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Kurs

Schiefe Ebene

1 Übersicht

In diesem Kurs lernst du die Schiefe Ebene kennen, welche Kräfte an ihr wirken und durch welche Formeln die Bewegungen auf ihr beschrieben werden können.

Vorwissen

Kursdauer

ca. 60 min, inklusive Experiment

2 Einführung

Eine Schiefe Ebene ist nichts anderes als z.B. ein Brett, das schief steht. Eine Kugel auf ihr würde herunterrollen oder ein Spielzeugauto herunterfahren. Wir gehen in diesem Kurs davon aus, dass keine Reibung stattfindet.

Brett als Schiefe Ebene

Bildquelle: Rhetos, CC0 1.0, Wikimedia

3 Hangabtriebskraft und Normalkraft

Schiefe Ebene mit Kräften

Bildquelle: Klaus-Dieter Keller, CC0 1.0, Wikimedia

Das Brett hat die Länge ll und wird an einer Seite um die Höhe hh angehoben. Dies ergibt einen Neigungswinkel α\alpha zur Horizontalen. Auf dem Brett liegt ein Körper mit der Masse mm.

Im großen rechtwinkligen Dreieck gilt mit den Regeln für Sinus, Kosinus und Tangens

sinα=hl\sin\alpha=\frac{h}{l} Das nennen wir Gleichung (1)(1).

Würde das Brett flach auf dem Boden liegen (α=0°\alpha=0°), wäre die Gewichtskraft FG\vec{F}_{G} des Körpers senkrecht zum Brett gerichtet. Da das Brett aber jetzt geneigt ist, wirkt auch die Gewichtskraft schräg auf das Brett. Man zerlegt die Gewichtskraft in zwei Komponenten: Eine parallel und eine senkrecht zum Brett.

  • Die parallele Komponente heißt Hangabtriebskraft FH\vec{F}_{H}. Sie beschleunigt den Körper. Dies wird später noch wichtig.

  • Die senkrechte Komponente heißt Normalkraft FN\vec{F}_N. Sie führt zur Reibung mit dem Brett, die wir in diesem Kurs ja vernachlässigen wollen.

Man schreibt vektoriell

FG=FN+FH\vec{F}_G=\vec{F}_N+\vec{F}_H

Vergleiche dazu das kleine Dreieck rechts oben: Statt vom Beginn zum Ende des roten Pfeils direkt zu gehen, kommt man am gleichen Ziel heraus, wenn man die zwei schwarzen Pfeile hintereinander läuft.

Die Gewichtskraft FG\vec{F}_{G} wird durch die zwei Komponenten FH\vec{F}_{H} und FN\vec{F}_{N} ersetzt. Damit man nicht denkt, dass an der Masse nun drei Kräfte wirken, streicht man den Vektorpfeil der Gewichtskraft durch.

Wenn du am blauen Punkt die Neigung veränderst, ändern sich auch die zwei Komponenten.

Setze die richtigen Kräfte ein:

Wenn man α\alpha vergrößert, wird die ____________ größer und die __________ kleiner.

Die _________ bleibt konstant.

Die Formel für die Gewichtskraft kennst du schon: FG=mgF_G=m\cdot g

Wir suchen nun eine Formel für die zwei neuen Kräfte. Dabei hilft uns das kleine rechtwinklige Dreieck rechts in der Abbildung. Wenn uns nur die Seitenlängen des Dreiecks interessieren, lassen wir die Vektorpfeile über den Kräften weg.

sinα=GegenkatheteHypotenuse=FHFG\sin\alpha=\frac{Gegenkathete}{Hypotenuse} = \frac{F_H}{F_G}

liefert FH=FGsinα=mgsinαF_H=F_G \cdot \sin\alpha = m \cdot g \cdot \sin\alpha

cosα=AnkatheteHypotenuse=FNFG\cos\alpha=\frac{Ankathete}{Hypotenuse} = \frac{F_N}{F_G}

liefert FN=FGcosα=mgcosαF_N=F_G \cdot \cos\alpha = m \cdot g \cdot \cos\alpha

Merksatz:

Hangabtriebskraft FH=mgsinαF_H=m \cdot g \cdot \sin\alpha

Normalkraft FN=mgcosαF_N=m\cdot g\cdot\cos\alpha

Da sich der Sinus und der Kosinus eines Winkels immer zwischen -1 und 1 bewegt, sind Hangabtriebskraft und Normalkraft immer kleiner als oder gleich groß wie die Gewichtskraft.

4 Beschleunigung an der Schiefen Ebene

Du kennst schon die Formeln für die Geschwindigkeit und den zurückgelegten Weg bei einer Beschleunigung mit konstanter Kraft:

v=atv=a\cdot t

und

s=12at2s=\frac{1}{2}at^2 (2)(2)

Würde das Brett senkrecht stehen (α=90°\alpha=90°), wäre der Körper im Freien Fall und für die Geschwindigkeit und den zurückgelegten Weg gilt mit a=ga=g (Erdbeschleunigung bzw. Ortsfaktor)

v=gtv=g \cdot t

und

s=12gt2s= \frac{1}{2} g t^2

Bei der Schiefen Ebene wird nicht mit der ganzen Gewichtskraft beschleunigt, sondern nur mit einem Anteil, nämlich der Hangabtriebskraft. Also ist auch die Beschleunigung nur ein Anteil der Erdbeschleunigung. Die Kraft ist proportional zur Beschleunigung.

FH=maF_H=m \cdot a

FGsinα=maF_G \cdot \sin\alpha = m \cdot a

mgsinα=mam \cdot g \cdot \sin\alpha = m \cdot a |:m:m

gsinα=ag \cdot \sin\alpha = a

Merksatz:

Die Beschleunigung an der Schiefen Ebene ist a= gsinαa =\ g \cdot \sin\alpha . (3)(3)

5 Experiment zur Schiefen Ebene

Nun wird es Zeit, dass wir das experimentell überprüfen. Baue dir dazu eine Schiefe Ebene und besorge dir ein Smartphone oder eine Digitaluhr zum Stoppen der Zeit. Als beschleunigter Körper kann dir eine Kugel, eine zylinderförmige Dose oder ein Spielzeugauto dienen. Mit einem Meterstab kannst du die Längen messen.

Die besten Werte bekommst du für kleine Neigungswinkel (z.B. 10°), dann kannst du nämlich die Zeit genauer messen.

Vorgehen:

1.) Über die „Fallzeit“ bestimmen wir die Beschleunigung.

2.) Aus den Abmessungen ll und hh berechnen wir den Neigungswinkel α\alpha und damit den theoretischen Wert für die Beschleunigung.

3.) Dann vergleichen wir die beiden Werte.

zu 1.) Stoppe und notiere dir 10 Mal die Zeit, die dein Körper benötigt, um die ganze Länge ll des Bretts abzufahren, von ganz oben nach ganz unten. Berechne den Mittelwert. Wir nennen ihn t0t_0.

Aus der Fall „Fallzeit“ t0t_0 ergibt sich für die Beschleunigung nach Gleichung (2)(2)

a=2st2=2l(t0)2a=\frac{2s}{t^2} = \frac{2l}{(t_0)^2}

Setze deine Werte für ll und t0t_0 ein.

Wir kontrollieren die Einheiten: Ja, links und rechts stehen ms2\frac{m}{s^2}

zu 2.) Jetzt misst du ll und hh und rechnest sie in Meter um. Mit Gleichung (1) ergibt sich für den Neigungswinkel aus den Abmessungen

sin(α)=hl\sin(\alpha)=\frac{h}{l}

und somit

α=sin1(hl)\alpha=\sin^{-1}(\frac{h}{l})

Kontrolliere, dass dein Taschenrechner auf DEG (Winkel im Gradmaß) steht, nicht auf RAD (Bogenmaß).

Wenn wir diesen Wert für α\alpha in Gleichung (3)(3) einsetzen, ergibt sich

a= gsinα=9,81ms2sinαa =\ g \cdot \sin\alpha = 9{,}81 \frac{m}{s^2} \cdot \sin\alpha

zu 3.) Notiere dir:

aus den Zeitmessungen: a=a = _________ ms2\frac{m}{s^2}

aus den Abmessungen: a=a = _________ ms2\frac{m}{s^2}

Wenn du gut gemessen und richtig gerechnet hast, sollten sich die beiden Werte kaum unterscheiden.

Woran könnte der Unterschied liegen?

  • Die Reibung ist in der Realität natürlich doch nicht zu vernachlässigen. Es tritt Reibung zwischen Körper und Brett und die Luftreibung auf.

  • An dem Körper dreht sich wahrscheinlich etwas, wenn er nach unten rollt: Räder, die Kugel oder die Dose selbst. In dieser Rotation steckt auch Energie, die zur Beschleunigung fehlt.


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