Dies ist ein Vorschlag für einen "ansprechenden" Schreibstil...
Mit "du" persönlich ansprechen
Du sprichst deine Leser so oft wie möglich mit "du" an.
Du vermeidest
Passiv-Konstruktionen ("die Gleichung wird nach aufgelöst")
unverbindliche Formulierungen ("die Gleichung lässt sich nach auflösen")
Hilfsverben ("du kannst die Gleichung nach auflösen")
"wir" ("wir lösen die Gleichung nach auf")
"man" ("man löst die Gleichung nach auf, indem man ...")
Befehlsform ("löse die Gleichung nun nach auf")
Du schreibst
"du löst die Gleichung nach auf"
Dies ist das Wichtigste. Wenn du so schreibst, nimmst du konsequent die Position deines Lesers ein. Du vergisst nicht, für wen du schreibst.
Text gliedern
Darüber hinaus verwendest du so oft wie möglich
Listen
Zwischenüberschriften
Abbildungen
Listen
Oft merkst du gar nicht, dass es möglich ist, einen Textteil als Liste zu schreiben. Du schreibst also nicht: "Darüber hinaus verwendest du so oft wie möglich Listen, Zwischenüberschriften und Abbildungen", sondern du schreibst es wie oben als Liste.
Zwischenüberschriften
Es bedeutet Arbeit, aber überlege dir für Textabschnitte mit mehr als 20 Zeilen jeweils eine Zwischenüberschrift. Dies hilft auch dir, deinen Text zu strukturieren.
Als Leser macht dich die Zwischenüberschrift neugierig auf das, was kommt. Und du hast ein Ziel vor Augen: das Ende des Abschnitts, bis zur nächsten Zwischenüberschrift.
Die dich wieder neugierig macht auf das, was kommt, usw. So bleibst du dran.
Nichts verleitet mehr zum Abschalten als eine eintönige Bleiwüste, in der du dich nicht orientieren kannst.
Abbildungen
Es ist mühsam, Abbildungen zu erstellen. Du nimmst dabei Arbeit auf dich, um deinen Lesern Arbeit zu ersparen. Wenn du 60 Minuten damit verbringst, eine Abbildung zu erstellen, und mehr als 60 Leser verstehen anhand der Abbildung 1 Minute schneller, worum es geht, dann hat sich deine Arbeit gesamtvolkswirtschaftlich schon gelohnt…
Vielleicht hast du kein geeignetes Grafik-Programm, oder du hast es, bist aber ungeübt in der Benutzung.
Eine gute Alternative ist dann, handschriftliche Zeichnungen zu erstellen und einzuscannen. Manchmal wirkt eine handschriftliche Zeichnung sogar viel authentischer als eine noch so perfekte Grafik.
Stil
Du vermeidest substantivierte Verben.
Als Autor eines Sachtextes schwebst du in ständiger Gefahr, weil du sachlich schreiben willst, in Behördensprache zu verfallen:
"Vordringlichstes Augenmerk ist auf die Vermeidung von Substantivierungen zu legen".
Am besten liest du dir direkt beim Schreiben jeden Satz noch einmal durch und überlegst, wie du ihn einfacher und deinem Leser zugewandter formulieren kannst.
Vermeidung von Substantivierungen in Überschriften
Wenn du stattdessen schreibst
Substantivierungen in Überschriften vermeiden
wendest du dich dem Leser direkter zu.
"So oft wie möglich..."
... wurde hier in diesem Text gelegentlich empfohlen. Doch die Mischung macht's.
Wenn du in allen Sätzen den Leser mit "du" ansprichst, wirkt es aufdringlich. Also gönne deinem Leser zwischendurch auch einmal ein bisschen Ruhe.
Wenn dein Artikel nur aus Zwischenüberschriften, Listen und Abbildungen besteht, wirkt das Gesamtbild unruhig. Auch hier bringt gelegentlich ein mehrzeiliger Text ein bisschen Ruhe hinein.
Wenn deine Sätze alle im Stakkato-Stil auf den Leser einprasseln, wirkt es eintönig. Kurze Sätze sind am leichtesten zu verstehen. Aber scheue dich nicht, ab und zu einmal, und wenn es nur einmal pro Seite ist, einen längeren Satz einzuflechten.
Literatur
Es gibt ein paar sehr gute Bücher über guten Schreibstil. Wenn du darin liest, fühlst du dich oft darin bestätigt, was du intuitiv auch schon für richtig befunden hast.
Das Standardwerk ist:
Wolf Schneider: Deutsch für Kenner. Piper (2005) ISBN 978-3-492-24461-9
Speziell für technische Sachtexte geschrieben ist:
Peter Rechenberg: Technisches Schreiben. Hanser (2002) ISBN 978-3-446-21944-1