Bei Hypothesentests spielen zwei Fehler eine besondere Rolle. Sie beschreiben die irrtümliche Ablehnung bzw. die irrtümliche Bestätigung einer Hypothese.
Ein Fehler 1. Art liegt vor, wenn bei einem Hypothesentest die Nullhypothese zu Unrecht verworfen wird.
Ein Fehler 2. Art liegt vor, wenn bei einem Hypothesentest die Nullhypothese zu Unrecht beibehalten wird.
Der Fehler 1. Art wird oft auch -Fehler genannt. Seine Wahrscheinlichkeit wird dann mit bezeichnet. Analog heißt der Fehler 2. Art oft -Fehler mit Wahrscheinlichkeit .
Beispiel
Eine Maschine fertigt Werkstücke und produziert dabei Ausschuss (Nullhypothese). Ein Arbeiter hat das Gefühl, dass die Maschine schlechter arbeitet und mehr defekte Teile produziert. Er notiert sich die Anzahl defekter Stücke unter den nächsten hundert. Bei fünf oder mehr nimmt er an, richtigzuliegen.
Der Fehler 1. Art tritt auf, wenn die Maschine nach wie vor Ausschuss produziert, unter den hundert Teilen aber fünf oder mehr defekte sind. Der Fehler 2. Art tritt auf, wenn die Maschine schlechter arbeitet, aber trotzdem maximal vier defekte Werkstücke unter den hundert sind.
Übersicht
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die möglichen Fälle, die bei der Durchführung eines Hypothesentests auftreten können:
ist wahr. | ist falsch. | |
---|---|---|
Die Testgröße nimmt bei der Stichprobe einen Wert im Annahmebereich von an. | richtige Entscheidung ( ist wahr und wird (zu Recht) beibehalten.) | falsche Entscheidung ist falsch und wird zu Unrecht beibehalten. Fehler 2. Art |
Die Testgröße nimmt bei der Stichprobe einen Wert im Ablehnungsbereich von an. | falsche Entscheidung ist wahr und wird zu Unrecht verworfen. Fehler 1. Art | richtige Entscheidung ( ist falsch und wird (zu Recht) verworfen.) |
Berechnung der Fehlerwahrscheinlichkeit
Die Wahrscheinlichkeiten der Fehler hängen vom Test und insbesondere von der Entscheidungsregel ab.
Fehler 1. Art
Der Fehler 1. Art tritt auf, wenn eine Trefferzahl erzielt wird, mit der die Nullhypothese abgelehnt wird, obwohl sie wahr ist.
Man benutzt also die Trefferwahrscheinlichkeit, die in der Nullhypothese angegeben ist. Damit berechnet man die Wahrscheinlichkeit, die in der Entscheidungsregel für die Ablehnung der Nullhypothese angegebenen Trefferzahlen zu erhalten.
Da die Stichprobe eine Bernoulli-Kette ist, lässt sich die Wahrscheinlichkeit für eine Trefferanzahl mit der Binomialverteilung berechnen. Man muss also die Binomialverteilung für die Menge der Trefferanzahlen, die im Ablehnungsbereich angegeben ist, berechnen und diese Wahrscheinlichkeiten zusammenzählen.
Fehler 2. Art
Dieser Fehler tritt auf, wenn die Nullhypothese falsch ist, aber trotzdem bestätigt wird.
Im Signifikanztest ist für diesen Fall keine Wahrscheinlichkeit angegeben, die Wahrscheinlichkeit ist also im Allgemeinen nicht berechenbar. Bei einem Alternativtest sind für beide Hypothesen Wahrscheinlichkeiten gegeben. Dann berechnet sich der Fehler 2. Art genauso wie der Fehler 1. Art. Man nimmt die Trefferwahrscheinlichkeit der Gegenhypothese und die Trefferanzahl, mit der man sich für die Nullhypothese entscheidet.
Beispiel
Im obigen Beispiel ist nur die Wahrscheinlichkeit des Fehlers 1. Art berechenbar.
Die Nullhypothese wird bei fünf oder mehr Ausschussteilen abgelehnt, man muss also das Gegenereignis betrachten.
Bestimme die Wahrscheinlichkeit für oder weniger Treffer, z. B. mit dem Tafelwerk.
Die Wahrscheinlichkeit, einen Fehler erster Art zu begehen, ist also ca. .
Bemerkung
Im zweiseitigen Signifikanztest teilt sich die Berechnung der Fehlerwahrscheinlichkeit in zwei Formeln auf, da es zwei kritische Werte gibt. Um die Entscheidungsregel für vorgegebenes Signifikanzniveau zu bestimmen, stellt man beide Formeln auf und setzt sie jeweils kleiner der Hälfte des Signifikanzniveaus.
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