Die Postmoderne (ab 1980) ist eine wichtige Epoche in der Literaturgeschichte.
Wir verraten dir, was die Postmoderne genau ist, und welche Merkmale die Literaturepoche auszeichnen.
Postmoderne - die Epoche kurz vorgestellt
Die Postmoderne ist noch eine sehr junge Epoche, weshalb es für sie noch keinen genauen Zeitraum gibt. Grob lässt sie sich jedoch in die Jahre zwischen 1980 bis 2010 einordnen. Diese Datierung ist aber umstritten.
Der Begriff "postmodern" entstand Ende der 1950er Jahre und setzt sich aus den Wortbestandteilen "post" ("nach") und "modern" zusammen. Somit ist die Postmoderne die Epoche nach der Moderne.
Die Epoche der Postmoderne begann in Frankreich und wurde wesentlich von den drei Franzosen Jean Francois Lyotard ("Das postmoderne Wissen", 1979), Michel Foucault ("Die Archäologie des Wissens", 1969) und Jacques Derrida ("Grammatologie", 1968) geprägt.
Literaturepochen haben normalerweise ein bestimmtes Menschen- und Weltbild sowie Theorien und Ideen, aus und mit denen sie sich entwickeln. So strebte beispielsweise die Aufklärung (1720–1800) nach Freiheit und Vernunft.
Eine konkrete postmoderne Theorie oder einheitliche Themen gibt es nicht.
Deswegen ist Pluralität der Schlüsselbegriff der Postmoderne.
Außerdem herrscht in der Postmoderne künstlerische und kulturelle Freiheit.

Zeitstrahl der literarischen Epochen
Historischer Hintergrund
Während der Epoche der Postmoderne kommt es zu vielen großen weltgeschichtlichen Veränderungen. So endete der Kalte Krieg, es kam zu der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland und bestimmte Weltanschauungen wie der Kommunismus galten als misslungen.
Dieser Neuanfang in verschiedenen Bereichen ermöglichte viele neue Strömungen und einschneidende Veränderungen im Leben der Menschen. Individualismus wurde zunehmend wichtiger und technischer Fortschritt verhalf neuen Medien wie dem Internet zu großer Beliebtheit. Viele unterschiedliche Lebensweisen und Lebensvorstellungen teilten zunehmend das zuvor eher einheitliche Weltbild der Menschen auf. Pluralität statt Einheitlichkeit wurde zur Norm. Damit einher ging auch völlige künstlerische Freiheit.
Themen und Merkmale der Postmoderne
Die Autoren und Autorinnen der Postmoderne hatten die Freiheit, schreiben zu können, was sie wollten. Doch diese Freiheit war für viele Autoren der Postmoderne nicht unbedingt befreiend. Viele sahen nämlich keinen Sinn mehr in der neuen Welt, die immer komplizierter und schnelllebiger wurde. Der einzelne Mensch verlor sich zunehmend in der modernen Welt und irrte orientierungslos umher.
Im Gegensatz zu anderen Epochen, die stets einer gewissen Überzeugung oder einem bestimmten Leitgedanken folgten, kennt die Postmoderne nicht mehr die eine Wahrheit sowie klare Werte, an denen sie festhielt. Die Uneinheitlichkeit der Epoche und das Fehlen gemeinsamer Werte und Weltanschauungen verstärkte diese Unsicherheit und Orientierungslosigkeit.
Die Autorinnen und Autoren der Postmoderne versuchten, die uneinheitlichen Entwicklungen in der Kultur und Gesellschaft zu erfassen und in ihren Werken zu verarbeiten.
Zu den Merkmalen der Postmoderne zählen:
Rückgriff auf die Moderne: Die postmodernen Autoren und Autorinnen gingen davon aus, dass es nichts wirklich Neues mehr geben könne, worüber sie schreiben könnten. Deswegen spielten sie mit der literarischen Tradition und schufen neue Kombinationen von Altem, bereits Vorhandenem.
Intertextualität: In postmodernen Werken finden sich häufig Verweise auf historische Ereignisse oder Bezüge zu anderen Werken. Das wird als Intertextualität bezeichnet. Die Intertextualität passt zum Selbstverständnis der Postmoderne: Nichts Neues schaffen, sondern mit dem arbeiten, was schon da ist. Formen von Intertextualität sind z.B. Zitate, Parodien oder Pastiche (Nachahmung des Stils eines Autors oder einer Autorin).
fragmentarische Erzählweise: In der Postmodernen Literatur ist die Erzählweise meist nicht linear, sondern fragmentarisch. So wird oft nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt und es gibt Auslassungen und Zeitsprünge. Das bedeutet, der Leser oder die Leserin muss die Handlung selbst rekonstruieren.
Sprachexperimente: Die Autorinnen und Autoren postmoderner Literatur legten viel Wert auf die sprachliche Gestaltung ihrer Werke. Die Schönheit und Ästhetik einer effektvollen Sprache waren ihnen sehr wichtig und so experimentierten sie viel mit rhetorischen Mitteln.
keine Helden als Protagonisten: Der Protagonist ist oft ein Außenseiter mit negativen Persönlichkeitsmerkmalen. Dass er sich im Laufe des Textes weiterentwickelt, ist eher selten. Es ist also für die Leserinnen und Leser schwer, sich mit ihm zu identifizieren.
Literatur der Postmoderne
Epik
Die beliebteste epische Textform war in der Postmoderne der Roman . Er eignete sich besonders gut für sprachliche Experimente und ungewöhnliche Erzählweisen. So ist der postmoderne Erzähler meist aktiv an der Handlung beteiligt. Er greift in das Geschehen ein und lenkt die Erzählung durch seine Strukturierung in eine bestimmte Richtung. Dabei kann er auch Dinge bewusst auslassen oder falsch erzählen. In diesem Fall spricht man von einem unzuverlässigen Erzähler.
Durch Auslassungen, Zeitsprünge und verschiedene Perspektiven wird der postmoderne Roman vielschichtig, aber auch kompliziert. Dazu kommen die zahlreichen Zitate und Bezüge auf andere Werke. Ein sehr bekannter Roman der Postmoderne ist Umberto Ecos „Der Name der Rose“ (1980). Darin sind sehr viele Bezüge und Ausschnitte anderer Werke zu finden.
Lyrik
Die Lyrik eignete sich besonders, um auf traditionelle Formen der Dichtkunst zurückzugreifen. Gleichzeitig konnten die Autoren aber auch Neues ausprobieren, zum Beispiel indem sie die typischen lyrischen Formen wie Metrum oder Reimschema einfach wegließen. Zusätzlich verwendeten sie oft Alltagssprache. Manchmal benutzten sie aber trotzdem traditionelle Formen wie Elegien , Oden oder Sonette .
Es gab in der Postmoderne auch die sogenannte hermetische Lyrik. Das bedeutet, dass ein Gedicht nicht einfach verständlich ist. Ziel der Dichter war es, dass sich die Leser anstrengten, um den tieferen Sinn des Textes zu verstehen. So bekam das Gedicht etwas Rätselhaftes.
Dramatik
Auch das postmoderne Drama war experimentell. Statt den Figuren und ihren Handlungen stand das performative Spiel der Schauspieler im Mittelpunkt. Das meint die Art und Weise, wie die Schauspieler den Text auf der Bühne wiedergaben und darstellten. Die Dramen beschäftigten sich vor allem mit sozialen und gesellschaftlichen Themen.
Beispiele für Autoren und Werke
Friedrich Dürrenmatt (1921-1990): u.a.. "Minotaurus" (1985) und "Durcheinandertal" (1989)
Umberto Eco (1932-2016): "Der Name der Rose" (1980)
Patrick Süskind (geb. 1949): z.B. "Das Parfum" (1985) und "Die Geschichte von Herrn Sommer" (1991)
Juli Zeh (geb. 1974): u.a. "Adler und Engel" (2001) "Corpus Delicti: Ein Prozess" (2009)
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