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Kurs

Mathematisch korrektes Wichteln

8Erste Ansätze mit der Konjugations-Methode

Um die Konjugationsmethode zu verwenden, benötigen wir eine fixpunktfreie Permutation σ\sigma. Eine einfache fixpunktfreie Permutation ist die Abbildung, welche die Elemente von {1,,n}\left\{1,\ldots,n\right\} „zyklisch“ um eine Position verschiebt, d.h. die Abbildung σ ⁣:{1,,n}{1,,n}\sigma\colon \{1, \dots, n\} \to \{1, \dots, n\}, die der Tabelle

entspricht.

Visualisierung von σ

Erinnern wir uns an das Ziel, das wir mit unserer Wichtelmethode erreichen wollen: Wir wollen, dass die bedingte Wahrscheinlichkeit P(σ(i)=kσ(k)=k)=1n1P(\sigma'(i)=k\mid\sigma'(k)=k')=\frac{1}{n-1} für jedes iki \ne k ist. Mit anderen Worten, die Wahrscheinlichkeit, dass man von einem gewissen Mitspieler beschenkt wird, soll für alle Mitspieler gleich groß sein, gegeben, dass man weiß, wer der eigene Co-Wichtel ist. Haben wir dieses Ziel erreicht, wenn wir σ\sigma mit der Konjugationsmethode zu einer Permutation σ\sigma' zufällig ändern?

Wenn wir σ\sigma auf eine Karte kk anwenden und die Karte kk' erhalten, kann kk' durch σ\sigma nicht auf kk geschickt werden. Zumindest, wenn wir mit mindestens 33 Karten arbeiten. Damit ist für n3n \ge 3 die Wahrscheinlichkeit P(σ(k)=kσ(k)=k)=0P(\sigma'(k')=k\mid\sigma'(k)=k')=0 und kk' nie der Wichtel von kk. Weil wir mischen, kann aber jede andere Person, die nicht kk oder kk' entspricht, der Wichtel von kk sein. Von diesen gibt es n2n-2 viele. Wir erhalten also

Damit stimmen die Wahrscheinlichkeiten nicht mit den gewünschten überein: Die Wahrscheinlichkeit, dass man von einer bestimmten anderen Person beschenkt wird, ist mit 00 zu klein, wenn man ihr Wichtel ist, und mit 1n2\frac{1}{n-2} zu groß, wenn man nicht ihr Wichtel ist.

Eine andere Permutation

Wenn die Wahrscheinlichkeit, jemandes Co-Wichtel zu sein, für alle Personen (außer einem selbst) gleich sein soll, müssen wir also eine andere Permutation ausprobieren. Das Problem ist, dass σ\sigma es nicht zulässt, von seinem eigenen Co-Wichtel als Co-Wichtel gezogen zu werden. Wir benötigen also eine Permutation, auf die das zutrifft. Was muss eine solche Permutation φ\varphi erfüllen? Es soll eine Person ii geben, deren Co-Wichtel φ(i)\varphi\left(i\right) der Wichtel von ii selbst ist. Es soll also ein ii geben, sodass φ(φ(i))=i\varphi(\varphi(i)) = i gilt.

Eine einfache solche Permutation φ ⁣:{1,,n}{1,,n}\varphi\colon\{1,\dots, n\} \to \{1,\dots, n\} können wir für n4n \ge 4 durch die folgende Tabelle bauen:

Visualisierung von φ

Wie sehen die Wahrscheinlichkeiten für diese Permutation aus? Wir haben durch die Konjugationsmethode mit φ\varphi eine Permutation φ\varphi' erhalten und diese hat φ(k)=k\varphi'(k) = k'. Wenn die Karte kk beim Mischen zur ersten oder zweiten Karte wird, ist der Wichtel von kk sicher kk'. Dies passiert mit der Wahrscheinlichkeit 2n\frac 2n. Wenn kk beim Mischen zu irgendeiner anderen Karte wird, ist kk' nie der Wichtel von kk. Somit haben wir P(φ(k)=kφ(k)=k)=2nP(\varphi'(k') = k\mid \varphi'(k) = k') = \frac 2n. Im anderen Fall, wo kk durchmischen nicht zur ersten oder zweiten Karte wird, ist jeder andere Person, die nicht kk oder kk' ist, als Wichtel gleich wahrscheinlich. Das sind noch n2n-2 Personen. Diese müssen sich die Restwahrscheinlichkeit damit gleichmäßig aufteilen und wir erhalten P(φ(i)=kφ(k)=k)=(12n)1n2=1nP(\varphi'(i) = k \mid \varphi'(k) = k') = (1-\frac 2n) \cdot \frac{1}{n-2} = \frac 1n. Zusammengefasst hat φ\varphi' die Wahrscheinlichkeiten

Hier ist die Wahrscheinlichkeit, dass man der Co-Wichtel seines Co-Wichtels ist, mit 2n\frac{2}{n} zu hoch, und die Wahrscheinlichkeit, jemand anderes als Wichtel zu haben, mit 1n\frac{1}{n} zu gering. Für unsere Rechnung müssen wir auf ein Detail aufpassen: Sie funktioniert nur, wenn n5n \ge 5.

Wir haben jetzt eine Permutation gefunden, bei der die Wahrscheinlichkeiten jeweils zu hoch und eine, wo sie jeweils zu niedrig sind. Können wir dies kombinieren, sodass die Wahrscheinlichkeiten passen?


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