Wann genau spricht man von einem Reim? Welche Reimformen gibt es? Was ist ein Reimschema?
Diese Fragen beantworten wir dir hier in diesem Artikel.
Reim
Ein Reim ist der Gleichklang zweier oder mehrerer Wörter. Damit sich Wörter reimen können, müssen sie ab dem letzten betonten Vokal gleich klingen, wie es z. B. bei den Wörtern "bauen - klauen" der Fall ist. Ab dem letzten betonten Vokal "au" klingen die Wörter hier gleich. Die Schreibweise ist dabei nicht entscheidend. Die Wörter „Reis“ und „Mais“ reimen sich zum Beispiel ebenfalls trotz unterschiedlicher Schreibweise.
Was ist ein Reimschema?
Das Reimschema beschreibt, in welcher Reihenfolge die Reime in einem Gedicht auftauchen. In einem Gedicht reimen sich die Wörter meistens am Ende der Verse , also der Gedichtzeilen. Man nennt diese Art von Reim daher Endreim.
Eine bestimmte wiederkehrende Reihenfolge von Endreimen wird also als Reimschema bezeichnet.
Ein Reimschema bestimmen
Das Reimschema wird angegeben, indem Verse, deren Enden sich reimen, mit den gleichen Buchstaben gekennzeichnet werden. Dadurch ergeben sich Muster, wie etwa aaaa oder aabb.
Beispiel 1
Letze Nacht war er plötzlich erwacht, a
es war punktgenau Mitternacht, a
als ihm Sterne und Mond haben entgegengelacht, a
und er versank in ihrer unglaublichen Pracht. a
Beispiel 2
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? a
Es ist der Vater mit seinem Kind; a
er hat den Knaben wohl in dem Arm, b
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. b
(Aus: "Erlkönig" - Johann Wolfgang von Goethe)
Im ersten Beispiel (aaaa) reimen sich alle Endreime einer Strophe, im zweiten Beispiel (aabb) reimen sich der erste mit dem zweiten und der dritte mit dem vierten Vers.
Reimschema-Arten
Es gibt verschiedene Reimschemata, die du für eine Gedichtanalyse/Gedichtinterpretation kennen solltest:
Paarreim
Am häufigsten findest du in Gedichten den Paarreim. Er hat das Muster aabb, es reimen sich also zwei aufeinanderfolgende Verse.
Ein Beispiel für den Paarreim ist Heinrich Heines Gedicht "Die Wanderratten":
Es gibt zwei Sorten Ratten: a
Die hungrigen und satten. a
Die satten bleiben vergnügt zu Haus, b
die hungrigen aber wandern aus. b
Kreuzreim
Ein weiteres gängiges Reimschema ist der Kreuzreim. Dabei reimt sich immer ein Versende mit dem übernächsten Versende. Also wechseln sich die Reime ab, weshalb man den Kreuzreim auch Wechselreim nennt. Bei einem Kreuzreim liegt das Reimschema abab vor.
Ein Beispiel für den Kreuzreim ist Heinrich Heines Gedicht "In der Fremde":
Es treibt dich fort von Ort zu Ort, a
du weißt nicht mal warum; b
Im Winde klingt ein sanftes Wort, a
schaust dich verwundert um. b
Umarmender Reim
Der umarmende Reim wird so genannt, weil der äußere Reim den inneren Reim sozusagen umarmt. Das Reimschema ist abba. Ein Beispiel für den umarmenden Reim findest du in Mathias Claudius' Gedicht "Abendlied":
Am Himmel hell und klar, a
der Wald steht schwarz und schweiget, b
und aus den Wiesen steiget b
der weiße Nebel wunderbar. a
Haufenreim
Haufenreime findet man in der deutschen Dichtung vor allem bei Kinderliedern und Kindergedichten. Im Haufenreim enden alle Verse einer Strophe mit dem gleichem Endreim. Das entspricht dem Muster aaaa. Ein Beispiel für den Haufenreim findest du in diesem Kindergedicht:
Auf den hohen Felsenklippen a
sitzen sieben Robbensippen a
die sich in die Rippen stippen a
bis sie von den Klippen kippen. a
Schweifreim
Der Schweifreim besteht aus sechs Versen. Er besteht aus einem Paarreim und einem darauffolgenden umarmenden Reim. Das Reimschema sieht also so aus: aabccb. Ein Beispiel für den Schweifreim ist Christian Morgensterns Gedicht "Herr Winter geh hinter!":
Herr Winter a
geh hinter, a
der Frühling kommt bald! b
Das Eis ist geschwommen, c
die Blümlein sind kommen c
und grün wird der Wald. b
Waise
Die Waise ist kein Reimschema im eigentlich Sinn. Es handelt sich dabei um einen reimlosen Vers innerhalb einer Strophe. In der Gedichtanalyse kannst du die Waise mit x abkürzen. Häufig betont der Dichter damit einen Vers. Für die Gedichtinterpretation ist die Erkennung einer Waise daher sehr wichtig. Ein Beispiel für eine Waise findest du in Eduard Mörikes Gedicht „Er ist’s“:
Veilchen träumen schon, a
wollen balde kommen. b
Horch, ein leiser Hafenton! a
Frühling, ja du bist's! x
Dich hab ich vernommen! b
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Quellen
- Burdorf, Dieter: Einführung in die Gedichtanalyse, 2015.