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Kurs

Graphen ganzrationaler Funktionen

1 Übersicht

Ziel dieses Kurses ist es, den Begriff der ganzrationalen Funktion einzuführen und den charakteristischen Verlauf des Graphen zu erarbeiten.

 

Inhalte

  • Begriffsklärung Polynomfunktion

  • Verhalten des Graphen im Unendlichen

  • Symmetrieverhalten von Polynomfunktionen

Vorwissen

  • Potenzfunktionen

  • Graphen von Potenzfunktionen

2 Begriffsklärungen (1|2)

Funktion - Potenzfunktion - ganzrationale Funktion

Funktionen

Eine Funktion ist eine Zuordnung, bei der jedem xx aus einer Menge XX genau ein yy aus einer Menge YY zugeordnet wird.

In der Mathematik geschieht dies in der Regel dadurch, dass ein Funktionsterm angegeben ist.

Schild mit dr Aufschrift Funktion

Potenzfunktionen

Wenn der Funktionsterm die Form f(x)=axnf(x)=a\cdot x^n hat, nennt man ff eine Potenzfunktion.

Schild mit der Aufschrift Potenzfunktion
Graph zur Funktion -x^3

Graph zu f(x)=x3f(x)=-x^3

Graph zur Funktion 2x^4

Graph zu f(x)=2x4f(x)=2x^4

Graph zur Funktion 0,2x^5

Graph zu f(x)=0,2x5f(x)=0{,}2x^5

Ganzrationale Funktionen

Wenn man eine oder mehrere Potenzfunktionen zusammenaddiert, erhält man eine Polynomfunktion oder ganzrationale Funktion.

Schildmit der Aufschrift ganzrationale Funktion

So sieht beispielsweise der Graph der Funktion ff aus, wenn

f(x)=x6x52x4+x3+x+2\displaystyle f(x)=x^6-x^5-2x^4+x^3+x+2

ist. ff ist eine ganzrationale Funktion, da sie aus mehreren Potenzfunktionen zusammengesetzt ist.

Graph einer Polynomfunktion

3 Begriffsklärungen (2|2)

Mathematische Beschreibung einer ganzrationalen Funktion

Eine ganzrationale Funktion ist definiert als eine Funktion, die sich in folgender Form schreiben lässt:

f(x)=anxn+an1xn1++a2x2+a1x+a0f(x) = a_n \cdot x^n+ a_{n-1}\cdot x^{n-1}+…+a_2 \cdot x^2+a_1 \cdot x+a_0.

Dabei ist xx die Variable, die an,an1,,a2,a1,a0a_n, a_{n-1},…,a_2,a_1,a_0 sind reelle Zahlen, und nn ist eine natürliche Zahl.

Ganzrationale Funktionen werden auch als Polynomfunktionen bezeichnet.

Noch ein paar Begriffe

Exponenten:

Die in der Definition der ganzrationalen Funktion vorkommenden hochgestellten Zahlen n,n1,n, n-1,… sind Exponenten; so bezeichnet man nämlich allgemein bei einer Potenz die hochgestellte Zahl.

Koeffizienten:

Die Zahlen an,an1,,a2,a1,a0a_n, a_{n-1},…,a_2,a_1,a_0 nennt man Koeffizienten. (Die tief gestellten n,n1,,0n, n-1,…, 0 sind hier nur da, damit man die Koeffizienten auseinanderhalten kann.)

Grad einer ganzrationalen Funktion

Der größte vorkommende Exponent gibt den Grad der Polynomfunktion an.

Beispiel

Die Funktion f(x)=2x312x+4f(x)= -2x^3-\frac{1}{2}x+4 hat den Grad 33.

Schild mit der Auschrift "Grad"

4 Beispiele und Nicht-Beispiele

Hier findest du noch ein paar Beispiele und Nicht-Beispiele zu Polynomfunktionen.

  1. f(x)=x25x+1f(x)=-x^2-5x+1 ist eine Polynomfunktion. Allgemein sind alle quadratischen Funktionen Polynomfunktionen.

  2. f(x)=2x2πx7f(x)=\sqrt{2}\cdot x^2-\pi \cdot x^7 ist eine Polynomfunktion.

  3. f(x)=x1f(x)=\sqrt{x-1} und f(x)=x+1xf(x)=x+\frac{1}{x} sind keine Polynomfunktionen, da ein xx unter der Wurzel steht bzw. negative Exponenten vorkommen.

  4. f(x)=2x+3f(x)=2x+3 ist eine Polynomfunktion. Allgemein sind alle linearen Funktionen Polynomfunktionen.

  5. f(x)=x+2xf(x)=x+2^x ist keine Polynomfunktion, da die Variable im Exponenten vorkommt.

  6. f(x)=2,3f(x)=-2{,}3 ist eine Polynomfunktion. Allgemein sind alle konstanten Funktionen Polynomfunktionen.

  7. f(x)=x2x+1x3+3f(x)=\frac{x^2-x+1}{x^3+3} ist keine Polynomfunktion, da die Variable xx im Nenner vorkommt. Dies nennt man auch eine gebrochenrationale Funktion.

  8. f(x)=(x1)(x2+1)f(x)=(x-1)(x^2+1) ist eine Polynomfunktion, da der Funktionsterm durch Ausmultiplizieren zu f(x)=x3x2+x1f(x)=x^3-x^2+x-1 umgeformt werden kann und somit Polynomform hat.

Normalerweise schreibt man eine Polynomfunktion so auf, dass die Potenzen vom größten bis zum niedrigsten Exponent geordnet sind.

Also nicht f(x)=2x2+1x7f(x)=2x^2+1- x^7, sondern f(x)=x7+2x2+1f(x)=-x^7+2x^2+1.

5 Charakteristischer Verlauf des Graphen

Die Problemstellung

Bei Potenzfunktionen der Form f(x)=axnf(x)=a\cdot x^n kann man das ungefähre Aussehen des Graphen nach einigen Regeln aus dem Funktionsterm "vorhersagen".

Ganzrationale Funktionen (bzw. Polynomfunktionen) sind als Summe solcher Potenzfunktionen darstellbar - so sind sie ja definiert.

Gibt es auch für ganzrationale Funktionen Regeln, nach denen man das Aussehen des Graphen vorhersagen kann?

Schwer vorstellbar, dass sich hier "einfache" Regeln finden lassen….

Graph Funktion

Trotzdem: Ein paar Aussagen anhand des Terms wird man machen können.

Im Folgenden wollen wir anhand von drei "Forschungsbeispielen" versuchen, solche Regeln herauszufinden, und diese Regeln anschließend zu formulieren.

6 Erstes Forschungsbeispiel (1|2)

Einigkeit macht stark! - Beispiel 1: f(x)=x4+x2f(x)=x^4+x^2

Um eine Vorstellung vom Graphen von ff zu bekommen (ohne eigens eine Wertetabelle anzulegen und ihn zu zeichnen), zerlegen wir ff am besten zunächst in die beiden Potenzfunktionen, aus denen er zusammengesetzt ist:

Die Funktion qq sei gegeben durch:

q(x)=x4q(x) = x^4

Bild

Die Funktion pp sei gegeben durch:

p(x)=x2p(x) =x^2

Bild

Mit diesen Festlegungen ist dann natürlich f=q+pf=q+p.

qq und pp sind Potenzfunktionen; das Verhalten ihrer Graphen kann man aus ihren Funktionstermen bereits vorhersagen, oder du liest es jetzt an den obigen Graphen ab:

Der Graph von qq ist

  • achsensymmetrisch zur yy-Achse und

  • auf beiden Seiten nach ++\infty gerichtet.

Der Graph von pp ist

  • achsensymmetrisch zur yy-Achse und

  • auf beiden Seiten nach ++\infty gerichtet.

Und was vermutest du nun für den Graphen von ff?

Denke nach, und gehe dann zur nächsten Seite dieses Kurses …

7 Erstes Forschungsbeispiel (2|2)

Richtig; das war nicht schwer:

Auch der Graph von ff ist

  • achsensymmetrisch zur yy-Achse und

  • auf beiden Seiten nach ++\infty gerichtet.

Graph Parabel

Hier siehst du eine Graphik, in der alle drei Graphen eingezeichnet sind.

Kannst du vielleicht noch weitere Beobachtungen machen, die von Bedeutung sein könnten?

Welchem der beiden ursprünglichen Graphen ähnelt der Graph von ff mehr, dem von pp oder dem von qq? Was meinst du?

Nimm dir ein Blatt Papier und notiere alles, was dir wichtig erscheint - vielleicht lassen sich ja später allgemeine Regeln daraus ableiten!

Graph, drei Parabeln

8 Zweites Forschungsbeispiel (1|2)

Wer setzt sich durch? - Beispiel 2: f(x)=x4x2f(x)=x^4 - x^2

Auch diese Funktion zerlegen wir zunächst in zwei Potenzfunktionen qq und pp, aus denen sie zusammengesetzt ist:

Die Funktion qq sei gegeben durch:

q(x)=x4\displaystyle q(x) = x^4
Bild

Die Funktion pp sei gegeben durch:

p(x)=x2\displaystyle p(x) =-x^2
Bild

Mit diesen Festlegungen ist dann auch diesmal f=q+pf=q+p (und nicht qpq-p).

Aber diesmal unterscheidet sich das Verhalten von qq und von pp für sehr große bzw. sehr kleine xx-Werte.

Wie wird sich der Graph von ff verhalten?

Was vermutest du?

  • Wird sich pp durchsetzen, und ff auf beiden Seiten gegen -\infty gehen?

  • Oder wird qq stärker sein, und ff ist auf beiden Seiten nach ++\infty gerichtet?

  • Oder heben sich ++\infty und -\infty auf, und ff pendelt sich irgendwie auf 00 ein?

  • Oder sonst irgendetwas anderes?

Denke nach, probiere es, wenn du dir unsicher bist, aus und zeichne den Graphen - mit einer Wertetabelle oder mit einem Funktionsplotter

  • und schaue erst dann auf die nächste Kursseite!

9 Zweites Forschungsbeispiel (2|2)

Okay, dass der Graph von ff achsensymmetrisch zur yy-Achse sein würde, das war zu erwarten; denn schließlich sind das ja auch die Graphen von qq und pp.

Und im Unendlichen hat sich offenbar qq gegen pp durchgesetzt - jedenfalls geht der Graph auf beiden Seiten gegen ++\infty.

Graph mit Funktion achsensymmetrisch zur y-Achse

Hier siehst du eine Graphik, in der zusätzlich zum Graphen von ff auch die Graphen von qq und pp eingetragen sind.

Man erkennt:

  • Für betragsmäßig kleine xx-Werte (das heißt: xx-Werte in der Nähe der 00) sieht der Graph von ff eher so aus wie der von pp,

während

  • für betragsmäßig große xx-Werte der Einfluss von qq stärker ist.

Graph mit drei Funktionen achsensymmetrisch zur y-Achse

10 Drittes Forschungsbeispiel (1|2)

Noch mehr verschiedene Einflüsse - Beispiel 3: f(x)=x4+0,5x32x2f(x)=x^4+0{,}5 x^3-2x^2

Auch diese Funktion zerlegen wir zunächst in die drei Bestandteile, aus denen sie offenkundig besteht:

q(x)=x4q(x) = x^4

s(x)=0,5x3s(x) = 0{,}5 x^3

p(x)=2x2p(x) = -2x^2

Bild
Bild
Bild

Der Graph von qq ist

  • achsensymmetrisch zur yy-Achse und

  • auf beiden Seiten nach ++\infty gerichtet.

Der Graph von ss ist

  • punktsymmetrisch zum Ursprung (00)(0|0) und

  • auf der linken Seite nach -\infty gerichtet

  • auf der rechten Seite nach ++\infty gerichtet.

Der Graph von pp ist

  • achsensymmetrisch zur yy-Achse und

  • auf beiden Seiten nach -\infty gerichtet.

Und nun?

Wie wird sich der Graph von ff verhalten?

Was vermutest du?

Denke nach, notiere deine Überlegungen, und wenn du möchtest, probiere es einfach aus - indem du den Graphen mithilfe einer Wertetabelle oder mit einem Funktionsplotter zeichnest.

Auf der nächsten Kursseite findest du wieder die Auflösung.

11 Drittes Forschungsbeispiel (2|2)

Der Graph von ff (siehe nebenstehendes Bild) ist

  • weder achsensymmetrisch zur yy-Achse, noch punktsymmetrisch zum Ursprung

  • auf beiden Seiten nach ++\infty gerichtet.

Graph einer asymmetrischen Funktion

Graph der Funktion ff

Nun ja, Achsensymmetrie zur yy-Achse oder Punktsymmetrie zum Ursprung kann man wohl nicht erwarten, wenn verschieden-symmetrische Funktionen miteinander kombiniert werden.

Und im Unendlichen hat sich anscheinend wieder qq durchgesetzt?

Hier in dieser Graphik sind zusätzlich zum Graphen von ff auch die Graphen von qq, ss und pp eingetragen.

Man erkennt:

  • Für xx-Werte in der Nähe der 00 verläuft der Graph von ff am ehesten so wie der von pp.

  • Für betragsmäßig große xx-Werte ist der Graph so gerichtet, wie es dem Graphen von qq entspricht.

  • Dazwischen spielt anscheinend der Einfluss von ss eine deutliche Rolle.

vier Graphen von verschiedenen Funktionen

12 Regeln - Verhalten im Unendlichen

Wie du vielleicht erkennen kannst, gibt es doch ein paar Regeln, nach denen man das Verhalten des Graphen einer Polynomfunktion vorhersagen kann.

Dazu betrachten wir abschließend alle drei Forschungsbeispiele und versuchen dabei herauszufinden, wie der Verlauf der Polynomfunktion ff von seinen Bestandteilen (q,p(q,p (und ss))) abhängt.

Graphen von 3 Parabeln

f(x)=x4+x2f(x)=x^4+x^2

q(x)=x4q(x)=x^4

p(x)=x2p(x)=x^2

Graphen von verschiedenen Funktionen

f(x)=x4x2f(x)=x^4-x^2

q(x)=x4q(x)=x^4

p(x)=x2p(x)=-x^2

Graphen von vier Funktionen

f(x)=x4+0,5x32x2f(x)=x^4+0{,}5 x^3-2x^2

q(x)=x4q(x)=x^4

s(x)=0,5x3s(x)=0{,}5x^3

p(x)=2x2p(x)=-2x^2

In allen drei Fällen nähert sich der Graph ff dem Graphen von x4x^4 für betragsmäßig große (also sehr große und sehr kleine) xx-Werte. Bei unseren Forschungsbeispielen war x4x^4 die Potenz mit dem höchsten Exponenten.

Allgemein gilt:

Für betragsmäßig große xx-Werte (also im Unendlichen) wird das Verhalten einer Polynomfunktion durch den Summanden mit dem höchsten vorkommenden Exponenten bestimmt.

Wie bei Potenzfunktionen gibt es nur vier Möglichkeiten für den charakteristischen Verlauf des Graphen einer ganzrationalen Funktion.

13 Regeln - Symmetrie

Symmetrie zum Koordinatensystem vorhanden

Achsensymmetrie zur yy-Achse

Jede ganzrationale Funktion, bei der die Variable

  • nur in Potenzen mit geradem Exponenten vorkommt,

ist achsensymmetrisch zur yy-Achse.

Graph von x hoch 4 minus x^2

Beispiel für einen Graphen, der achsensymmetrisch zur yy-Achse ist.

Punktsymmetrie zum Ursprung

Jede ganzrationale Funktion, bei der die Variable

  • nur in Potenzen mit ungeradem Exponenten vorkommt,

ist punktsymmetrisch zum Ursprung (00)(0|0).

Graph mit punktsymmetrischer Funktion

Symmetrie zum Koordinatensystem nicht vorhanden

Wenn in einer ganzrationalen Funktion die Variable

  • als Potenz mit geradem Exponenten

und außerdem auch

  • als Potenz mit ungeradem Exponenten vorkommt,

ist der Graph weder achsensymmetrisch zur yy-Achse noch punktsymmetrisch zum Ursprung.

Graph einer asymmetrischen Funktion

Beispiel für einen Graphen, der keine Symmetrie zum Koordinatensystem aufweist

Ob es Achsensymmetrie zu einer anderen Achse als der yy-Achse oder Punktsymmetrie zu einem anderen Punkt als dem Ursprung gibt, ist eine andere Frage, die schwieriger zu beantworten ist und hier nicht behandelt werden soll.

14 Aufgaben zum Verlauf des Graphen

Aufgabe 1

Laden

Aufgabe 2

Laden

Aufgabe 3

Laden

15 Zusammenfassung

Symmetrie

Wenn im Funktionsterm der ganzrationalen Funktion

  • nur gerade Potenzen der Variablen vorkommen, ist der Graph achsensymmetrisch zur yy-Achse,

  • nur ungerade Potenzen der Variablen vorkommen, ist der Graph punktsymmetrisch zum Ursprung,

  • gerade und ungerade Potenzen der Variablen vorkommen, hat der Graph keine Symmetrie zum Koordinatensystem.

Verhalten im Unendlichen

Im Unendlichen verhält sich der Graph in etwa so wie die Potenzfunktion im Funktionsterm, die den höchsten Exponenten hat.

Sonstiger Verlauf des Graphen

  • In der Nähe von 00 verhält sich der Graph in etwa so wie die Potenzfunktion im Funktionsterm, die den niedrigsten Exponenten hat.

  • Der übrige Verlauf des Graphen wird von allen im Funktionsterm vorkommenden Termen beeinflusst; um Genaueres über ihn herauszufinden, sind zusätzliche Untersuchungen der Funktion notwendig.

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