Springe zum Inhalt oder Footer
SerloDie freie Lernplattform

Elektromagnetische Induktion Teil 1

Bild

Was geschieht hier wie von Zauberhand?

Du bekommst in diesem Artikel keine Schulung in Hexerei und Zauberei wie in Hogwarts. Das kann Physik nicht leisten.

Wir können allerdings nachvollziehbar erklären, warum sich bei bewegten Leitern in einem bestehenden Magnetfeld eine Ladungstrennung und dadurch induzierte Spannung einstellt.

Zur allgemeinen Einführung in das Thema raten wir Dir den Kurs zur Herleitung der Lorentzkraft zu wiederholen (--> LINK)

Lorentzkraft und Ladungsträgertrennung

Innerhalb eines Magnetfeldes BB wirkt auf bewegte Ladungen qq (Elektronen ee_{-} und Protonen e+e_{+}) die Kraft FLorentzF_{Lorentz}.

Wir haben bereits im einführenden Kurs zur Lorentzkraft erfahren, wie wir die Richtungen der Lorentzkraft mit der Linke-Hand-Regel (für Elektronen) sowie der Rechte-Hand-Regel (für Protonen) ermitteln können.

Warum nun FLorentzF_{Lorentz} auch zu einer Ladungsträgertrennung führen muss, ist in nachfolgender Prinzipskizze (siehe Abb. 1) anschaulich darstellt:

Abb. 1: Prinzipdarstellung der Ladungsträgertrennung als Vorgang der Induktion

Abb. 1: Prinzipdarstellung der Ladungsträgertrennung als Vorgang der Induktion

Herleitung der Induktionsspannung UindU_{ind} am geraden Leiter

Nachfolgend möchten wir die logische Ableitung der Induktionsspannung darstellen:

  1. Wenden wir uns deshalb zunächst der vorherigen Ladungsträgertrennung zu. Wie festgestellt ist hierbei verursachend die Kraft FLorentzF_{Lorentz}. Nur wie lange, bzw. bis zu welchem Maß kann diese Trennung fortgeführt werden, wann stellt sich ein Ende bzw. ein Gleichgewicht ein?

  2. Dieses Gleichgewicht stellt sich ein durch ein entstehendes Elektrisches Feld EE. Warum?Werden auf der einen Seite positive Ladungen abgedrängt, auf der anderen negative Ladungen, ensteht dazwischen ein Elektrischen Feld EE. Einem Feld innewohnend ist auch immer eine elektrische Kraft FEF_E, welche sich dahingegend auswirkt, dass sich die ausbildenden Gesamtladungen (weil positiv und negativ) nunmehr anziehen. Und zwar gegengerichtet zu FLorentzF_{Lorentz} welche sie abgedrängt hatte.

  3. Erreicht nun der Betrag der elektrischen Anziehungskraft FE│F_{E}│ jenen der gegensätzlichen auseinandertreibenden Kraft FLorentz│F_{Lorentz}│, stellt sich ein Gleichgewicht ein. Die Verschiebung der Ladungen findet ein Ende, das aufgebaute elektrische Potential steht, die Induktionsspannung UindU_{ind} liegt an den Enden des Leiters an und kann entnommen werden. Dieser Zusammenhang siehe Abb. 2:

Abb. 2 : Schematische Darstellung Kräftegleichgewicht  und  ​​​ (abgeleitet aus Abb. 1)

Abb. 2: Schematische Darstellung Kräftegleichgewicht FE​​​F_E​​​ und FLF_L​​​ (abgeleitet aus Abb. 1)

MerkeDie induzierte Spannung eines bewegten Leiterstückes im Magnetfeld

Uind=BvlU_{ind}=-B\cdot{v}\cdot{l}

Herleitung der Induktionsspannung an einer Leiterschleife

Bevor wir uns einem geeigneten Versuchsaufbau für Leiterschleifen widmen, müssen wir die uns bekannte Formel zur Berechnung der Induktionsspannung Uind=BvlU_{ind}=-B\cdot{v}\cdot{l} noch geringfügig anpassen, da sich eine Leiterschleife im Gegensatz zu einem Leiter flächig darstellt.

MerkeDie induzierte Spannung einer bewegten Leiterschleife im Magnetfeld

Uind=BAtU_{ind}= -\vec{B}\cdot{\dfrac{ \textcolor{#a540ff}{∆A}}{ ∆t}}

Es gilt hierbei: BA\vec{B}⊥A

(Hinweis: Diese Einschränkung werden wir in einem eigenen Artikel noch ändern)

Was sagt uns dieser formale Zusammenhang?

  1. Gemäß LENZscher Regel ist die induzierte Spannung ihren verursachenden Größen gegengerichtet, also negativ, daher das "-".

  2. Die induzierte Spannung ist umso höher, je höher die Magnetische Flußdichte B, je stärker also das Magnetische Feld ist.

  3. Die induzierte Spannung ist umso höher, je höher die Flächenänderung je Zeit, je höher also die Flächenänderungsgeschwindigkeit im Magnetischen Feld ist.

Für unsere weitere Betrachtung an dieser Stelle gilt zunächst folgendes:

  • Die Magnetische Flußdichte B sei konstant und es gilt BA\vec{B}⊥A

  • Im nachfolgenden Versuch soll lediglich der Quotient At\dfrac{\textcolor{#a540ff}{∆A}}{∆t} untersucht werden!

Zunächst gilt, dass die logische Ableitung identisch ist, also eine Ladungstrennung und damit eine Induktionsspannung immer durch die Kraft FLorentzF_{Lorentz} verursacht ist. Wie wir gezeigt haben ist lediglich die formelle Ableitung unserer bisherigen Formel zu UindU_{ind} geringfügig geändert. Dieser Änderung soll nun nachfolgend dargestellter Versuchsaufbau in Abb. 3 Rechnung tragen:

Abb. 3: Darstellung eines prinzipiellen Versuchsaufbaufs zur Messung von

Abb. 3: Darstellung eines prinzipiellen Versuchsaufbaufs zur Messung von UindU_{ind}​

Schrittweise Abarbeitung des Versuches

Zum besseren Verständnis des Ablaufes sowie der Darstellung und des Zusammenhanges von Ursache und (Aus-)Wirkung, werden wir den Versuch aus Abb.: 3 in 4 Teilschritte unterteilen:

  1. Teilschritt 1: Die Leiterschleife befindet sich ruhend oder bewegt vollständig außerhalb des konstanten Magnetfeldes BB

  2. Teilschritt 2: Die Leiterschleife bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit vv in das Magnetfeld hinein

  3. Teilschritt 3: Die Leiterschleife bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit vv im Magnetfeld

  4. Teilschritt 4: Die Leiterschleife bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit vv aus dem Magnetfeld heraus

Ergebnis:

  • Leiterschleife ruhend: v=0v = 0\Rightarrow x=0∆x = 0 und t1=0∆t_1=0 hieraus folgt: xt1=0Uind=0\dfrac{∆x}{∆t_1}=0\Rightarrow U_{ind}=0

  • Leiterschleife bewegt: v0v ≠ 0\Rightarrow x=0∆x = 0 und t10∆t_1≠ 0 hieraus folgt: xt1=0Uind=0\dfrac{∆x}{∆t_1}=0\Rightarrow U_{ind}=0

Anmerkung:

Es gilt x=0∆x = 0 für die ruhende wie die bewegte Leiterschleife, da Letztere nicht in das Magnetische Feld eintaucht!

Dieser Teilschritt ist unabhängig davon identisch, ob sich die Leiterschleife nun links oder rechts vollständig außerhalb des Magnetfeldes befindet.

Ergebnis:

x0∆x ≠0 und t2>0∆t_2>0 hieraus folgt: xt20Uind\dfrac{∆x}{∆t_2}≠0\Rightarrow U_{ind}

Anmerkung:

Die Spannung UindU_{ind} wird erzeugt durch die von FLorentzF_{Lorentz} verursachte Ladungsverschiebung im rechten Teil der Leiterschleife. Diese Spannung kann am Voltmeter gemessen werden.

Ergebnis:

x=0∆x =0 und t3>0∆t_3>0 hieraus folgt: xt3=0\dfrac{∆x}{∆t_3}=0 Uind=0\Rightarrow U_{ind}=0

Anmerkungen:

  • xlt=At\dfrac{∆x\cdot{l}}{∆t}=\dfrac{∆A}{∆t} beschreibt eine Flächenänderung pro Zeitintervall im Magnetfeld.. Ist diese =0= 0 (bei v=0v = 0 oder v0v ≠ 0) ist keine Induktion einer Spannung UindU_{ind} möglich.

  • Im rechten und linken Teil der bewegten Leiterschleife wird durch FLorentzF_{Lorentz} gleichermaßen eine Ladungsverschiebung und damit gleichpolige Spannung UindU_{ind} verursacht. Am Spannungsmesser herrscht deshalb kein Potentialunterschied, wodurch keine Spannung UU gemessen werden kann.

Ergebnis:

x0∆x ≠0 und t4>0∆t_4>0 hieraus folgt: xt40Uind\dfrac{∆x}{∆t_4}≠0\Rightarrow U_{ind}

Anmerkung:

Im Gegensatz zu Teilschritt 22 wird nun im linken Teil der Leiterschleife eine Spannung induziert. Die am Voltmeter anliegende Spannung UindU_{ind} ist allerdings gegenpolig zu Teilschritt 22!

Der induzierte Spannungsverlauf UindU_{ind} nach Teilschritten

Bild
MerkeZusammenfassend gilt . . .

. . . es wird immer nur dann eine Spannung UindU_{ind} induziert, wenn eine durch das Magnetfeld durchströmte FlächenÄNDERUNG pro Zeiteinheit vorliegt:

Bild

Übungsaufgaben: Elektromagnetische Induktion Teil 1


Dieses Werk steht unter der freien Lizenz
CC BY-SA 4.0Was bedeutet das?