Dieser Artikel bietet eine Übersicht über die Gliederung und Formen epischer Texte.
Epische Texte lassen sich anhand ihres Textumfangs in drei Kategorien gliedern:
Epische Kleinformen
Mittlere epische Formen
Epische Großformen
1. Epische Kleinformen
Anekdote: Bei der Anekdote geht es um ein Ereignis aus dem Leben einer historischen Persönlichkeit. In diesem kurzen Prosatext wird bis zum Schluss Spannung aufgebaut und das Ende schließt mit einer Pointe ab, die auf eine Unterhaltung und Belehrung abzielt.
Fabel: Die Fabel ist eine lehrhafte Erzählung und kann sowohl in Versen als auch in Prosaform auftreten. Hierbei stellen Tiere die Handelnden dar, wobei diese auf menschliches Verhalten verweisen. Es finden sich hier häufig ironische und satirische Gestaltungsmittel. Die Fabel beinhaltet außerdem eine Zeit- und Gesellschaftskritik.
Kalendergeschichte: Bei der Kalendergeschichte geht es um Erzählungen, die in einem einfachen, verständlichen und volkstümlichen Stil verfasst sind und der Belehrung, Unterhaltung sowie der Verhaltungsanweisung dienen sollen.
Kurzgeschichte: Die Kurzgeschichte ist durch ihren geringen Textumfang und ihren unmittelbaren Beginn gekennzeichnet. Üblicherweise werden in Kurzgeschichten alltägliche Handlungen dargestellt. Das Ende der Geschichte bleibt meistens offen und damit unklar, kann jedoch auch Andeutungen enthalten.
Märchen: Märchen sind nicht reale Texte, bei denen weder Orts- noch Zeitangaben zu finden sind. Die auftretenden Figuren sind typisiert, sie stehen für einfache Gegensätze wie alt - jung, arm - reich, schön - hässlich oder fleißig - faul. Neben typischen Figuren wie Prinzessinnen und Prinzen, Königinnen und Königen oder Hexen, spielen auch die Heldinnen und Helden eine große Rolle in Märchen. Meist verlassen diese ihre Heimat und bestreiten Abenteuer und Prüfungen. Schlechte Figuren verlieren, gute Figuren gewinnen, das heißt Märchen gehen am Ende immer gut aus. Der Mensch gilt im Märchen als wandlungsfähig, kann sich weiterentwickeln und wachsen.
Sage: Im Gegensatz zum Märchen hat die Sage einen realen Kern, beruht also auf einer wahren Begebenheit, sowie reale Ortsangaben. Die häufigsten Merkmale sind Kämpfe, Bewährungen und Furcht. Sagen sind außerdem durch einen meist tragischen Ausgang gekennzeichnet.
Legende: Eine Legende basiert auf dem Leben eines Heiligen und ist durch eine reale Figur sowie einer häufig nicht realen Situation gekennzeichnet. Orts- und Zeitangaben sind in Legenden meist festlegbar und sie besitzen einen guten Ausgang.
Parabel: Eine Parabel ist eine lehrhafte Erzählung. Das besondere hierbei ist, dass sie einen Vergleich darstellt, bei dem die erzählte Geschichte (Bildebene) auf eine andere Situation bzw. ein anderes Ereignis (Sachebene) verweist. Somit dient also etwas Konkretes, in diesem Fall die Bildebene, zur Verdeutlichung von etwas Allgemeinem, der Sachebene. Die Lesenden werden damit zum Nachdenken angeregt. Parabeln beinhalten eine moralische Lehre und dienen gerade in der Moderne der Erkenntnissuche und der Existenzdeutung.
Schwank: Schwänke sind scherzhafte Erzählungen in Prosaform. Alltägliches wird hier karikativ dargestellt und hinterfragt. Dabei zielt diese epische Kurzform auf eine Pointe ab und verwendet die Mittel der Typisierung und Übertreibung. Häufig treffen gegensätzliche Figuren aufeinander, wobei die Überlegenen verspottet werden und die scheinbar Unterlegenen siegen.
2. Mittlere epische Formen
Erzählung: Die Erzählung ist eine mittlere epische Form (bis ca. 20 Seiten), deren Aufbau nicht festgelegt ist, die aber über eine in Schritten entwickelte, meist realistische Handlung und über Nebenhandlungen verfügt. Sie ist kürzer als der Roman, aber breiter als die Kurzgeschichte angelegt.
Novelle: Novellen stellen mittlere epische Formen dar und sind Prosaerzählungen. Sie reduzieren den Inhalt auf das Wesentliche und zielt auf einen zentralen Konflikt ab. Die Novelle weist einen geschlossenen, klaren Aufbau auf: Exposition, Steigerung, pointierter Höhe- und Wendepunkt, Abfall und Ausklang. Zudem werden breite Beschreibungen vermieden und an einigen Stellen sind Raffungen zu finden.
3. Epische Großformen
Epos: Das Epos eine epische Großform. Epen finden ihren Ursprung in meist mündlich überlieferten, mythologischen Erzählungen sowie Sagen um Götter und die Legitimation von Herrschern als gottgleiche Gestalten. Oft wurden reale Begebenheiten wie Völkerwanderungen, Kriege oder Staatengründungen verarbeitet
Roman: Romane zählen zu den epischen Großformen und weisen verschiedene Formen auf. Sie unterscheiden sich durch ihren Textumfang und ihrer Ausführlichkeit von Novellen und epischen Kleinformen. Der Roman handelt meist von der Situation, dem Leben oder dem Schicksal eines Menschen oder einer Gruppe und gibt Zusammenhänge und Entwicklungen ausführlich wieder.
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Quellen
- Werner Winkler (2000): Abitur-Wissen Deutsch. Prüfungswissen Oberstufe. Freising: Stark. Epische Formen, S. 63-66.