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Metrum (Versmaß)

Das Metrum (Versmaß) ist ein wichtiges Merkmal von Gedichten. Du willst wissen, wie man das Metrum in einem Gedicht bestimmt? Dann bist du hier genau richtig! In diesem Artikel erfährst du, welche Arten es gibt und woran du sie erkennen kannst.

Was ist ein Metrum?

Unter dem Metrum, auch Versmaß genannt, versteht man den regelmäßigen Wechsel von betonten und unbetonten Silben nach einem Schema. Durch diese regelmäßige Abfolge erhält das Gedicht seine Struktur und seinen Rhythmus.

Ähnlich wie der Takt in einem Lied kann das Metrum im Gedicht den Rhythmus und die Stimmung des Gedichts beeinflussen.

Betonte und unbetonte Silben

Um das Metrum korrekt bestimmen zu können, musst du die Wörter zunächst einmal in Silben zerlegen. Die Anzahl der einzelnen Silben ist dabei weniger wichtig. Entscheidend ist ihre Abfolge aus betont und unbetont. Die Silben eines Wortes werden beim Sprechen nämlich unterschiedlich betont. Bei manchen Silben geht die Stimme hoch und du sprichst sie lauter aus, bei anderen senkt sich deine Stimme. Und genauso kannst du betonte und unbetonte Silben voneinander unterscheiden:

  • Betonte Silben spricht man laut aus, mit gehobener Stimme. Deswegen spricht man bei betonten Silben auch von einer Hebung.

  • Unbetonte Silben werden beim Sprechen gar nicht betont, die Stimme senkt sich ab. Diese Silben werden als Senkung bezeichnet..

In der Lyrik, also in Gedichten, verwendest du zur Kennzeichnung der Silben oft Symbole:

Die Hebungen werden mit oder X dargestellt, die Senkungen mit oder x. In diesem Artikel benutzen wir für die Einfachheit der Darstellung aber Farben:

Hebung (betont - unbetont)

Silbentrennung (betont - unbetont - betont - unbetont)

Das Metrum bestimmen: So gehst du vor

Willst du das Metrum bestimmen, unterteilst du zunächst einmal die Wörter im Vers, also in ihre Silben. Das kannst du zum Beispiel mit Trennstrichen machen:

Es | schlug | mein | Herz | , ge | schwind | , zu | Pfer | de!

Es | war | ge | tan | fast | eh | ge | dacht.

Der | A | bend | wieg| te | schon| die | Er | de,

Und | an | den | Ber | gen | hing | die | Nacht;

Nachdem du das Gedicht in seine Silben zerlegt hast, musst du bestimmen, welche Silben betont und welche unbetont sind. Für die betonten Silben benutzt du entweder X oder – und für die unbetonten Silben x oder ∪. In dem Artikel haben wir das farblich hervorgehoben:

Es | schlug | mein | Herz | , ge | schwind | , zu | Pfer | de!

Es | war | ge | tan | fast | eh | ge | dacht.

Dann zählst du die betonten Silben (Hebungen) pro Vers. In unserem Beispiel sind es vier blau markierte Hebungen. Das Metrum ist also vierhebig. Daneben gibt es auch zweihebige, dreihebige, fünfhebige und sechshebige Metren.

Tipps
  • Oft reicht es, die erste Strophe des Gedichts zu untersuchen. Das Metrum und die Zahl der Hebungen pro Vers bleiben meistens im ganzen Gedicht gleich. Aber Vorsicht: Es gibt auch Ausnahmen!

  • Wenn du dich in der Betonung von Wörtern noch unsicher fühlst, kannst du das Gedicht laut und übertrieben deutlich vorlesen. Bei kniffligen Wörter hilft es, einen Satz um das jeweilige Wort zu bilden, sodass die Betonung deutlicher wird. Sonst kann es passieren, dass du immer die erste Silbe in dem Gedicht betonst, auch wenn diese in Wirklichkeit unbetont ist.

Zum Schluss bestimmst du den Versfuß. Darunter versteht du man kleinste Einheit in einem Vers, die sich mehrmals wiederholt.

Versfüße

Im Folgenden stellen wir dir die vier Versfüße Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst vor.

Der Jambus

Der Jambus kommt in deutschen Gedichten sehr häufig vor. Er ist ein Versfuß, der aus zwei Silben besteht: einer unbetonten und einer betonten Silbe.

Abgekürzt sieht das so aus: xX oder -

In dem Beispiel von oben ("Willkommen und Abschied" von Goethe) liegt ein Jambus vor:

Es | schlug | mein | Herz | , ge | schwind | , zu | Pfer | de!

Es | war | ge | tan | fast | eh | ge | dacht.

Der Trochäus

Der Trochäus ist auch zweisilbig. Die erste Silbe ist betont, die zweite unbetont - der Trochäus stellt also das genaue Gegenteil zum Jambus dar.

Abgekürzt sieht das so aus: Xx oder -

Beispiel für Trochäus ("An den Mond" von Goethe):

Fül | lest | wie | der | Busch | und | Tal

Still | mit | Ne | bel | glanz,

| sest | end | lich | auch | ein | mal

Mei | ne | See | le | ganz;

Der Daktylus

Der Daktylus ist dreisilbig. Er besteht aus einer betonten und zwei unbetonten Silben.

Nur die erste der drei Silben ist betont. Das Schema lautet also: betont - unbetont - unbetont.

Abgekürzt sieht das so aus: Xxx oder -∪∪

Beispiel für Daktylus ("An den Sturmwind" von Friedrich Rückert):

Mäch | ti | ger |, der | du | die | Wi | pfel | dir | beugst,

Brau | send | von | Kro | ne | zu | Kro | ne | ent | steigst,

Wand | le | du | stür | men | der |, wand | le | nur | fort,

Reiß | mir | den | stür | men | den | Bu | sen | mit | fort.

Der Anapäst

Der Anapäst ist auch dreisilbig. Er ist praktisch die Umkehrung des Daktylus: Nur die letzte der drei Silben ist betont. Das Muster lautet also unbetont - unbetont - betont.

Abgekürzt sieht das so aus: xxX oder ∪∪-

Beispiel für Anapäst ("Der Taucher" von Schiller"):

Und | es | wal | let | und | sie |det | und | brau | set | und | zischt,

wie | wenn | Was | ser | und | Feu | er | sich | mengt.

Metrum interpretieren

Das Metrum ist ein wichtiges formales Merkmal von Gedichten, das du in der Gedichtanalyse bestimmst.

In deiner Gedichtinterpretation beschäftigst du dich dann mit der Wirkung des Metrums. Du gehst also der Frage nach, wie der Inhalt und das Metrum zusammenhängen.

Zum Beispiel kann der Dichter ein regelmäßiges Metrum wie den Jambus nutzen, um eine harmonische Naturlandschaft zu beschreiben. Falls der Inhalt und das Metrum aber in einem Widerspruch stehen, solltest du auch das unbedingt in deiner Interpretation ansprechen.

Beachte

Vor allem moderne Gedichte haben oft unregelmäßige Metren. Ein fehlendes Metrum kann dann zum Beispiel einen Aufstand gegen bestehende Gesellschaftsregeln ausdrücken.

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Artikel

Quellen

    • Strobel, Jochen: Gedichtanalyse. Eine Einführung, 2015.

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