Der Legende nach gewährte einst Sher Khan, der König von Indien, dem Erfinder des Schachspiels für die Erfindung dieses außergewöhnlichen Spiels die Gunst, sich seine Belohnung selbst aussuchen zu dürfen. Der bescheidene (?) Erfinder verlangte lediglich ein paar Reiskörner. Und zwar sollten auf jedem Feld des Schachbretts jeweils doppelt so viele Körner wie auf dem vorhergehenden Feld liegen (für Mathematiker: 1+2+22+23+… Reiskörner). Auf wie viele Reiskörner hätte sich die Belohnung belaufen?
Überlege dir dazu allgemein, welche Zahlen herauskommen, wenn man die Zweierpotenzen aufsummiert!
Studierende mit Nebenfach Physik schätzen bitte die Zahl der Reiskörner in Tonnen, Studierende mit Nebenfach Agrarwissenschaften entsprechend in Doppelzentnern.
Für diese Aufgabe benötigst Du folgendes Grundwissen: Einstimmung
Mathematische Formulierung des Problems
Auf dem ersten Feld des Schachbretts soll laut Angabe 1 Reiskorn liegen, auf dem zweiten 2, auf dem dritten 22, auf dem vierten 23 usw.
Da ein Schachbrett insgesamt aus 64 Feldern besteht, ist der letzte Summand durch 263 gegeben.
Formuliere das Problem mathematisch, indem du einen geeigneten Term aufstellst!
Gesucht: Wert des Terms T
Damit du nicht jeden Summanden einzeln per Hand ausrechnen musst, versuche ein Muster zu erkennen! Betrachte dazu zunächst nur die ersten Summanden!
Erkennen des Musters
20=121=2}322=4⎭⎬⎫723=8⎭⎬⎫...
Du erkennst, dass sich der Wert der Summe jeweils ergibt, wenn du bei der ho¨chsten vorkommenden Zweierpotenz den Exponenten um 1 erhöhst und anschließend vom Ergebnis 1 subtrahierst.
Berechne schließlich den Wert des Terms! Da die meisten Taschenrechner nicht so viele Stellen anzeigen können, benutze ein geeignetes Computeralgebrasystem (CAS), wie z. B. WolframAlpha.
Die Belohnung für den Erfinder des Schachspiels beläuft sich somit auf gut 18 Trillionen Reiskörner.
Allgemeine Formel
Wenn du die obigen Überlegungen verallgemeinerst, so kommst du auf die allgemeine Formel zur Berechnung der Summe von Zweierpotenzen:
für alle n∈N0 .
Um diese Beziehung formal zu beweisen, wendest du die Beweistechnik der vollständigen Induktion an. Diese lernst du zwar eigentlich erst in einem späteren Kapitel kennen, aber hier ist sie schon einmal im Spoiler dargestellt.
Zusatzaufgabe (Masse der Reiskörner)
Damit du die Masse der Reiskörner abschätzen kannst, legst du einen Schätzwert zugrunde.
Hier soll angenommen werden, dass 100 Reiskörner 3g wiegen (Studierende mit Nebenfach Physik können diesen Wert gerne experimentell überprüfen und ggf. anpassen).
Somit wiegen 18446744073709551615 Reiskörner
Die Masse der Reiskörner beläuft sich somit auf etwa eine halbe Billion Tonnen.
Interessant sind die Koeffizienten, die herauskommen, wenn man die Terme (x+1)n zu ausmultipliziert (also z.B. (x+1)2 zu x2+2x+1). Berechne dies für die ersten paar n und überlege, nach welchem Gesetz die Koeffizienten gebildet werden.
Der Chinese Xu Yue stellte gegen 190 n. Chr. das folgende Problem:Wie viele Hähne, Hennen und Küken kann man für 100 Münzen kaufen, wenn man insgesamt 100 Tiere haben will und ein Hahn 5 Münzen, eine Henne 4 Münzen und 4 Küken eine Münze kosten? Die 100 Münzen sollen dabei vollständig verbraucht werden.
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