Im einfachsten Fall entsteht eine Potenz, wenn du eine Zahl mehrfach mit sich selbst multiplizierst. Und ein Polynom entsteht, indem du Vielfache von Potenzen einer Variablen x aufsummierst.
Potenzen und Potenzrechenregeln
Rechengesetze
Für die so definierten Potenzen gelten die Potenzgesetze: Für beliebige Zahlen a,b∈R und m,n∈N gilt
Nummer
Formel
Beispiel
1.1
am⋅an=am+n
102⋅104=104+2=106
1.2
am⋅bm=(a⋅b)m
35⋅65=(3⋅6)5=185
1.3
(am)n=am⋅n
(102)3=102⋅3=106
Rekursive Definition
Du kannst Potenzen auch rekursiv definieren (wieder ist a∈R und n∈N):
"Definition für den Computer"
Für dich als Informatiker ist diese Definition vielleicht angenehmer, weil sie sich unmittelbar in eine rekursive Funktion überführen lässt - hier in Pascal programmiert:
function Potenz(a: real; n: integer): real;
begin
if n=1 then Potenz := a
else Potenz := a*Potenz(a, n-1)
end;
Die erste Definition überführst du dagegen in ein iteratives Programm:
function Potenz (a: real; n: integer): real;
var
p: real;
i: integer;
begin
p := 1.0;
for i := 1 to n do p := p*a;
Potenz := p;
end;
Die "Definition" für den Computer ist sehr formal, der Computer benötigt immer eine eindeutige Berechnungsvorschrift. Die mathematische Definition ist auch formal, und in diesem Fall ist sie auch konstruktiv, denn sie sagt auch, wie die Potenz berechnet wird.
Rationale Exponenten - Brüche als Exponenten
Für eine positive Zahl a∈R und n∈N ist an1 diejenige positive Zahl b, für die bn=a gilt.
Für n=2 bekommst du die übliche Wurzel (die Quadratwurzel). Entsprechend ist die n-te Wurzel definiert durch
Diese Definition ist insofern sinnvoll, weil die Regel (1.3), die ursprünglich nur für natürliche Zahlen n und m galt, nun auch auf den Fall m=1/n ausgedehnt werden kann.
(1.3) führt somit direkt zu einer Definition von aqp mit positiver Zahl a und p,q∈N:
Negative Exponenten
Wenn du Regel (1.1) anwendest, findest du auch sinnvolle Definitionen für den Exponenten 0 und für negative Exponenten:
Daher muss a0=1 sein.
Daher muss
sein.
Die Definition von an für positives a lässt sich auch auf beliebige reelle Exponenten (z.B. 2) erweitern. Die Potenzgesetze (1.1) bis (1.3) gelten weiterhin.
Polynome
Nun kennst du Potenzen. Als nächstes baust du daraus Polynome zusammen.
Zunächst ist ein Polynom einfach nur ein formaler Term. Später kannst du ein Polynom P auch als Polynomfunktion P(x) auffassen und auswerten, indem du für die Variable x eine Zahl einsetzt.
Manchmal werden Polynome mit der höchsten Potenz zuerst geschrieben, manchmal mit der niedrigsten Potenz zuerst.
Beispiele für Polynome
7x+3=7⋅x1+3⋅x0
15x3+7,5x2+4=15⋅x3+7,5⋅x2+0⋅x1+4⋅x0
5=5⋅x0
0=0⋅x0 (das Nullpolynom)
Grad eines Polynoms
Für die Beispiele von eben gilt:
deg(7x+3)=1
deg(15x3+7,5x2+4)=3
deg(5)=0
deg(0)=−∞
Rechenregeln für den Grad eines Polynoms
Für Polynome Pn und Pm vom Grad n bzw. vom Grad m gilt
deg(Pn⋅Pm)=deg(Pn)+deg(Pm)=n+m
deg(Pn+Pm)≤max{deg(Pn),deg(Pm)}=max{n,m}
Insbesondere für das Nullpolynom gelten diese Regeln ebenso:
Addition von Polynomen: Du addierst die Koeffizienten gleicher Potenzen:
Multiplikation von Polynomen: Die Klammern werden ausmultipliziert:
Division mit Rest gibt es auch. Die Division geht ganz analog zum schriftlichen Dividieren ganzer Zahlen.
Division mit Rest bei natürlichen Zahlen
Division mit Rest bei Polynomen
Zu zwei Zahlen n,m∈N
Zu zwei Polynomen N und M mit Koeffizienten aus R
gibt es eindeutig bestimmte Zahlen q,r∈N0 mit r<m,
gibt es eindeutig bestimmte Polynome Q,R mit Koeffizienten aus R mit deg(R)<deg(M),
sodass n=q⋅m+r gilt.
sodass N=Q⋅M+R gilt.
Dann ist q der Quotient und r der Rest der ganzzahligen Division von n durch m.
Dann ist Q der Quotient und R der Rest der Polynomdivision von N durch M.
Spezialfälle
Wichtige Spezialfälle sind die Polynome von kleinem Grad.
Im Fall von deg(P)=1 heißt Plinear, ist also von der Form P=a⋅x+b. Lineare Polynome kommen in linearen Gleichungen von der Form
vor. Diese Gleichungen sind leicht zu lösen. Eine Lösung dieser Gleichung entspricht einer Nullstelle des Polynoms (siehe unten), wenn du es als Polynomfunktion P(x) auffasst.
Im Fall von deg(P)=2 heißt das Polynom Pquadratisch, ist also von der Form
sofern p2≥4q (andernfalls sind die Lösungen komplexe Zahlen).
Nullstellen
Eine Nullstelle einer Funktion f(x) ist eine Zahl x0, für die gilt f(x0)=0. Wenn du also für die Variable x die Zahl x0 einsetzt und als Ergebnis 0 erhältst, dann ist die Zahl x0 eine Nullstelle der Funktion f.
Entsprechendes gilt auch für Polynome höheren Grades:
Sei P ein Polynom vom Grad n und sei x1 eine Nullstelle von P (also P(x1)=0). Dann kannst du einen Linearfaktor x−x1 abspalten (durch Polynomdivision):
mit einem Polynom Q(x) vom Grad n−1.
Das ist nützlich: Die Nullstellen von P sind nun x1 und die Nullstellen eines Polynoms Q von kleinerem Grad, damit hast du das Problem also auf ein kleineres zurückgeführt.
Polynome sind eine wichtige Klassen von Funktionen. Sie dienen als Bausteine, um kompliziertere Funktionen anzunähern (Potenzreihe, Computergraphik, Bildverarbeitung).
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