Als Essstörung bezeichnet man ein krankhaftes Essverhalten. Dabei haben betroffene Personen ein gestörtes Verhältnis zu essen, das bedeutet nicht immer das zu viel oder zu wenig gegessen wird.
Hauptsächlich bedeutet es, dass der Tagesablauf stark von Essen, Nahrungsaufnahme, Körpergewicht und Körperwahrnehmung bestimmt wird.
Es werden verschiedene Formen von Essstörungen unterschieden, diese sind weiter unten im Artikel zu finden.
Was sind Essstörungen?
Wenn nicht mehr lustvoll und mit Genuss gegessen wird, wenn sich betroffene Menschen stark mit Figur und Gewicht beschäftigen und auch in ihrem sonstigen Verhalten oder Wesen wandeln, wenn sie stark oder schnell an Gewicht verlieren, können das Anzeichen für eine Essstörung sein. Auch aus veränderten Verhaltensweisen oder einer Diät kann ein Dauerzustand werden, der die Einstellung zum Essen verändert. Dann kann es zu einer krankhaften Essstörung kommen.
Zentral für solche Menschen ist die ständige gedankliche und emotionale Beschäftigung mit dem Thema "Essen" und "Körper". Sie betrifft die Nahrungsaufnahme oder deren Verweigerung und hängt mit psychosozialen Störungen und mit der Einstellung zum eigenen Körper zusammen (Psychosomatik). Essstörungen werden zu den nichtstofflichen Abhängigkeiten gerechnet.
Das rechtzeitige Erkennen der Störung und die Begleitung der Betroffenen ist sehr entscheidend für die Heilung, denn ist eine Essstörung einmal vollständig manifestiert ist es extrem schwierig eine betroffene Person wieder dauerhaft zu heilen.
Essstörungen treten meist im Teenageralter das erste Mal auf, dabei zeigen etwa 25% aller Jugendlichen erste Symptome einer Essstörung. Damit sind Essstörungen die häufigste chronische Krankheit im Kinder- und Teenageralter.
Die Betroffenen beeinflussen ihre Energiebilanz:
Zu hohe Energiezufuhr bei zu geringem Energieverbrauch, z. B. durch mangelnde Bewegung, führt zu Übergewicht durch dauerhafte Plusbilanz → es kommt zu Übergewicht.
Zu geringe Energiezufuhr bei relativ zu hohem Energieverbrauch führt zu Mangelernährung durch dauerhafte Minusbilanz → es kommt zu Untergewicht.
Falsche Ernährung führt zu Vitaminmangel, Mineralmangel und zu einer Störung des Elektrolythaushalts im Körper → führt zu unausgewogener Ernährung mit streng bilanziertem Speiseplan.
Wie kommt es zu einer Essstörung?
Essstörungen werden von vielen Kindern und Jugendlichen, aber auch für Erwachsene als eine Möglichkeit der Kontrolle über das eigene Leben gesehen. Neben den unumgänglichen Problemen im Schulalltag, im Elternhaus oder mit den Peergroups haben sie die Möglichkeit der vollständigen Kontrolle über diesen Lebensbereich. Dadurch kann aus dem notwendigen Bedürfnis der Nahrungsaufnahme ein, den Tagesablauf dominierendes, Problem werden. Das kann auf Dauer zu großen sozialen, somatischen und psychischen Problemen führen.
Das Risiko an einer Essstörung zu erkranken ist von verschiedenen Faktoren abhängig, eine besonders große Rolle spielt dabei das Geschlecht, da insbesondere Frauen zu solchen Erkrankungen neigen. Allerdings sind auch Jungen und Männer davon betroffen und sollten nicht ignoriert werden. Weitere Risikofaktoren sind das Alter und der soziale Status.
Hauptformen
Die bekanntesten und häufigsten Essstörungen sind die unspezifische Esssucht, die Magersucht (Anorexia nervosa), die Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) und die Fressattacken (englisch "Binge Eating").
Die einzelnen Störungen sind nicht klar voneinander abgrenzbar. Oft wechseln die Betroffenen von einer Form zur anderen, und die Merkmale gehen ineinander über und vermischen sich. Zentral ist immer, dass die Betroffenen sich zwanghaft mit dem Thema Essen beschäftigen. Bei allen chronisch gewordenen Essstörungen sind lebensgefährliche körperliche Schäden möglich (Unterernährung, Mangelernährung, Fettleibigkeit).
Frauen sind verstärkt betroffen. Bei ihnen treten auch Störungen im Menstruationszyklus auf, bis zum totalen Aussetzen der Menstruation (Amenorrhoe).
Die Übergänge zwischen "normal" und "krankhaft" sind von vielen Faktoren abhängig. Ein Mensch, der aus religiösen oder ideologischen Gründen besondere Ernährungsformen pflegt, ist nicht unbedingt essgestört. Manche Esssüchtige sind körperlich und in ihrem Verhalten unauffällig – die Sucht spielt sich bei ihnen ausschließlich im Kopf ab.
Anorexia nervosa
Anorexia nervosa, auch Magersucht genannt, bezeichnet das extreme Streben nach Schlankheit. Oft ist es gekoppelt mit panischer Angst vor Gewichtszunahme und dem Leugnen von einhergehenden gesundheitlichen Problemen. Durch den starken Gewichtsverlust kommt es zu Mangelerscheinungen, welche dann Herz und Kreislaufprobleme, Nierenschäden, Osteoporose, Haarausfall und bei Mädchen Störungen im Zyklus hervorruft. Insbesondere nach einer vollen Manifestation der Krankheit beträgt die Heilungsrate ohne Rückfälle nur 46% und sie hat eine Mortalitätsrate von 15%.
Der Beginn der Krankheit ist oft durch stark restriktive Diäten, sowie den Missbrauch von Laxativa, Diuretika und Appetithemmern, sowie exzessivem Sport gekennzeichnet. Mit der Krankheit geht immer ein gestörtes Körperbild einher, in welchem viele Betroffene sich als sehr viel schwerer wahrnehmen als sie es sind.
Viele Betroffene sehen ihre Essgewohnheiten zudem nicht als problematisch an. Für viele bedeutet der starke Gewichtsverlust, dass sie über eine besonders gute Selbstdisziplin verfügen.
Bulimia nervosa
Bulimia nervosa, oder auch Bulimie tritt etwa dreimal so häufig wie Magersucht auf, trotzdem wird es seltener erkannt. Das liegt insbesondere daran, dass an Bulimie Erkrankte oft normal gewichtig aussehen, aber an starken Gewichtsschwankungen leiden.
Bei Bulimie handelt es sich um eine Erkrankung, bei welcher die Betroffenen an extremen Heißhungerattacken leiden, im Zuge dieser nehmen sie große Mengen oft fetthaltiger Nahrung zu sich. Gefolgt ist eine solche Attacke von Gefühlen des Kontrollverlusts, Ekel- und Schamgefühlen. Dementsprechend versuchen Betroffene diese Attacken zu kompensieren. Das geschieht meist durch Erbrechen, Laxativa oder extremen Sport. Auch hier ist die Erkrankung direkt gefolgt von einem stark gestörten Selbstbild.
Folgen von Bulimie sind unter anderem Mangelerscheinungen und eine Erosion des Zahnschmelzes sowie des Verdauungstraktes allgemein durch das häufige Erbrechen.
Binge-Eating-Störung
Bei der Binge-Eating-Störung handelt es sich ähnlich wie bei der Bulimie um häufig auftretende Essanfälle, welche jedoch meist nicht so groß ausfallen. Anders als bei der Bulimie ist ein Essanfall hier jedoch nicht von kompensierenden Maßnahmen gefolgt. Deshalb ist die Binge-Eating-Störung oft mit einem erhöhten Risiko des Übergewichts verbunden.
Auch hier rufen die Essattacken Gefühle des Unwohlseins und des Kontrollverlustes, sowie Ekel- und Schamgefühle hervor. Meist führt das dazu, dass Betroffene heimlich essen.
Adipositas
Bei Adipositas handelt es sich um krankhaftes Übergewicht, sowie einen stark erhöhten Fettanteil. Etwa 15% der Deutschen leiden an Adipositas. Mit dem starken Übergewicht gehen einige Krankheiten einher, viele zeigen sich insbesondere im Alter. Dazu gehören Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, Hormonelle Störungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, ein erhöhtes Krebs- und Diabetesrisiko, sowie ein erhöhtes Risiko an Depressionen zu Erkranken.
Was kann gegen Essstörungen unternommen werden?
Seit den 1980erJahren gibt es im deutschsprachigen Raum Präventionsprogramme. Dabei wird bereits im Grundschulalter an Schulen angegriffen, um Essstörungen wirksam zu verhindern. Solche Programme sind meist darauf ausgelegt, Körperunzufriedenheit zu reduzieren und Gewichtssorgen zu minimieren. Furchtapelle zeigten sich hingegen meist wirkungslos oder gar kontraproduktiv. Oft sind solche Programme auf Mädchen ausgerichtet, da Essstörungen hier besonders oft vorkommen, aber aktuell gibt es auch immer mehr Programme, welche auf Jungen ausgelegt sind oder gemischt geschlechtlich abgehalten werden.
Quellen
- Große Teile des Artikels, sowie Bilder und Grafiken sind in veränderter Form übernommen aus: Schulbuch-O-Mat: Essstörung
- Deutsche AdipositasGesellschaft. (2019). Patientenleitliniezur Diagnose und Behandlung der Adipositas.
- Berger, U., Bormann, B., Brix,C., Sowa, M. & Strauß, B. (2008). Evaluierte Programme zur Prävention von Essstörungen.