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Eine Gedichtanalyse schreiben

Hier lernst du das Wichtigste zur Gedichtanalyse. Wir geben dir Tipps und Informationen zum Aufbau einer Gedichtanalyse, damit dir das Schreiben einer gut gelingt.

Vorbereitung einer Gedichtanalyse

Zur Vorbereitung der Gedichtanalyse können dir vielleicht diese Tipps helfen:

  • Verschaffe dir zunächst einen Überblick über das Werk.

  • Lies das Gedicht aufmerksam mehrmals durch, um dir einen Eindruck vom Inhalt des Gedichts zu machen. So wirst du auch auf Details aufmerksam, die dir bei einmaligem Lesen vielleicht nicht aufgefallen wären.

Anschließend sollten folgende Schritte anhand des Textes bearbeitet werden:

  1. Markiere Unklarheiten, um danach ihre Bedeutung zu klären.

  2. Wenn es auffällige Zusammenhänge zwischen einzelnen Strophen gibt, markiere auch diese.

  3. Fasse den Inhalt jeder Strophe kurz zusammen.

  4. Überlege dabei bereits, was der Autor mit dem Gedicht aussagen möchte.

  5. Bestimme die Gedichtform, das Versmaß und das Reimschema des lyrischen Werkes.

  6. Untersuche den Text auf Stilmittel.

  7. Ordne das Gedicht zeitlich einer literarischen Epoche anhand der Merkmale im Text zu.

All diese Schritte werden bereits bearbeitet, bevor mit dem Schreiben der Arbeit begonnen wird, denn all diese Informationen machen den Großteil des Aufsatzes aus.

Aufbau einer Gedichtanalyse

Aufbau nach striktem Schema

Der Aufbau der Gedichtanalyse folgt einem strikten Schema. Natürlich können einzelne Elemente und Unterpunkte ausgetauscht werden, doch grundsätzlich halten wir uns an das vorgegebene Muster beim Schreiben einer Gedichtanalyse. In der Gliederung der Gedichtanalyse begegnen dir die klassischen Aufsatzteile Einleitung, Hauptteil und Schluss. Die Gedichtanalyse wird, wie die meisten Aufsatzformen, im Präsens (Gegenwart) verfasst.

Einleitung

In der Einleitung informierst du die Leser/-innen über die wichtigsten Fakten des Gedichts. Unbedingt enthalten sollten sein:

  • Titel des Gedichts

  • Name des Autors/der Autorin

  • Erscheinungsjahr, wenn angegeben

  • Gedichtform (z.B. Ballade, Hymne, Sonett usw.)

  • Thema des Gedichts

  • literarische Einordnung ( → Literaturepochen)

  • Knappe Beschreibung des Inhalts ( → Inhaltsangabe)

  • Deutungshypothese

DefinitionDeutungshypothese

Mit der Deutungshypothese gibst du in wenigen Sätzen das Hauptthema eines Textes wieder. Du beschreibst darin die Intention des Autor/der Autorin. Du sagst also, was der Autor/die Autorin deiner Meinung nach mit dem Gedicht grundsätzlich aussagen will. Mit der Deutungshypothese stellst du eine Vermutung über die Kernaussage eines Textes auf. Im Unterschied zur These kannst du die Deutungshypothese im Laufe deiner Analyse noch widerlegen.

Hauptteil

Der Hauptteil ist das Herzstück deiner Analyse. Hier untersuchst du der Reihe nach den Inhalt, die Form und die Sprache des Gedichts (und interpretierst diese im nächsten Schritt).

Inhaltsanalyse

Um deinem Leser einen Überblick über das Gedicht zu verschaffen, gehst du nun genauer auf den Inhalt ein.

Dabei fasst du die Sinnabschnitte des Gedichts in wenigen Sätzen zusammen. Häufig entspricht eine Strophe auch einem einzelnen Sinnabschnitt. Einen Wechsel der Sinnabschnitte erkennst du zum Beispiel daran, dass

  • ein anderer Sprecher auftritt,

  • eine neue Situation beschrieben wird,

  • ein Stimmungswechsel stattfindet oder

  • ein Wechsel in den Zeitformen erkennbar ist.

Außerdem klärst du, ob im Gedicht ein lyrisches Ich auftritt. Darunter verstehst du den Sprecher des Gedichts, der von sich selbst in der Ich-Form spricht.

VorsichtVerwechsle das lyrische Ich nicht mit dem Autor des Gedichts!

Spricht jemand im Gedicht, so handelt es sich dabei nicht um der Autor/die Autorin, sondern das lyrische Ich. Der Autor/die Autorin erfindet ein lyrisches Ich und lässt dieses im Gedicht sprechen. Also spricht/denkt/fühlt das lyrische Ich, nicht der Autor/die Autorin. Du kannst das lyrische Ich in Gedichten mit dem Erzähler einer Geschichte vergleichen. Häufig erkennst du das lyrische Ich durch das Personalpronomen ich oder Wörter wie mein, mich, mir. Auch geäußerte Wünsche, Hoffnungen oder Ausrufe können ein Hinweis sein.

Strukturanalyse (Form)

Wenn du die Struktur eines Gedichts untersuchst, sind diese vier Aspekte interessant:

  • Gedichtform: Handelt es sich um eine bestimmte Gedichtform? (Ballade, Sonett etc.)

  • Verse, Strophen: Wie viele Verse hat das Gedicht? Sind Strophen erkennbar? Wiederholen sich einzelne Strophen (Refrains)?

  • Reimschema: Verwendet der Dichter ein Reimschema?

  • Metrum (Versmaß): Welche Silben werden im Vers betont? Gängige Versmaße/Metren sind: Jambus , Trochäus , Anapäst , Daktylus .

  • Kadenzen: Ist die Endsilbe im Vers jeweils betont (männliche Kadenz) oder unbetont (weibliche Kadenz)?

Sprachanalyse

Im Kern deiner Analyse arbeitest du die sprachlichen Auffälligkeiten deines Gedichtes heraus. Dabei kannst du dich an folgenden Fragen orientieren:

  • Wortarten: Welche Wortarten kommen besonders häufig vor? Adjektive oder Verben? Gibt es Schlüsselwörter?

  • Wortfelder: Gibt es Wörter aus einem bestimmten Wortfeld? (Natur, Liebe, Tod)

  • Stil: Wie spricht das lyrische Ich? Verwendet es eine gehobene Sprache oder spricht es umgangssprachlich?

  • Satzbau: Welchen Satzbau nutzt der Dichter? Aneinandergereihte Hauptsätze (Parataxen ) oder lange Sätze, die aus Haupt- und Nebensätzen bestehen (Hypotaxen )?

  • Zeitformen: Welche Zeitform wird im Gedicht vorrangig verwendet? (Präsens, Perfekt, Futur)

  • Stilmittel: Welche Stilmittel kannst du im Gedicht erkennen?

Interpretation

Oft schließt sich an deine Analyse des Inhalts, der Form und der Sprache des Gedichtes auch eine Interpretation an. Achte dabei vor allem auf deine Aufgabenstellung (z. B. Analysiere und interpretiere das Gedicht …).

Die Analyse des Gedichtes ist Grundlage der Interpretation

In der Gedichtinterpretation werden die Auffälligkeiten aus der Inhalts-, Struktur-, und Sprachanalyse gebündelt und ihnen wird eine Funktion zugeordnet.

In der Interpretation solltest du folgende Aspekte beachten:

  • Wirkung: Was bewirken die sprachlichen Mittel?

  • Stimmung: Welche Stimmung und welche Gefühle werden durch die Sprache hervorgerufen?

  • Zusammenhang: In welchem Zusammenhang stehen Inhalt und Funktion? Wie werden Orte, Personen und Handlungen gezeichnet und warum wohl? Welche sprachlichen Bilder werden warum benutzt?

Schlussteil

Um deine Gedichtanalyse abzuschließen, fasst du noch einmal knapp die Ergebnisse deines Hauptteils zusammen. Dabei beantwortest du vor allem, ob sich deine Deutungshypothese vom Beginn bestätigt hat. Falls das nicht der Fall ist, korrigierst du an dieser Stelle deine These. In den Schluss gehören folgende Gesichtspunkte:

  • Wirkung/Intention des Gedichts: Was will das Werk ausdrücken?

  • Eigene Meinung: Was ist deine Meinung zu dem Gedicht? Kannst du einen Bezug zur heutigen Zeit feststellen? (Nur wenn die Lehrer*innen es ausdrücklich verlangen)

  • Vergleich mit einem anderen Gedicht: Wurde im Unterricht bereits ein Gedicht mit ähnlichem Inhalt und ähnlicher Intention behandelt?

  • Offene Fragen: Gibt es noch offene Fragen, die das Gedicht nicht beantwortet?

  • Zusammenfassung

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Quellen


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