erhält jeder Anteil (1-3 Personen) jede Woche frische, vielfältige, saisonale und regionale Nahrungsmittel, bei denen man genau weiß, wo und wie sie angebaut wurden.
Die Abnahme der Erzeugnisse ist garantiert und die Kosten der Erzeugung sind gedeckt, der landwirtschaftliche Betrieb hat Planungssicherheit. Sollte die Ernte ausfallen, bekommt er trotzdem die monatlichen Anteilsbeiträge. Durch die Abnahmegarantie der Ernten wird es dem Betrieb ermöglicht, unabhängig von Marktzwängen und bedarfsorientiert zu wirtschaften. Er kann dann Maßnahmen ergreifen, die die Bodenfruchtbarkeit erhalten oder sogar aufzuwerten (durch Humusaufbau) und die Artenvielfalt verbessern. Die privaten Haushalte (Anteile) erhalten im Gegenzug die gesamte Ernte und zum Teil auch weiter verarbeitete Produkte (z.B. Brot, Honig).
Der direkte Kontakt zwischen Erzeuger:innen und Verbraucher:innen lässt das gegenseitige Verantwortungsbewusstsein wachsen. Die Verbraucher:innen erleben, wie ihre Konsumentscheidung die Kulturlandschaft gestaltet, soziales Miteinander, Naturschutz und (Arten-)Vielfalt ermöglicht und wie eine zukunftsfähige Landwirtschaft geschaffen werden kann.
Warum Solidarische Landwirtschaft?
In einer Welt, in der Landwirtschaft viel zu oft von
Monokulturen
Bodenverdichtung und -erosion
hohen CO²-Emissionen
Überdüngung
zu großen Betriebsgrößen und
Marktzwängen
geprägt ist, bietet die solidatische Landwirtschaft einen Lösungsweg an und fördert
die Stärkung regionaler Betriebe,
die Erzeugung frischer und ökologischer Lebensmittel und
die Förderung landwirtschaftlicher Vielfalt.
Die Vorteile der Solidarischer Landwirtschaft
Solawis bringen viele Vorteile für Erzeuger:innen, Verbraucher:innen und die Region:
Es wird nicht nur die Existenz der Erzeuger:innen gesichert, da das Risiko einer ggf. schlechten Ernte aufgeteilt wird und sie außerdem durch die garantierte Abnahme mehr Planungssicherheit erhalten, sondern sie können auch die Arbeit im Betrieb freier gestalten und z.B. alte/seltene Sorten anbauen. Aufgrund des wegfallenden Kostendrucks kann ökologisch gewirtschaftet werden und es werden Möglichkeiten eröffnet, zusätzlich lebendige Biotope mit Obstbäumen, Wildhecken und Blühflächen miteinzubinden.
Verbraucher:innen erhalten saisonale, regionale und transparent angebaute, frische Lebensmittel. Sie erfahren durch die Teilhabe an einer Solawi wie ihre Lebensmittel hergestellt werden und wie viel dies kostet und können mehr Wissen z.B. zum Thema Anbau, Verwertung und ökologische Landwirtschaft erlangen. Ein großer Vorteil für alle ist, dass mehr Wertschätzung für Lebensmittel und die dahinter stehende Arbeit entsteht. Die Verbraucher:innen haben direkten Kontakt zu den Menschen, die auf den Feldern arbeiten, und sind bei vielen SoLaWis aufgerufen selbst mitanzupacken. Auch Gemüse, das nicht den Qualitätsmerkmalen der großen Einzelhandelsunternehmen entspricht, (z.B. zu kleine oder gebogene Karotten) findet hier eine Verwertung und wird nicht einfach aussortiert und weggeschmissen.
Auch die Region profitiert von Solidarischer Landwirtschaft: Die Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft wird gefördert. Es findet ein Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen Akteuren statt und es entstehen ggf. weitere Projekte, bei denen die Nachbarschaft weiter zusammenwächst. Die Lebensqualität der Region erhöht sich, auch, da die Wertschöpfung in der Region bleibt.
Erfahrungsbericht :
„Mein erster Acker-Action-Tag in der Solawi war eher ernüchternd, weil ich mir grüne Wiesen, Sonnenschein, summende Bienen vorgestellt hatte. Tatsächlich war es aber bitterkalt und es regnete. Als tapfere Neulinge in der Solawi ließen wir uns davon nicht demotivieren und jäteten die Beete, pflanzten Salat und mulchten die Beete mit Heu. Von diesem ersten Tag sind mir vor allem die dick mit Lehm beklebten Gummistiefel, die eisig gefrorenen Finger und der Muskelkater in Erinnerung geblieben. Die positiven Erinnerungen überwiegen aber, denn irgendwie waren wir alle den ganzen Tag im Flow, wir haben beim Arbeiten mit der Erde, den Pflanzen und Tieren an nichts (oder ganz wenig) gedacht. Abends fühlten wir uns so richtig geerdet. Alle Anspannungen und Emotionen sind von uns abgefallen. Auf jeden Fall schätze ich jetzt alles Gemüse, das bei uns tagtäglich in der Küche verarbeitet wird, viel mehr. Ich werfe nicht mehr unbedacht etwas weg, weil es angegammelt ist. Stattdessen überlege ich, was ich noch daraus zaubern kann. Denn jetzt weiß ich erst, wieviel Arbeit und Mühe es kostet, die kleinen Pflänzchen groß zu kriegen. Und nach dem ersten Erntetag war ich sowas von glücklich, als ich die von uns geernteten Kisten voll Salat, Kräutern & Co. und die zufriedenen Gesichter der anderen Solawi-Mitglieder gesehen habe, die ihre Ernteanteile abgeholt haben.“
Erklärvideo: Was ist Solidarische Landwirtschaft?
Erklärung vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V.
Dieses Video wurde erstellt von: Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V., https://www.youtube.com/@netzwerksolawi/videos
Du hast noch nicht genug vom Thema?
Hier findest du noch weitere passende Inhalte zum Thema:
Artikel
Kurse
Videos
Quellen
- Solidarische Landwirtschaft
- Eigene Fotos: Arbeit im Folientunnel