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3Operative Fallanalyse

Der Einsatz naturwissenschaftlicher Methoden wurden in der Forensik seit dem 19. und 20. Jahrhundert auf ein hohes Qualitätsniveau gebracht. Demgegenüber wurden die kriminalistisch-kriminologischen und sozialwissenschaftlichen Methoden geradezu stiefmütterlich behandelt. Der Durchbruch auf diesem forensischen Spezialgebiet ist eng verknüpft mit der Arbeit des amerikanischen Federal Bureau of Investigation (FBI) in der Mitte des 20. Jahrhundert. Nach und nach führten die in den USA entwickelten Methoden und Erkenntnisse des Profiling auch in Deutschland zu einer eigenständigen Entwicklung. Die deutschen Polizeibehörden erarbeiteten eine Systematik für fallanalytische forensische Fallbeurteilungen, die sogenannte operative Fallanalyse (OFA). Die operative Fallanalyse hat wesentlich zur Professionalisierung und Effizienz-Steigerung der kriminalpolizeilichen Arbeit beigetragen:

  • Was macht die operative Fallanalyse (OFA): OFA bewertet die objektiven Daten der Tat einer eigenständigen Betrachtung, um Hypothesen über ihren Hintergrund aufzustellen. Daher findet sie unabhängig von den eigentlichen polizeilichen Ermittlungen statt, kann allerdings auch ermittlungsbegleitend eingesetzt werden.

  • Wann kommt die operative Fallanalyse zu Einsatz: OFA kommt in der Regel nur bei schweren Straftaten wie etwa seriellen Tötungs- und Sexualdelikten zum Einsatz. Sie ist dann erforderlich, wenn die polizeilichen Ermittlungen nicht zu eindeutigen Feststellungen über Täter, Tatablauf, Opferverhalten oder weitere relevante Tatelemente geführt haben.

  • Was unterscheidet die operative Fallanalyse vom Profiling: OFA und Profiling sind nicht deckungsgleich. Vielmehr kann ein Täterprofil ein Ergebnis der Fallanalyse sein. Obwohl ein Täterprofil ohne vorherige Fallanalyse undenkbar ist, kann jedoch eine Fallanalyse auch ohne Täterprofil erstellt werden.

https://nonciclopedia.org/wiki/Criminal_Minds:_Suspect_Behavior

Die forensische Methodik bei der Durchführung von Operativen Fallanalysen war zunächst speziell auf die Deliktsbereiche von Tötungs- und Sexualdelikten ausgerichtet. Darüber hinaus bezogen sich die frühen Forschungen im Bundeskriminalamt (BKA) zur Fallanalyse von Erpressung und erpresserischen Menschenraub. Aufgrund der besonderen deliktischen Unterschiede wurden hierfür allerdings jeweils eigene Vorgehensweisen entwickelt. Die forensische Methodik wurde mittlerweile so weiter entwickelt, dass sie bei fast allen schwerwiegenden Straftaten angewendet werden kann.


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