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3Geschichte der Forensik

Schon im alten China untersuchten die Beamten dreimal jede Rechtsfrage, bevor sie ein Urteil fällten: "Die Strafe richtig bestimmen und die Gesetze im Licht zu zeigen." Doch noch war es ein langer Weg bis zum Verständnis der Forensik als gerichtliche Wissenschaft im heutigen Sinne. Diese Entwicklung verbindet sich eher mit der Wende des späten Mittelalters, der Renaissance, hin zur Neuzeit, und der Wiederentdeckung antiker (Natur-) Wissenschaften. Schritt für Schritt fanden nun wissenschaftliche Erkenntnisse zunehmend ihre praktische Anwendung in gerichtlichen Verhandlungen: "iustitia regnorum fundamentum" (Die Gerechtigkeit ist das Fundament der Herrschaft). Mit der zunehmenden Hinwendung der Forensik zur Kriminalwissenschaft setzte sich die Idee durch, dass ein Tatort wertvolle Informationen liefert, die zur Aufklärung von Kriminalfällen beitragen.

  • Altertum: Ähnlich wie bei anderen Wissenschaften kann man die Wurzeln der Forensik bis zu antiken Hochkulturen zurückverfolgen: Beispiele hierfür finden sich im alten Ägypten oder in Griechenland, wo staatlich bezahlte Ärzte Autopsien (Leichenschau) durchführten. Schon im antiken Rom war die gerichtsmedizinische Obduktion (Leichenschau) seit den Zwölftafelgesetzen (451/450 v. Chr.) vorgeschrieben.

  • Mittelalter: Forensische Praktiken verloren im frühen Mittelalter weitgehend an Bedeutung und wurden, auch und besonders unter dem Deckmantel religiöser Dogmen, nicht weiterentwickelt. Die Untersuchungen von Kriminalfällen und Prozessen waren überwiegend geprägt von unter Folter erzwungenen Geständnissen und Schilderungen von Zeugen. 

Folter von Frau und Tochter eines Fuhrmanns in Mellingen Hans Ueli (1577) Abbildung aus der Wickiana (Sammlung des Johann Jakob Wick, Zentralbibliothek Zürich) Source: Dietegen Guggenbühl: Hexen. In: Sandoz-Bulletin 24 (1971)

Folter von Frau und Tochter eines Fuhrmanns in Mellingen Hans Ueli (1577) Abbildung aus der Wickiana (Sammlung des Johann Jakob Wick, Zentralbibliothek Zürich) Source: Dietegen Guggenbühl: Hexen. In: Sandoz-Bulletin 24 (1971)

  • Neuzeit: Ab dem 16. Jahrhundert begannen Mediziner in Europa, systematisch Informationen über Todesursachen zu sammeln. Im Zuge der Aufklärung setzte sich im 18. Jahrhundert wissenschaftliches Denken, und damit die Forensik, unaufhaltsam durch: Gerichtliche Untersuchungen von Kriminalfällen und Urteile gründeten sich mehr und mehr auf exakte und nachvollziehbare Beweisführung. Der Gebrauch von Folter zur Erzwingung von Geständnissen wurde immer weniger von den Gerichten zugelassen und Todesfälle weniger mit Hexerei und anderen übernatürlichen Ereignissen in Verbindung gebracht. Als einer der ersten Fälle, deren Aufklärung allein auf Beweismaterial beruht, gilt der Mordfall Edward Culshaw im Jahre 1794. 


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