Bei vielen Fragestellungen in der Stochastik ergibt sich folgendes Problem:
Für einen Zufallsversuch, der sich durch ein Binomialmodell beschreiben lässt, ist die Wahrscheinlichkeit und der Umfang einer Stichprobe vorgegeben.
Betrachtet werden nun -Umgebungen
von oder -Umgebungen von .
In diesen Intervallen (Prognoseintervalle) wird das Stichprobenergebnis mit einer vorher festgelegten Sicherheitswahrscheinlichkeit liegen.
1 Prognoseintervalle für Erwartungswerte
Schluss von der Gesamtheit auf ein Stichprobenergebnis
Die Trefferwahrscheinlichkeit in einer Gesamtheit ist vorgegeben. Dann kann man eine Prognose (Vorhersage) über die Trefferzahl in einer hinreichend großen Stichprobe der Größe angeben.
Dabei gibt man neben der Umgebung des Erwartungswertes der Trefferzahl auch die Wahrscheinlichkeit (Sicherheitswahrscheinlichkeit ) an, mit der die Trefferzahl in diese Umgebung des Erwartungswertes fallen wird.
Vorausgesetzt wird, dass ist (Laplace-Bedingung).
Dann gilt für binomialverteilte Zufallsgrößen :
Die sogenannte "Ein-Sigma-Umgebung" um enthält der Stichprobenergebnisse.
Die "Zwei-Sigma-Umgebung" um enthält der Stichprobenergebnisse.
Die "Drei-Sigma-Umgebung" um enthält der Stichprobenergebnisse.
Prognoseintervalle für die zugrundeliegende Wahrscheinlichkeit
Wenn in einer -Umgebung von liegt, dann gilt:
Also gilt:
liegt in einer -Umgebung von .
Die Werte von fallen zu etwa in das Intervall ,
zu etwa in das Intervall und
zu etwa in das Intervall .
Intervalle für andere Wahrscheinlichkeiten
Intervalle der Form oder können auch für andere Sicherheitswahrscheinlichkeiten angegeben werden.
ist hierbei ein Faktor, der die Intervallgröße so festlegt, damit eine bestimmte Sicherheitswahrscheinlichkeit garantiert wird.
Sicherheits-wahrschein-lichkeit | 0,955 | 0,99 | 0,997 | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Faktor c für Intervall-größe | Regel) | Regel) | Regel) |
Liegen Stichprobenergebnisse außerhalb der -Umgebung des Erwartungswertes, dann spricht man von signifikanten Abweichungen.
Liegen Stichprobenergebnisse außerhalb der -Umgebung des Erwartungswertes, dann spricht man von hochsignifikanten Abweichungen.
2 Prognoseintervalle für absolute bzw. relative Häufigkeiten
Bei den Prognoseintervallen für den Erwartungswert hat man eine Doppelungleichung erhalten. Aus dieser Doppelungleichung folgt ebenso eine Doppelungleichung für Prognoseintervalle absoluter bzw. relativer Häufigkeiten .
Es gilt:
Für eine Sicherheitswahrscheinlichkeit von ist und es folgt:
Man kann somit vor einem Bernoulliversuch vorhersagen, dass bei einer gegebenen (als wahr angenommenen) Wahrscheinlichkeit die relative Häufigkeit eines Merkmals in einer Stichprobe vom Umfang mit -Wahrscheinlichkeit im Prognoseintervall liegen wird.
3 Die Länge des Prognoseintervalls
Allgemein gilt für das Prognoseintervall: .
Dann hat das Prognoseintervall die Länge .
Das Prognoseintervall kann noch nach oben abgeschätzt werden, wenn man berücksichtigt, dass für maximal wird.
Dann ergibt sich für das Prognoseintervall eine Abschätzung durch:
Für die Intervalllänge folgt dann:
Für einen festen Wert von ist die Länge des Prognoseintervalls proportional zu .
Man spricht auch vom -Gesetz.
Will man die Länge des Prognoseintervalls halbieren, muss der Stichprobenumfang vervierfacht werden.
Übungsaufgaben: Prognoseintervalle
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