Es ist herrlich, in einer Zeit zu leben, die ihren Menschen große Aufgaben stellt.
Als die Regierung der nationalen Erhebung die Verantwortung übernahm, übernahm sie damit die Pflicht, die Aufgaben zu meistern, die wir alle vor und um uns sehen. Ein Volk ist zusammengebrochen und soll seine Wiederaufrichtung erleben. Wir wollen heute nicht hadern über das Unglück, das uns getroffen, die Katastrophe, die uns gestürzt hat. Wir wollen nur erkennen, daß das Gebrochene wieder aufgerichtet werden muß und daß der Verfall sich wieder zu neuem Leben wende.
Furchtbar sind Not und Elend über unser Volk gekommen. Eine stolze Wirtschaft, einst blühend und reich, scheint zu verfallen. Millionen fleißige Menschen verdammt die Arbeitsnot zum Müßiggang. Die Proletarisierung reißt immer neue Lebensstände in ihre Tiefe. Das Gefüge unserer Gesellschaft geht in Brüche, ja selbst an die Pforten der Tempel unseres Glaubens pocht die Faust der Träger einer neuen Weltzerstörung. Unrast und Unfriede überall. Deutschland wehrlos und rechtlos, das Volk erfüllt von Verzagtheit und Verzweiflung! Uns hat das Schicksal die herrliche Aufgabe gestellt, in dieser Not zu kämpfen, die Herzen dieser verzagten Menschen wieder mit Glauben und Vertrauen zu erfüllen, die Wirtschaft in Ordnung zu bringen, den Millionen Feiernden Arbeit zu geben, die Stände vor der Vernichtung zurückzureißen, eine neue Gesellschaft aufzubauen und ihre Feinde mit eiserner Faust zu zügeln, die Nation, ihre sachlichen, moralischen und kulturellen Güter in Schutz zu nehmen vor den Elementen der Zerstörung. Eine kühne und stolze Mission!
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Wenn wir die Wiederaufrichtung unseres Volkes als Aufgabe unserer Zeit und unseres Lebens empfinden, sehen wir vor uns nicht nur die leidende Wirtschaft, sondern ebenso die bedrohte Kultur, nicht nur die Not des Leibes, sondern nicht weniger die Not der Seele, und wir können uns keinen Wiederaufstieg des deutschen Volkes denken, wenn nicht wieder ersteht auch die deutsche Kultur und vor allem die deutsche Kunst. Wir vollziehen heute einen symbolischen Akt. Eine tragische Verkettung von Zufall, Schuld und Ungeklärtem vernichtet in einer Nacht ein Haus, das für immer verbunden bleiben wird mit dem künstlerischen Schaffen nicht nur einer Stadt, sondern der ganzen deutschen Nation. Schätze des deutschen Gemütes und der deutschen Kunst sind den Flammen zum Opfer gefallen. Allein, was damals in wenigen Stunden der Vernichtung verfiel, kann nicht Vernichtung sein für alle Zukunft. Indem wir uns schmerzlich von dem Verlorenen trennen, beginnen wir vertrauensvoll mit dem Blick in die Zukunft den Aufbau des Neuen.
Ein Haus der Deutschen Kunst soll erstehen, der alte Glaspalast, durch viele Jahrzehnte ein Merkmal dieser Stadt, sich verwandeln in ein Denkmal unserer Zeit.
Das junge Deutschland baut seiner Kunst sein eigen Haus. [...]