Im einfachsten Fall entsteht eine Potenz, wenn du eine Zahl mehrfach mit sich selbst multiplizierst. Und ein Polynom entsteht, indem du Vielfache von Potenzen einer Variablen aufsummierst.
Potenzen und Potenzrechenregeln
Rechengesetze
Für die so definierten Potenzen gelten die Potenzgesetze: Für beliebige Zahlen und gilt
Nummer | Formel | Beispiel |
---|---|---|
1.1 | ||
1.2 | ||
1.3 |
Rekursive Definition
Du kannst Potenzen auch rekursiv definieren (wieder ist und ):
"Definition für den Computer"
Für dich als Informatiker ist diese Definition vielleicht angenehmer, weil sie sich unmittelbar in eine rekursive Funktion überführen lässt - hier in Pascal programmiert:
function Potenz(a: real; n: integer): real;
begin
if n=1 then Potenz := a
else Potenz := a*Potenz(a, n-1)
end;
Die erste Definition überführst du dagegen in ein iteratives Programm:
function Potenz (a: real; n: integer): real;
var
p: real;
i: integer;
begin
p := 1.0;
for i := 1 to n do p := p*a;
Potenz := p;
end;
Die "Definition" für den Computer ist sehr formal, der Computer benötigt immer eine eindeutige Berechnungsvorschrift. Die mathematische Definition ist auch formal, und in diesem Fall ist sie auch konstruktiv, denn sie sagt auch, wie die Potenz berechnet wird.
Rationale Exponenten - Brüche als Exponenten
Für eine positive Zahl und ist diejenige positive Zahl , für die gilt.
Für bekommst du die übliche Wurzel (die Quadratwurzel). Entsprechend ist die -te Wurzel definiert durch
Diese Definition ist insofern sinnvoll, weil die Regel (1.3), die ursprünglich nur für natürliche Zahlen und galt, nun auch auf den Fall ausgedehnt werden kann.
(1.3) führt somit direkt zu einer Definition von mit positiver Zahl und :
Negative Exponenten
Wenn du Regel (1.1) anwendest, findest du auch sinnvolle Definitionen für den Exponenten 0 und für negative Exponenten:
Daher muss sein.
Daher muss
sein.
Die Definition von für positives lässt sich auch auf beliebige reelle Exponenten (z.B. ) erweitern. Die Potenzgesetze (1.1) bis (1.3) gelten weiterhin.
Polynome
Nun kennst du Potenzen. Als nächstes baust du daraus Polynome zusammen.
Zunächst ist ein Polynom einfach nur ein formaler Term. Später kannst du ein Polynom auch als Polynomfunktion auffassen und auswerten, indem du für die Variable eine Zahl einsetzt.
Manchmal werden Polynome mit der höchsten Potenz zuerst geschrieben, manchmal mit der niedrigsten Potenz zuerst.
Beispiele für Polynome
(das Nullpolynom)
Grad eines Polynoms
Für die Beispiele von eben gilt:
Rechenregeln für den Grad eines Polynoms
Für Polynome und vom Grad bzw. vom Grad gilt
Insbesondere für das Nullpolynom gelten diese Regeln ebenso:
Rechnen mit Polynomen
Addition von Polynomen: Du addierst die Koeffizienten gleicher Potenzen:
Multiplikation von Polynomen: Die Klammern werden ausmultipliziert:
Division mit Rest gibt es auch. Die Division geht ganz analog zum schriftlichen Dividieren ganzer Zahlen.
Division mit Rest bei natürlichen Zahlen | Division mit Rest bei Polynomen |
---|---|
Zu zwei Zahlen | Zu zwei Polynomen und mit Koeffizienten aus |
gibt es eindeutig bestimmte Zahlen mit , | gibt es eindeutig bestimmte Polynome mit Koeffizienten aus mit , |
sodass gilt. | sodass gilt. |
Dann ist der Quotient und der Rest der ganzzahligen Division von durch . | Dann ist der Quotient und der Rest der Polynomdivision von durch . |
Spezialfälle
Wichtige Spezialfälle sind die Polynome von kleinem Grad.
Im Fall von heißt linear, ist also von der Form . Lineare Polynome kommen in linearen Gleichungen von der Form
vor. Diese Gleichungen sind leicht zu lösen. Eine Lösung dieser Gleichung entspricht einer Nullstelle des Polynoms (siehe unten), wenn du es als Polynomfunktion auffasst.
Im Fall von heißt das Polynom quadratisch, ist also von der Form
.
Dazu gehören die quadratischen Gleichungen (hier für )
mit den Lösungen
sofern (andernfalls sind die Lösungen komplexe Zahlen).
Nullstellen
Eine Nullstelle einer Funktion ist eine Zahl , für die gilt . Wenn du also für die Variable die Zahl einsetzt und als Ergebnis 0 erhältst, dann ist die Zahl eine Nullstelle der Funktion .
Die Nullstellen und eines quadratischen Polynoms liefern eine Zerlegung in Linearfaktoren:
Entsprechendes gilt auch für Polynome höheren Grades:
Sei ein Polynom vom Grad und sei eine Nullstelle von (also ). Dann kannst du einen Linearfaktor abspalten (durch Polynomdivision):
mit einem Polynom vom Grad .
Das ist nützlich: Die Nullstellen von sind nun und die Nullstellen eines Polynoms von kleinerem Grad, damit hast du das Problem also auf ein kleineres zurückgeführt.
Polynome sind eine wichtige Klassen von Funktionen. Sie dienen als Bausteine, um kompliziertere Funktionen anzunähern (Potenzreihe, Computergraphik, Bildverarbeitung).