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Nachhaltigkeit von verschiedenen Textilfasern

Fasern

Abb. 0: Fasern Foto von TheDigitalArtist auf Pixabay

Die Kleidungsstücke, die wir täglich tragen, aber auch Decken, Polster und sonstige Wohntextilien bestehen aus Textilfasern. In diesem Artikel erfährst du mehr darüber, welche Textilfasern es gibt, welche Eigenschaften sie haben und wie sie ökologisch zu bewerten sind.

Wenn man die Umweltauswirkungen der verschiedenen Textilfasern vergleicht, sind besonders der Flächenverbrauch, der Energie- und Wasserverbrauch, der Pestizid- und Herbizideinsatz, Transportwege, CO2​ Ausstoß und die Langlebigkeit wichtig. Auch auf faire Arbeitsbedingungen sollte man möglichst achten.

Durch die Verwendung von Fasern oder Gewebe, die ganz oder teilweise aus Recycling oder Upcycling stammen, kann die Umweltbelastung deutlich reduziert werden. Beispielsweise können Jeanshosen aus Alttextilien hergestellt werden.

Man kann die Umweltauswirkungen beispielsweise über den ökologischen Rucksack berechnen. Der ökologische Rucksack gibt die Menge an Ressourcen an, die für die Herstellung, die Nutzung und die Entsorgung eines Produkts verbraucht wird. Vielleicht kennt ihr bereits den ökologischen Fußabdruck, bei dem die verbrauchte Fläche berechnet wird. Der ökologische Rucksack gibt im Gegensatz dazu die Menge an Energie und Materialien an, die ein Produkt benötigt. Man kann dies auch für den eigenen Lebensstil berechnen.

Pflanzenfasern

Pflanzenfasern produziert einmal die Pflanze selbst, als Umhüllung der Samen (Baumwolle, Kapok) oder als Teil der Stängel (Lein, Nessel, Hanf).

Aber auch aus pflanzlichem Material, das keine eigenen Fasern enthält, wie Holz, werden Pflanzenfasern hergestellt. Die enthaltene Zellulose wird zu Fasern umgewandelt. (Viskose/ Lyocell/Modal/Tencel, Soja-Seide).

Baumwolle

Abb. 1: Baumwollfeld

Abb. 1: Baumwollfeld

Baumwolle ist wegen ihrer Atmungsfähigkeit und dem angenehmen Tragegefühl die beliebteste der Naturfasern.

Baumwolle wird aus den Samenhaaren der Pflanzen der Gattung Baumwolle gewonnen.

Bei der Ernte werden zugleich die Kapseln von Samen, Kapselresten und Pflanzenmaterial befreit. Anschließend wird sortiert, um die langen von den kurzen Fasern zu trennen. Nur die langen werden für die Textilindustrie benötigt. Diese werden zu Garn versponnen.

Allerdings wird sie oft in Monokulturen unter hohen Pestizideinsatz angebaut. Mehr als die Hälfte der weltweit angebauten Baumwolle ist genmanipuliert und der Wasserverbrauch ist sehr hoch. Die Produktion von 1kg Baumwollstoff benötigt 11.000 Liter Wasser. Das sind 1.100 Eimer voll mit Wasser. Wesentlich besser schneidet Bio-Baumwolle ab, bei der keine genmanipulierten Organismen oder Pestizide zum Einsatz kommen. Allerdings ist auch hier der Wasserverbrauch sehr hoch.

Aus Baumwolle lassen sich sehr verschiedene Stoffe herstellen, von zartem Batist, glänzendem Satin, Jersey (T-Shirt-Stoff) unterschiedlicher Dicke und Festigkeit bis zu Denim (Jeans) ist alles möglich. Diese Vielseitigkeit ist mit ein Grund, warum Baumwolle so beliebt ist.

Leinen

Abb. 2: Flachs beim Trocknen. Foto von suju auf Pixabay

Abb. 2: Flachs beim Trocknen. Foto von suju auf Pixabay

Leinenstoffe werden aus Flachs hergestellt. Der Wasserverbrauch liegt deutlich niedriger als bei der Baumwolle.,

Bei der Ernte werden die Leinpflanzen mittels spezieller Maschinen mit den Wurzeln aus dem Boden ausgerissen, da beim Mähen die Fasern zerstört würden.

Flachs wird nach der Ernte getrocknet und “geröstet”.

Nachdem die Pflanze vom Holz getrennt und ausgekämmt wurde, können die Fasern zu Garn gesponnen werden.

Leinenstoffe sind sehr luftig und eignen sich deshalb besonders für Sommerkleidung

Hanf und Nessel

Hanffaser

Abb. 3: Hanffaser. Foto von Wikimedia Commons

Hanf oder Brennnessel stellen eine ökologisch interessante Alternative für die Textilproduktion dar. Vor allem Hanf ist sehr ertragreich und schädlingsresistent.

Er ist von Natur aus sehr widerstandsfähig, deshalb weisen die Fasern der Hanfpflanze eine hohe Reißfestigkeit auf. Kleidung aus Hanffasern ist also strapazierfähig und langlebig. Selbst im feuchten Zustand ist Hanfstoff noch dreimal reißfester als Baumwolle.

Nessel wird aus den Stengeln der Brennessel gewonnen. Ihre Eigenschaften sind hohe Reißfestigkeit, extrem hohe Feuchtigkeitsaufnahme und ein edler Glanz.

Viskose/ Lyocell/Modal/Tencel

Abb. 4: Eukalyptusbäume. Foto von Bethany Zwag auf Unsplash

Abb. 4: Eukalyptusbäume. Foto von Bethany Zwag auf Unsplash

Zellulosische Fasern wie Viskose, Lyocel und Modal entstehen hauptsächlich aus Holz, indem zuerst Harze und Wachse aus dem Holz gelöst werden. Dann wird mit einem aufwendigen Verfahren eine Masse hergestellt, die durch Düsen gepresst wird. Die so entstehenden Fasern müssen dann noch gereinigt und gebleicht werden, bevor sie für die Produktion von Textilien verwendet werden kann.

Sie bestehen also aus biologisch abbaubarer Cellulose, werden aber durch einen industriellen Prozess künstlich erzeugt.

Die Herstellung der Cellulose-Fasern benötigt nur wenig Wasser und Energie. Gewöhnlich werden anspruchslose, schnell wachsende Baumarten, wie Eukalyptus verwendet.

Viskose wird nicht nur für Textilien verwendet. Viskosefasern sind auch in Feuchttüchern, Verbandsmaterial, Reifen, Tampons, Geldscheinen, Teebeuteln und Kupplungsscheiben in Autos zu finden.

Modal ist eine Variante der Viskose und wird sehr ähnlich gewonnen – beide Faserarten unterscheiden sich nur in der Zusammensetzung des Spinnbads. Modal wird häufig für Unterwäsche verwendet.

Lyocell ist biologisch abbaubar und leicht zu recyceln. Es ist vielseitig einsetzbar und kann auf unterschiedliche Weise verarbeitet werden. Lyocell befindet sich heutzutage unter anderem in Bettwäsche, Handtüchern, Jeans, Kleidung, Unterwäsche und sogar in medizinischem Verbandsmaterial.

Tencel ist ein Markenname des österreichischen Herstellers Lenzing, der ein wesentlich umweltschonenderes Produktionsverfahren entwickelt hat. Dabei ist der Wasserverbrauch wesentlich geringer als der von konventioneller Baumwolle und kann mit den Umweltauswirkungen von Bio-Baumwolle verglichen werden.

Soja-Seide

Abb.5: Soja-Bohne. Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash

Abb.5: Soja-Bohne. Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash

Soja-Seide wird, wie es der Name sagt aus der Soja-Bohne hergestellt.

Die Fasern entstehen als Nebenprodukt bei der Soja-Verarbeitung. Bei der Verarbeitung von Sojabohnen zu Tofu fällt Sojaprotein als Nebenprodukt an. Dieses kann zu einer seidenähnlichen Faser weiterverarbeitet werden.

Da sie sich sehr weich und glänzend anfühlen, spricht man von Sojaseide.

Die Faser ist robust und gut biologisch abbaubar.

SeaCell

Abb. 6.. Meeresalgen. Foto von Nina Rumbines auf Unsplash

Abb. 6.. Meeresalgen. Foto von Nina Rumbines auf Unsplash

Die SeaCell-Faser wird aus isländischen Meeresalgen gewonnen.

Die natürlich wachsenden Braunalgenfelder werden schonend und nachhaltig geerntet. Dabei wird bei der Alge nur der obere Teil der Pflanze entfernt, was ein erneutes Austreiben ermöglicht.

Die geernteten Algen werden anschliessend verarbeitet und in Zellulosefasern eingebracht.

Die Fasern sind atmungsaktiv und angenehm zu tragen. Sie sind für viele verschiedene Textilien geeignet.

Tierische Fasern

Wolle

Abb. 8: Schaf. Foto von Annie Spratt auf Unsplash

Abb. 8: Schaf. Foto von Annie Spratt auf Unsplash

Für die Herstellung von Wolle werden Tierhaare (z.B. Schaf, Ziege, Alpaka) gewaschen und gekämmt (kardiert). Die feinen Fasern können dann zu Filz verarbeitet oder zu Wollfäden gesponnen werden.

Vor allem Schafwolle wird wegen ihrer wärmenden und wasserabweisenden Eigenschaften schon sehr lange für Kleidung verwendet.

Allerdings produzieren Schafe Methan, ein Treibhausgas, das wesentlich schädlicher ist als CO2. In Neuseeland gehen 50% der Treibhausgasemissionen auf die Schafe zurück. Um die Ansiedlung von Schädlingen im Fell der Tiere zu vermeiden, werden sie oft durch Pestizidbäder geleitet oder das Futter mit Antibiotikum ergänzt. Dadurch werden Boden und Grundwasser belastet.

Das ist bei biologischer Baumwolle nicht erlaubt. Deswegen sind die Umweltauswirkungen von Kleidung aus biologischer Wolle wesentlich geringer.

Abb. 9:  Seide. Foto von Julissa Santana auf Unsplash

Abb. 9: Seide. Foto von Julissa Santana auf Unsplash

Seide

Seide ist ein reines Naturprodukt, welches aus den feinen Fäden des Kokons der Seidenspinnerraupen gewonnen wird. Dafür werden die Tiere lebendig in ihrem Kokon gegart. Die Zahl der getöteten Seidenspinner ist groß, bedenkt man, dass für 250 Gramm Seide rund 3000 Kokons benötigt werden. Auch deshalb sind Seidenstoffe ziemlich teuer.

Seidenstoffe sind ausgesprochen leicht, aber auch empfindlich.

Synthetische Fasern

Tuch aus Polyester

Abb. 6: Tuch aus Polyester

Die synthetischen Fasern machen den größten Teil unserer Kleidung aus. Die bekanntesten sind Polyester und Polyamid. Synthetische Fasern werden aus Erdöl, einem nicht nachwachsenden Rohstoff, hergestellt. Der Energieverbrauch der Produktion ist im Vergleich mit Baumwolle doppelt so hoch. Der Wasserverbrauch bei der Produktion ist dagegen von allen Fasern der niedrigste.

Problematisch ist dass beim Waschen Mikroplastik entsteht und in den Wasserkreislauf gelangt. Polyester ist nämlich kaum recycelbar. Erschwerend kommt hinzu, dass auch Materialmixe (z.B. Baumwolle mit Polyester) schwer zu recyceln sind.

Inzwischen werden auch aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais und Soja synthetische Fasern hergestellt. Allerdings sollte man ein Auge darauf werfen wie Mais und Soja angepflanzt werden, und ob es sich um genmanipulierte Organismen handelt.

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Quellen


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