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Vorkulturen und Direktsaat

Bei der Anzucht von Jungpflanzen kommt es darauf an, die richtigen Bedingungen für die verschiedenen Pflanzen zu beachten.

Einige werden gern im Warmen vorgezogen, andere können direkt im Beet angesät werden. Jede Sorte hat ein optimales Zeitfenster für Anzucht, Auspflanzen und Ernte.

Vorkulturen

Das Vorziehen mancher Pflanzen im Warmen (Fensterbank oder warmes Gewächshaus) hat viele Vorteile:

  • Auslese der besten Pflänzchen: Nicht alles Saatgut keimt, und nicht alle Keimlinge gedeihen gut. Manche Samen brauchen sehr lange, bis sie aufgehen (z.B. Petersilie, Paprika). Das Vorziehen ermöglicht die Kontrolle des Prozesses und die Auswahl der stärksten und besten Pflanzen fürs Beet.

  • Bessere Flächennutzung: Während der Anzucht des Sommergemüses auf der Fensterbank ist auf dem Beet noch Platz für eine kältetolerante Vorkultur.

  • Verlängerte Pflanzperiode: Für manche Gemüsearten (z.B. Kohl) ist es draußen erst ab April oder Mai warm genug. Da sie sehr langsam wachsen, werden sie bis zum Herbst nicht mehr fertig, wenn sie erst so spät im Beet starten.

Vorziehen

Vorkulturen sind vor allem nötig für langsam wachsende (z.B. Kohl oder Lauch) und Wärme liebende Pflanzen (z.B. Tomaten, Paprika, Chili, Gurken, Kürbis und Verwandte).

Vorgezogen wird in kleinen Pflanzschalen, die allerdings tief genug sein müssen:

Pflanze

Tiefe des Pfanzgefäßes

Salate, Kohlrabi

4-6 cm

Gurke, Kürbisse

8 cm

Tomaten (nach dem Pikieren)

10 cm

Pflanzschalen können auch aus Recyclingmateriali improvisiert werden, z.B. aus alten Joghurtbechern, Papprollen, Eierkartons oder Verpackungen.

Anzucht in Eierkartons

Abb.1: Eierkartons als Aussaatschalen

Anzucht in Papprollen

Abb.2: Papprollen als Anzuchttöpfchen

Mini-Gewächshaus aus Traubenkarton

Abb.3: Traubenkarton als Mini-Gewächshaus für Keimlinge

Für die Aussaat wird lockere Aussaaterde verwendet, die möglichst viel Wasser halten kann. Das Substrat sollte relativ mager sein, damit die Keimlinge nicht zu schnell in die Höhe wachsen und die Wurzeln auf der Suche nach Nährstoffen gekräftigt werden.

Die Samen werden nach der jeweiligen Anleitung ausgebracht; größere Samen werden meist einzeln gesteckt (Einzelkornsaat), kleinere breit gestreut (Breitsaat) oder in Reihen angehäuft, die später ausgedünnt (verzogen) werden.

Einzelkornsaat

Abb.4: Einzelkornsaat

Breitsaat

Abb.5: Breitsaat

Reihensaat

Abb.6: Reihensaat

Wichtig ist die Aussaattiefe, die für jedes Saatgut unterschiedlich ist. Als Faustregel gilt, dass der Samen so tief in der Erde stecken sollte, wie er groß ist.

Nun müssen die Wachstumsbedingungen erfüllt sein, damit die Pflanzen keimen und gut gedeihen. Das sind:

  • Wasser: Die Pflanzen sollen es schön feucht haben, aber nie im Wasser stehen.

  • Luft: Wichtig ist eine ausreichende Belüftung.

  • Licht: Bei zu wenig Licht wachsen lange, dünne und instabile Pflänzchen heran.

  • Wärme: Wenn es zu kalt ist, passiert nichts, oder es dauert sehr lange.

Die Keimdauer der verschiedenen Samen und die genauen Bedürfnisse findest du bei den Wachstumsbedingungen.

Pikieren und Umtopfen

Abb.7: Pikieren

Wenn die Keimlinge sehr dicht gesät sind, werden sie vereinzelt ("pikiert"), sobald sie die ersten Laubblätter gebildet haben. Dabei wählt man die kräftigsten und gesündesten Pflanzen aus und setzt sie in eigene, größere Töpfe. Das schafft den Pflanzen ober- und unterirdisch genug Platz zum Weiterwachsen. Der Stress des Umsetzens kräftigt die Wurzeln (die Pflanze “bestockt” gut) und härtet sie ab; so ist sie auch besser auf das Auspflanzen ins Freie vorbereitet.

Tomaten, Salate und Auberginen werden durch das Pikieren kräftiger und können sogar mehrfach umgesetzt werden. Aber nicht alle Pflanzen vertragen diesen Stress; Pflanzen mit empfindlichen Wurzeln werden nicht umgetopft. Insbesondere Kürbisgewächse oder Bohnen pflanzt man lieber gleich in einzelne Töpfchen und setzt sie später mit dem ganzen Wurzelballen ins Beet. Karotten oder Radieschen sollten lieber direkt an ihrem Bestimmungsort und mit genügend Abstand ausgesät werden.

Abhärten und Auspflanzen

Wenn die Temperaturen es zulassen und kein Bodenfrost mehr zu erwarten ist (in Mitteleuropa gewöhnlich um Mitte Mai), können die Jungpflanzen ins Freie gesetzt werden.

Vorher sollten sie allerdings abgehärtet werden, sonst bekommen sie beim Auspflanzen einen Kälteschock. Wenn sie eine Woche lang täglich für einige Zeit draußen stehen (anfangs 1-2 Stunden, dann steigern), wird dem vorgebeugt. So bekommen sie auch mehr Licht und bilden im Wind kräftigere Stängel aus. Sie sollten vor direkter Sonne geschützt werden; auch Pflanzen bekommen Sonnenbrand. Indirektes Licht und eine Abdeckung aus Gartenvlies oder eine Pflanzglocke sind optimal.

Direktsaat

Pflanzen mit empfindlicher Wurzel (z.B. Möhren, Rote Bete, Pastinaken, Radieschen, Erbsen, Bohnen) sollten nicht umgesetzt werden und müssen daher direkt ins Beet ausgebracht werden. Auch robuste Arten, denen die Frühjahreskälte nichts ausmacht (z.B. Spinat, Mangold, Zwiebel), können direkt gesät werden. Wenn es warm genug ist, können auch Wärme liebende Pflanzen (z.B. eine zweite Generation Kürbisgewächse) direkt gesät werden.

Im Beet wird meist in Reihen gesät. Wenn die Pflanzen nicht mehr vereinzelt werden, sind die richtigen Abstände wichtig, damit die ausgewachsene Pflanze später genug Platz hat. Die Angaben dazu sind gewöhnlich beim jeweiligen Saatgut vermerkt.

Zum Schutz vor Kälte und Vögeln kann anfangs ein luft- und lichtdurchlässiges Gartenvlies verwendet werden.

Quellen:

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