Lineare Abbildungen sind spezielle Abbildungen zwischen Vektorräumen, die sich gut mit der Vektorraumstruktur vertragen. Sie sind eines der wichtigsten Konzepte der linearen Algebra und haben zahlreiche Anwendungen.
Motivation
Die Besonderheit linearer Abbildungen
Wir haben die Struktur der Vektorräume kennengelernt und verschiedene Eigenschaften von ihnen untersucht. Nun wollen wir Vektorräume nicht nur isoliert voneinander betrachten, sondern auch Abbildungen zwischen ihnen. Manche dieser Abbildungen vetragen sich gut mit der zugrundeliegenden Vektorraumstruktur und werden deswegen lineare Abbildungen oder Vektorraumhomomorphismen genannt.
Dass wir solche strukturerhaltenden Abbildungen untersuchen, ist eine typische Vorgehensweise der Algebra. Für viele algebraische Strukturen wie Gruppen, Ringe oder Körper untersucht die Algebra die dazugehörigen strukturerhaltenden Abbildungen zwischen den jeweiligen algebraischen Strukturen – Gruppenhomomorphismen, Ringhomomorphismen und Körperhomomorphismus. Bei Vektorräumen sind die strukturerhaltenden Abbildungen die linearen Abbildungen bzw. die Vektorraumhomomorphismen.
Seien also und zwei Vektorräume über demselben Körper . Wann ist eine Abbildung strukturerhaltend bzw. verträgt sich gut mit den zugrundeliegenden Vektorraumstrukturen in und ? Wiederholen wir hierzu, was die Vektorraumstruktur ausmacht: Vektorräume sind Strukturen, in denen zwei Operationen möglich sind:
Addition von Vektoren: Zwei Vektoren können miteinander addiert werden, wobei die Addition der Addition von Zahlen in ihren Eigenschaften ähnelt.
Skalare Multiplikation: Vektoren mit einem Skalierungsfaktor aus einem Körper skaliert (gestaucht, gestreckt oder gespiegelt) werden.
Verträglichkeit der Addition
Beginnen wir mit der Addition von Vektoren: Wann verträgt sich eine Funktion mit den Additionen und auf den jeweiligen Vektorräumen und ? Hier kann man folgende Hypothese aufstellen:
Eine Abbildung ist verträglich mit der Addition, wenn eine Summe durch die Abbildung erhalten bleibt. Wenn also im Vektorraum eine Summe ist, so bilden auch die Bilder von , und im Vektorraum eine entsprechende Summe:
Eine mit der Addition verträgliche Abbildung erfüllt somit für alle die Implikation:
Diese Implikation kann in einer Gleichung zusammengefasst werden, indem die Prämisse in die zweite Gleichung eingesetzt wird. Es soll also für alle gelten:
Diese Gleichung beschreibt die charakteristische Eigenschaft der linearen Abbildung, verträglich zur Vektoraddition zu sein. Wir können sie auch gut für Abbildungen visualisieren. Eine Abbildung verträgt sich genau dann mit der Addition, wenn das durch die Vektoren , und gegebene Dreieck im Definitionsbereich durch die Abbildung erhalten bleibt. Sprich: Auch die drei Vektoren , und bilden ein (Additions-)Dreieck:
Wenn sich nicht mit der Addition verträgt, gibt es Vektoren und mit . Das durch , und erzeugte Dreieck bleibt dann nicht erhalten, weil die Dreiecksseite des Ausgangsdreiecks nicht auf die Dreiecksseite des Zieldreiecks abgebildet wird:
Verträglichkeit mit der skalaren Multiplikation
Analog können wir uns überlegen, dass eine Abbildung genau dann verträglich mit der skalaren Multiplikation, wenn diese durch die Abbildung erhalten bleibt. Es sollte also für alle und für alle Skalare gelten:
Beachte, dass ein Skalar und kein Vektor ist und damit nicht durch die betrachtete Funktion verändert wird. Damit wir in der obigen Implikation denselben Skalar verwenden können, müssen beide Vektorräume denselben zugrundeliegenden Körper haben. Sowohl der Definitionsbereich als auch der Wertebereich muss ein -Vektorraum sein.
Lineare Abbildungen erhalten also Skalierungen. Aus folgt . Für den Fall, dass ist, werden Geraden der Form auf die Gerade abgebildet. Obige Implikation kann in eine Gleichung zusammengefasst werden. Es soll also für alle und gelten:
Für Abbildungen bedeutet dies, dass ein skalierter Vektoren auf die entsprechende Skalierung des Bildvektors abgebildet wird:
Wenn eine Abbildung nicht verträglich zur skalaren Multiplikation ist, so gibt es einen Vektor und einen Skalierungsfaktor , so dass ist:
Zusammenfassung
Eine lineare Abbildung ist eine spezielle Abbildung zwischen Vektorräumen, die sich mit der Struktur der zugrundeliegenden Vektorräumen verträgt. Dies bedeutet insbesondere, dass eine lineare Abbildung die beiden folgenden charakteristischen Eigenschaften besitzt:
die beiden folgenden charakteristischen Eigenschaften besitzt:
Verträglichkeit mit der Addition:
Verträglichkeit mit der skalaren Multiplikation:
Die Verträglichkeit mit der Addition nennt man Additivität und die Verträglichkeit mit der skalaren Multiplikation wird Homogenität genannt.
Übungsaufgaben: Einführung in lineare Abbildungen
Weitere Aufgaben zum Thema findest du im folgenden Aufgabenordner:
Aufgaben zu linearen Abbildungen
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