In der Geographie unterscheidet man zwischen endogenen und exogenen Prozessen. Endogene Prozesse geschehen durch die Dynamik im Erdinnern, wie beispielsweise die Plattentektonik. Dahingegen entstehen exogene Prozesse durch die Einwirkung von außen. Sie geschehen auf der Erdoberfläche und verändern durch einwirkende Kräfte die Gestalt von Gesteinen, Böden und ganzen Landschaften. Hauptsächlich geschieht das durch drei Prozesse, die im Folgenden vorgestellt werden:
Verwitterung
Die Verwitterung ist ein Prozess, der durch äußere Einflussfaktoren, wie beispielsweise die Temperatur, auf die Erdoberfläche einwirkt. Gesteine, die nahe an der Oberfläche liegen, sind der Zerstörung durch diese Faktoren ausgesetzt. Sie werden dadurch aufgelockert, zerkleinert oder zerstört.
Man unterscheidet dabei aufgrund unterschiedlicher Ursachen zwischen mehreren Arten der Verwitterung:
Physikalische Verwitterung
Die physikalische Verwitterung umfasst alle Prozesse, bei welchen die chemische Zusammensetzung der Gesteine nicht verändert wird. Hierbei wird das feste Gestein durch mechanische Prozesse in kleinere Teile zerlegt. Dies geschieht z.B., wenn Wasser in Risse und Spalten eines Gesteins gelangt und sich darin ausdehnt, sobald es gefriert. Dadurch entsteht ein hoher Druck auf das Gestein, wodurch es gesprengt wird (Frostverwitterung). Dieser Prozess ist bei dem Gestein, das auf der unten stehenden Abbildung zu sehen ist, geschehen.
Auch aufgrund von starken Temperaturschwankungen, wie beispielsweise in Wüsten, können Gesteine zerkleinert werden. Durch hohe Temperaturen wird das Volumen des Gesteins vergrößert, durch Abkühlung zieht es sich wieder zusammen. Eine ungleichmäßige Erwärmung und daraus folgend große Temperaturunterschiede innerhalb des Gesteins sorgen für Spannungen, sodass das Gestein schließlich zerspringt (Insolationsverwitterung).
Eine weitere Form der physikalischen Verwitterung ist die Salzverwitterung. Hierbei dringt in Wasser gelöstes Salz, wie bei der Frostverwitterung, durch Risse und Spalten in das Gestein ein. Durch die Verdunstung des Wassers kristallisiert das Salz, sodass ein Druck entsteht und das Gestein gesprengt wird. Besonders durch wiederholte Befeuchtung und Verdunstung wird die Verwitterung vorangetrieben. In wechselfeuchten Gebieten kommt diese Art der Verwitterung daher besonders häufig vor.
Chemische Verwitterung
Wenn Gesteine durch chemische Reaktionen in ihrer Zusammensetzung verändert oder gar aufgelöst werden, spricht man von einer chemischen Verwitterung. Sie ist abhängig von mehreren Faktoren, wie der Zusammensetzung des Gesteins oder den beteiligten chemischen Komponenten. Beispielsweise reagieren Bestandteile der Gesteine mit dem Sauerstoff aus der Luft, sie oxidieren also (Oxidationsverwitterung). Auch passiert es, dass der Kohlenstoffdioxid aus der Luft sich mit Regenwasser vermischt und dadurch eine schwache Säure entsteht, die Kohlensäure. Wenn diese auf Gesteine trifft, wird die Oberfläche des Gesteins angegriffen und verwittert daraufhin (Kohlensäureverwitterung). Ist vorher bereits eine physikalische Verwitterung geschehen, haben die Gesteine dadurch, dass sie zerkleinert wurden, eine erhöhte Oberfläche, sodass die chemische Verwitterung das Gestein intensiver angreifen kann.
Biologische Verwitterung
Bei dieser Art der Verwitterung wird Material durch den Einfluss von Lebewesen, wie Bodentieren oder Pflanzenwurzeln, zerkleinert. Würmer, Schnecken oder größere Tiere wie Maulwürfe lockern Gesteine durch ihre wühlende Tätigkeit im Boden auf. Dies wird auch Bioturbation genannt. Dadurch werden die Böden einerseits leichter durchlässig für Wasser und Luft, andererseits erhöht die Lockerung des Bodengefüges auch die Anfälligkeit für den Abtransport des Materials. Wie bei der Wurzelsprengung, bei welcher Gestein durch den ausgeübten Druck von Wurzeln gesprengt wird, handelt es sich dabei um eine physikalisch-biologische Verwitterung. Wenn Pflanzen auf einem Gestein wachsen, können sie dort eine ätzende Wirkung hervorrufen. Dies geschieht häufig bei Flechten, die eine Säure ausscheiden und die Gesteinsoberfläche dadurch mit der Zeit angreifen, wie es auf dem Bild zu sehen ist. Dies geschieht auch häufig durch Bakterien. Man spricht hierbei von einer chemisch-biologischen Verwitterung.
Erosion
Die Erosion ist der Prozess, bei dem verwittertes Material durch strömende Medien abgetragen wird. Durch Einflüsse wie Wind oder Wasser werden Partikel aufgenommen und transportiert. Man unterscheidet also hauptsächlich zwischen der Wind- und der Wassererosion.
Winderosion (äolische Erosion)
Bei dieser Art der Erosion werden vor allem feine und leichte Partikel, wie beispielsweise Sand, von der Luft aufgenommen und durch die Windkraft weitertransportiert. Die äolische Erosion geschieht häufig in Gebieten mit einer freien Fläche, wenn also keine Vegetation oder große Gesteine den Windstrom behindern. Das aufgenommene Lockermaterial kann bis zu mehreren Metern über der Bodenoberfläche transportiert werden. Trifft dieser sandtransportierende Luftstrom auf andere Gesteinsoberflächen, wie beispielsweise einen Felsen, wird dieser abgeschliffen und poliert. Auf diese Weise kommt es in diesem Fall zu einem Pilzfelsen, welcher auf dem Bild zu sehen ist. Diesen abschleifenden Prozess nennt man Korrosion. Wenn das aufgenommene Material lediglich transportiert und an einer anderen Stelle angehäuft wird, spricht man von der Deflation. Auf diese Weise entstehen z.B. Dünen.
Wassererosion (fluviale Erosion)
Zur Wassererosion kommt es, wenn starke Niederschläge auf den Boden treffen und er das Wasser nicht mehr aufnehmen kann. Die Fähigkeit des Bodens, Wasser in sich aufzunehmen, nennt man Infiltrationsrate. Wenn diese geringer als die Niederschlagsmenge ist, kann das Wasser nicht mehr versickern und sammelt sich an der Oberfläche. Das kann zunächst in einer dünnen Schicht über dem Boden flächenhaft geschehen, wodurch es zu einer Abspülung der gesamten Oberfläche kommt (Denudation). Je nach Struktur des Bodens kann es auch dazu kommen, dass sich der Wasserstrom an bestimmten Stellen konzentriert und sich dort Rillen bilden, in welchen das Wasser abfließt. Das wäre dann eine linienhafte Erosion. Das fließende Wasser reißt je nachdem, wie viel Geschwindigkeit der Strom bereits aufgebaut hat, feines und lockeres Material bis hin zu großen Gesteinsbrocken mit sich. Die fluviale Erosion beschreibt also die Abtragung von Bodenmaterial aufgrund eines Wasserstroms. Bei Flüssen wird durch eine große Wassermenge und hohe Strömungskraft besonders häufig Bodenmaterial abgelöst. An den Seiten eines Wasserstroms nennt man die Abtragung des Bodens Seitenerosion und die vertikale Abtragung, wie am Boden eines Flusses, nennt man Tiefenerosion.
Sedimentation
Das abgetragene Bodenmaterial hat aufgrund der Wirkung der Schwerkraft stets eine Tendenz abzusinken. Wenn die Strömungskraft geringer wird und nicht mehr ausreicht, um das aufgenommene Material weiterzutransportieren, wird es abgelagert. Das kann z.B. dadurch passieren, dass die Hangneigung nicht mehr so stark ist. Diese Ablagerung, die also durch das Beenden des Transports geschieht, nennt man auch Sedimentation. Wurden durch einen Fluss Gesteine transportiert, welche sich dann ablagern, bildet sich eine Schicht aus fluvialen Sedimenten, wie z.B. zerkleinertes Geröll. Wurde das Material zuvor vom Wind transportiert, handelt es sich um äolische Sedimente. Besonders große und dichte Partikel werden zuerst abgelagert, da sie am meisten Kraft zum Transport benötigen. Je schwächer die Strömung wird, desto mehr Partikel lagern sich ab, sodass es schließlich auch zu einer Schicht aus besonders feinen Sedimenten kommen kann.
Betrachtet man diesen Prozess über den Verlauf großer Zeiträume, erkennt man, dass sich dadurch unterschiedliche Gesteinsschichten, wie man es auf dem Bild sehen kann, bilden. Solche Schichtungen geben Auskunft darüber, zu welcher Zeit bestimmte Verhältnisse das Gebiet geprägt haben. Findet man beispielsweise Muschelfossilien in den Gesteinen, lässt sich vermuten, dass das Gebiet zu der Zeit mit Wasser gefüllt war. Genaueres zur Entstehung von Sedimentgesteinen findest du im Artikel zu den Gesteinen.
Quellen
- Grotzinger, John & Jordan, Thomas: Press/Siever Allgemeine Geologie, 7. Auflage 2017
- Sebastian, Ulrich: Gesteinskunde. 3. Auflage, Berlin 2014.
- Dikau, Richard; Eibisch, Katharina; Eichel, Jana; Meßenzehl, Karoline; Schlummer-Held, Manuela: Geomorphologie. Berlin 2019.
- https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Weathering_freeze_thaw_action_iceland.jpg (zul. aufgerufen am 10.03.2021)
- https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Timna_Timna-Tal_Pilz_07.JPG (zul. aufgerufen am 10.03.2021)
- Flechten Auf Felsen - Kostenloses Foto auf Pixabay (zul. aufgerufen am 10.03.2021)
- Flußlandschaft Fluß Strömung - Kostenloses Foto auf Pixabay (zul. aufgerufen am 11.03.2021)
- 50+ kostenlose Sedimentation & Sediment Fotos - Pixabay (zul. aufgerufen am 11.03.2021)