Differentialgleichungen (kurz: DGL) sind Gleichungen, in denen Ableitungen einer Funktion vorkommen.
Ziel ist es, diese Funktion zu ermitteln.
Was ist eine gewöhnliche Differentialgleichung?
Grob unterscheidet man zwischen partiellen Differentialgleichungen, bei denen partielle Ableitungen (d.h. Ableitungen einer Funktion, die mehrere Variablen besitzt) vorkommen und gewöhnlichen Differentialgleichungen, bei denen nur "normale" Ableitungen (d.h. Ableitungen einer Funktion mit nur einer Variable ) vorkommen.
Häufig wird das "gewöhnliche" weggelassen und nur von "Differentialgleichungen" gesprochen, obwohl eigentlich "gewöhnliche Differentialgleichungen" gemeint sind. Im Folgenden beschränken wir uns nur auf die gewöhnlichen Differentialgleichungen, die wir nunmehr ebenfalls nur "Differentialgleichungen" nennen.
Anders als bei gewöhnlichen Gleichungen, bei denen die Variable (zum Beispiel ) für eine Zahl steht, ist die Unbekannte bei Differentialgleichungen kein Zahlenwert, sondern eine Funktionenschar. Diese Schar wird häufig mit oder abgekürzt nur (bzw. für deren erste und für deren zweite Ableitung) bezeichnet.
Lineare Gleichung | Differentialgleichung | |
---|---|---|
Beispiel | (Hier treten Ableitungen der Schar auf) | |
Variable | Die Variable steht hierbei für eine reelle Zahl. | Die Funktionenschar ist gesucht. |
Lösung | Nach kurzem Rechnen: | Mit mehr Rechnen: Jede Funktion der Form (mit ) ist eine Lösung. |
Beispiel
Sei die allgemeine Lösung einer Differentialgleichung. Dann ergibt sich eine spezielle Lösung, wenn man beispielsweise und setzt: ist also eine spezielle Lösung der Differentialgleichung.
Ordnung von Differentialgleichungen
Beispiel
ist eine Differentialgleichung 2. Ordnung, weil die zweite Ableitung von die höchste vorkommende ist
ist eine Differentialgleichung 1. Ordnung, weil die höchste Ableitung die erste Ableitung ist.
Die allgemeine Lösung einer Differentialgleichung hat übrigens immer genau so viele Parameter wie die Ordnung ist. Die Lösung einer Differentialrechnung 2. Ordnung hat also beispielsweise 2 Parameter.
Lineare und Nichtlineare Differentialgleichungen
Beispiel
ist nichtlinear, weil quadriert wird
ist nichtlinear, weil die Funktion mit ihrer zweiten Ableitung multipliziert wird
ist linear, weil nur mit , aber nicht mit der Funktion oder einer ihrer Ableitungen multipliziert wird
ist - trotz des nichtlinearen Koeffizienten - linear, solange nicht die Funktion selbst (oder eine ihrer Ableitungen) das Argument der nichtlinearen Funktion ist (d.h. solange nicht im Sinus/Kosinus bzw. in irgendeiner anderen nichtlinearen Funktion steht)
ist also nichtlinear, weil das Argument der nichtlinearen Funktion ist
Wichtige Sonderform: Lineare Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten
Die allgemeine - und sehr häufig vorkommende - Form einer linearen Differentialgleichung 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten sieht wie folgt aus:
Dabei sind alle Koeffizienten reelle Zahlen - nur muss ungleich Null sein, da sonst die Differentialgleichung nicht mehr 2. Ordnung wäre.
Beispiel:
Homogene und inhomogene lineare Differentialgleichungen
Für den Fall einer linearen Differentialgleichung 2. Ordnung mit konstanten Koeffizienten ist die folgende allgemeine Form homogen:
weil kein Glied ohne oder eine Ableitung von vorkommt. Rechts steht die Null.
Die folgende Form ist dagegen inhomogen:
weil rechts eine Funktion von steht (zum Beispiel ) und es damit Glieder gibt, die nicht oder eine Ableitung von enthalten.
Beispiel:
ist eine lineare inhomogene Differentialgleichung 2. Ordnung, weil das Glied nicht die Funktion oder eine ihrer Ableitungen enthält. Dieses Glied einer inhomogenen Differentialgleichung, also in diesem Fall , nennt man Störfunktion.
ist linear, homogen und 2. Ordnung, weil alle Glieder entweder oder enthalten.