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Weimarer Klassik - Sei edel, hilfreich und gut!

Die Weimarer Klassik (um 1785-1830) ist eine wichtige Epoche in der Literaturgeschichte.

Die Epoche orientierte sich an klassischen antiken Dichtern. Wir verraten dir, was die Weimarer Klassik genau ist, und welche Merkmale sie auszeichnen.

Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar

Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar

Weimarer Klassik - die Epoche kurz vorgestellt

Die Epoche der Weimarer Klassik dauerte etwa von 1785 bis 1830. Das zentrale Thema war die Orientierung an der antiken Kunst, die als das Ideal für Harmonie und Schönheit angesehen wurde.

Die Bezeichnung "Weimarer Klassik" stammt daher, dass sich das literarische Geschehen jener Epoche vor allem in der Stadt Weimar abspielte. Die wichtigsten Vertreter dieser Zeit waren Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Friedrich Schiller.

Zeitstrahl der literarischen Epochen

Zeitstrahl der literarischen Epochen

Historischer Hintergrund

Die Epoche der Weimarer Klassik war von politischen Umstürzen gekennzeichnet. Ein erstes prägendes Ereignis für die Epoche war die Französische Revolution im Jahr 1789. Aus diesem Grund waren die Ideale Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit von großer Bedeutung für die Vertreter der Klassik.

Gleichzeitig mussten diese aber auch feststellen, dass die französische Republik sich schnell in das gewaltsame Regime der Jakobiner unter Robespierre verwandelte.

Die Vertreter der Weimarer Klassik empfanden große Enttäuschung über die von Gewalt und Krieg geprägte Entwicklung der Französischen Revolution und dem daraus resultierenden Regime, weswegen sie nicht an den politischen Umwälzungen beteiligt waren bzw. diese auch nicht unterstützten.

Das Weltbild der Weimarer Klassik: Rückbesinnung auf die Antike

Die Weimarer Klassik folgte unmittelbar auf eine Zeit mit zwei gegensätzlichen Anschauungen bzw. Literaturströmungen: Die vernunftbetonte Aufklärung (1720 – 1800) und die gefühlsbetonte Strömung des Sturm und Drang (1765 – 1785). In der Weimarer Klassik laufen beide Denkweisen zusammen. Zum einen griff die Weimarer Klassik die wichtigen Werte der Aufklärung, wie die Vernunft, den Humanismus und die Toleranz, auf. Zum anderen wurden aber auch Werte des Sturm und Drang übernommen, wie zum Beispiel der Individualismus. Goethe und Schiller waren noch als junge Männer selbst Teil dieser rebellischen Jugendbewegung gewesen. Später kehrten sie sich aber von ihren alten Idealen ab und wandten sich neuen Maßstäben zu.

Wo die Stürmer und Dränger gegen ihre Vätergeneration rebelliert und die Entfaltung des Individuums in den Mittelpunkt gestellt hatten, orientierte sich die Klassik an antiken Vorbildern. Aus der Sicht des 18. Jahrhunderts galt die Antike als Zeit der Harmonie und Ausgewogenheit. Die Schriftsteller der Weimarer Klassik strebten nach Humanität und Vollkommenheit. So sollte auch eine Harmonie zwischen Verstand und Gefühl, also den Idealen von Aufklärung und Sturm und Drang, hergestellt werden.

Menschenbild der Klassik: "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!"

Das Menschenbild der Weimarer Klassik lässt sich unter einen Schlüsselbegriff fassen: die schöne Seele. Die Idee des Menschenbildes in der Klassik war, dass der Mensch an sich schön und gut sei. Neben Verstand und Gefühl wurde dem Menschen die Sittlichkeit zugeschrieben. In der Weimarer Klassik verfügt der ideale Mensch über einen ausgeglichenen Charakter, dessen Tugenden und Sinne im Gleichgewicht stehen. Sinnlichkeit meint hier das Wahrnehmen mit allen Sinnen. Tugendhaftes Verhalten kannst du dir als moralisch korrektes Handeln und Denken vorstellen. Wichtige moralische Werte der Zeit waren beispielsweise Toleranz und Humanität.

ZitatEdel sei der Mensch, hilfreich und gut!“

So formulierte Goethe seine Forderung an den Menschen in seinem Gedicht "Das Göttliche" (1783). Es ging also um das Streben nach Vollkommenheit. Daraus ergab sich die Vorstellung, dass jeder Mensch sich stetig verbessern und zielstrebig handeln soll.

Motive und Themen der Weimarer Klassik

Die Literatur erfüllte in der Weimarer Klassik eine wichtige Funktion. Sie sollte die Menschen im Sinne der so genannten ästhetischen Erziehung und ganz im Sinne des antiken Vorbildes zu Menschlichkeit erziehen.

Die grundlegenden Themen und Motive in der klassischen Literatur sind:

  • Toleranz, Humanität und Vollkommenheit

  • Selbstbestimmung: Das Individuum soll eigene Entscheidungen treffen.

  • Streben nach Harmonie und Schönheit

Sprachliche Merkmale und Stilmittel

Bei der Analyse von klassischen Werken sollte man nicht nur die inhaltlichen, sondern auch die formalen Merkmale beachten. Denn auf formaler Ebene spiegelt sich ebenfalls das Hauptanliegen der Literaten dieser Zeit wider: das Streben nach Harmonie. Dementsprechend sollten Form und Inhalt zusammenpassen und eine harmonische Einheit bilden.

Die Weimarer Klassik kannst du an folgenden typischen Merkmalen und Stilmitteln erkennen:

  • eine einheitliche und geregelte Sprache

  • Symmetrie

  • formale Ordnung

  • Stichomythie: häufiger Redewechsel innerhalb eines Dramas

  • Sentenz: kurz formulierte, allgemein gültige Aussagen

Literatur der Weimarer Klassik

Die Dramatik war in der Epoche der Weimarer Klassik besonders beliebt. Aber es entstanden auch viele Schriften und Werke der Lyrik und Epik. Wesentliche Merkmale der Literatur der Weimarer Klassik waren eine einheitliche, klare Sprache und Symmetrie, die sowohl inhaltliche als auch formale Harmonie und Ordnung ausstrahlte.

Dramatik

Die Dramatik war die beliebteste literarische Gattung der Weimarer Klassik und zeichnete sich auch durch fünf typische Merkmale aus. Dazu gehören:

  • Sentenz: Kurz formulierte, allgemein gültige Aussagen

  • Stichomythie: Häufiger Redewechsel innerhalb eines Dramas

  • Blankvers: Eine Verszeile, die ungereimt ist und einen fünfhebigen Jambus aufweist

  • Kausalität: Jede Szene baut auf der vorhergehenden Szene auf

  • Katharsis: Läuterung der Seele von Leidenschaften als Wirkung der Tragödie

Ebenfalls typisch für die Klassik ist der sogenannte Historismus, also der Rückgriff auf die Geschichte. So verewigte zum Beispiel Schiller bedeutende historische Persönlichkeiten, wie die schottische Königin Maria Stuart ("Maria Stuart”, 1800) oder den Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell ("Wilhelm Tell, 1804) in seinen Dramen.

Lyrik

Die Lyrik in der Weimarer Klassik orientierte sich ebenfalls stark an Stil und Gestaltung der Antike und folgte sehr strengen formalen Kriterien.

Eine gehobene, teils übertrieben feierliche Sprache ist das zentrale Merkmal klassischer Lyrik. Besonders beliebt waren Ode und Ballade, aber auch Hymnen und Sonette kamen zum Ausdruck.

Epik

Die Epik war in der Weimarer Klassik im Vergleich zur klassischen Lyrik sehr frei und ungeregelt. Ein Beispiel klassischer Epik ist der Bildungsroman "Die Wahlverwandtschaften" aus dem Jahr 1809 von Johann Wolfgang von Goethe.

Beispiele für Autoren und Texte

  • Friedrich Schiller (1759-1805), z.B "Der Handschuh" (1797), "Maria Stuart" (1800) und "Wilhelm Tell" (1804)

  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), z.B. "Die Wahlverwandtschaften" (1809), "Wilhelm Meisters Lehrjahre" (1795/96), "Wilhelm Meisters Wanderjahre" (1829) und "Der Zauberlehrling" (1797)

  • Johann Gottfried Herder (1744-1903), z.B. "Edward" (1774)

  • Christoph Martin Wieland (1733-1813), z.B. "Geschichte des Agathon" (1766/67)

Die nächste Epoche der deutschen Literatur ist die Romantik (um 1795-1845).

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Quellen


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