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Exilliteratur - Make peace, not war!

Die Exilliteratur (um 1933-1945) ist eine wichtige Epoche in der Literaturgeschichte.

Sie zeichnet sich durch ihren Widerstand gegen Nazi-Deutschland aus.

Wir verraten dir, was die Exilliteratur genau ist, und welche Merkmale sie auszeichnen.

Exilliteratur - Die Epoche kurz vorgestellt

Die Exilliteratur bezeichnet die Literatur von Autoren und Autorinnen, die aus politischen oder religiösen Gründen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen.

In der deutschen Literaturgeschichte gilt die Zeit zwischen 1933 bis 1945 als Epoche der Exilliteratur. Doch genauso wie es bereits vor dieser Zeit Autoren und Autorinnen gab, die gezwungen waren, aus religiösen oder politischen Gründen ihre Heimat zu verlassen, so gibt es auch heute noch politisch verfolgte Autoren und Autorinnen, die ins Exil fliehen müssen. Das Phänomen der Exilliteratur ist somit nicht auf eine einzige Epoche beschränkt.

Zeitstrahl der literarischen Epochen

Zeitstrahl der literarischen Epochen

Historischer Hintergrund

Die Epoche der Exilliteratur begann 1933, als die Nationalsozialisten mit ihrem Vorsitzenden Adolf Hitler an die Macht kamen.

Die ersten Autoren und Autorinnen verließen das Land nach der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, wobei tausende Bücher jüdischer, aber auch politisch unliebsamer Autoren und Autorinnen, verbrannt wurden. Nur Texte und Bücher, die die Ziele der Nationalsozialisten verfolgten, durften veröffentlicht werden.

Zuerst flohen viel nur in Nachbarländer wie Österreich, Frankreich und die Niederlande.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 mussten immer mehr Autorinnen und Autoren ins Ausland fliehen. Viele suchten Zuflucht in New York, Moskau oder Mexiko.

Das Leben im Exil war aber nicht unbedingt einfach. Viele Autoren und Autorinnen fühlten sich hilflos gegenüber der andauernden politischen Situation in ihrem Heimatland, zu dem sie keinerlei Kontakte mehr hatten. Die neue Heimat war ihnen zunächst fremd und es war schwer, sich in der neuen Kultur zurechtzufinden.

Doch nicht alle Autoren und Autorinnen verließen Deutschland. Manche zogen sich lediglich geistig zurück und schrieben verschlüsselt gegen das Regime an. Dass heißt, sie hatten gegenüber dem NS-Regime zwar eine oppositionelle Haltung, wanderten aber nicht aus. Bekannte Vertreter dieser sogenannten inneren Emigration waren Schriftsteller wie Erich Kästner und Gottfried Benn.

Zwischen den Vertretern und Vertreterinnen der Inneren Emigration und den Exilautoren und Exilautorinnen kam es nach Ende des Krieges zu einer Debatte, die die Epoche der Nachkriegsliteratur prägte.

Bücherverbrennung am 10. Mai 1933
(Berlin, Unter den Linden)

Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 (Berlin, Unter den Linden)

Motive und Themen der Exilliteratur

Ziel der Autorinnen und Autoren der Exilliteratur war es, die Menschen vor dem Nationalsozialismus zu warnen. Sie gehörten somit auch zum Widerstand.

Sie stellten sich gegen den Krieg und waren der Meinung, dass stattdessen Frieden, Nächstenliebe und Humanität anzustreben sind. Das machten sie in ihren Werken auch deutlich. Weitere Themen in ihren Werken waren aber auch die Sehnsucht zum Vaterland und das allgemeine Leben im Exil.

Die Exilliteratur kannst du kurz gefasst an folgenden Themen erkennen:

  • Widerstand gegen Nazi-Deutschland

  • Aufklärung über den Nationalsozialismus

  • Sehnsucht nach der Heimat

Da die Autoren und Autorinnen eher auf politische und gesellschaftliche Themen aufmerksam machen wollten, benutzen sie kein bestimmtes Reimschema, Metrum oder andere neue Stilmittel, wie es für andere Epochen üblich war.

Literatur der Epoche

In der Exilliteratur spielte die Epik die bedeutendste Rolle. Die Lyrik spielte eher eine kleine Rolle. In der literarischen Gattung der Dramatik entwickelt sich vor allem das epische Theater von Bertolt Brecht zu einer neuen Ausdrucksform.

Epik

Am weitesten verbreitet war in der Exilliteratur die Epik . Diese Gattung konnte leichter veröffentlicht werden, da sie bei der internationalen Leserschaft am beliebtesten waren.

Die meisten dieser Romane richteten sich gegen das nationalsozialistische Regime.

Unter der Exilprosa entwickelten sich verschiedene Arten von Romanen:

Art des Romans

Merkmale

Exilroman

In Exilromanen gingen die Autoren und Autorinnen auf

die Geschehnisse, die zum Aufstieg des Nationalsozialismus

in Deutschland geführt hatten, ein.

Diese Texte wollten vor allem aufklären und informieren.

Das bekannteste Beispiel für einen Exilroman ist "Transit" (1944)

von Anna Seghers.

Historischer Roman

Im historischen Roman nahmen die Autoren und Autorinnen

oft Fabeln oder Erzählungen als Grundlage, die auf die

politische Situation in Deutschland übertragen werden konnten.

Zudem thematisierten sie häufig Geschichte und Tradition

des Judentums und machten satirische Anspielungen zu

bekannten Politikern des Nationalsozialismus.

Ein Beispiel für den historischen Roman ist "Der falsche Nero" (1936)

von Lion Feuchtwanger.

Zeitroman

Im Zeitroman bildeten die Autoren und Autorinnen die politische

Situation im Dritten Reich möglichst wirklichkeitsgetreu ab.

Dazu analysierten und kritisierten sie die Gesellschaft und ihre

Lebensbedingungen und wie sich diese auf den Einzelnen

auswirken. Berühmtes Beispiel eines Zeitromans ist Anna Seghers‘ Roman „Das siebte Kreuz“ (1942).

Utopischer Roman

Im utopischen Roman ging es um eine Utopie, also um eine

mögliche Zukunft. Beispielsweise in „Das Glasperlenspiel“ (1943)

von Hermann Hesse existiert scheinbar eine Utopie, eine friedliche

Welt ohne Leid. Allerdings war für diese Form der Exilprosa vor allem

ein ausgeprägter Kulturpessimismus typisch. Das bedeutet, dass man den zukünftigen Entwicklungen in der Kultur sehr negativ gegenüberstand.

Neben Romanen trauten sich viele Autoren und Autorinnen während der Epoche der Exilliteratur auch an offensichtlichere politische Texte, wie Manifeste, Flugblätter, Reden im Radio oder sogenannte Tarnschriften. Das waren Werke, die unter falschem Titel und Impressum ins Dritte Reich geschmuggelt werden konnten, so zum Beispiel Bertolt Brechts Aufsatz „Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit“, der unter dem Titel „Satzungen des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller“ nach Deutschland gelangte.

Lyrik

Weil Gedichte schwer zu veröffentlichen waren, gab es eher wenig Exillyrik . Deswegen wurden viele Gedichte erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 publiziert.

Die Exillyrik wurde hauptsächlich von Dichtern wie Bertolt Brecht und Else Lasker-Schüler beeinflusst, die beide bereits vor 1933 bekannte Lyriker gewesen waren.

Dramatik

Auch Dramen wurden in der Epoche der Exilliteratur nur wenig veröffentlicht. Denn eigentlich sollten diese ja auf einer Bühne aufgeführt werden. Dies war aber nur sehr selten der Fall.

Hauptsächlich wurden zeitgenössische Stücke verfasst, die Kritik am NS-Regime übten.

Es entstand jedoch eine neue Form des Theaters, die von Bertolt Brecht maßgeblich geprägt und weiterentwickelt wurde: Das sogenannte epische Theater verbindet die literarischen Gattungen Epik und Dramatik, indem epische Merkmale wie beispielsweise ein Erzähler eingeführt wurde, der das Geschehen erzählt. Oder das Geschehen wurde durch Lieder, Chöre und Kommentare unterbrochen. Brecht nannte diese Unterbrechungen durch epische Merkmale den Verfremdungs- oder V-Effekt.

Ziel der epischen Merkmale im Drama sollte es sein, den Fluss des Dramas zu unterbrechen, seine Illusion zu zerstören und den Zuschauer aus seiner Vertiefung in das Geschehen zu holen. Dadurch sollte das Publikum eine kritische Distanz zum Stück einnehmen, ohne vom eigenen Mitgefühl mit den Figuren beeinflusst zu werden. Die Vorgehensweise war das komplette Gegenteil zu den traditionellen Formen des Dramas nach Aristoteles, in der das Mitgefühl mit den Figuren von großer Bedeutung ist.

Auch die Form des epischen Dramas war nicht traditionell: Sie folgten oftmals nicht der üblichen Einteilung in Szenen und Akte. Zudem hatten sie meist ein offenes Ende.

Beispiele für Autoren und Texte

  • Thomas Mann (1875-1955): u.a. "Doktor Faustus" und "Buddenbrooks"

  • Lion Feuchtwanger (1884-1958): z.B. "Der falsche Nero" (1936)

  • Hermann Hesse (1877-1962): z.B. "Glasperlenspiel" (1943)

  • Anna Seghers (1900-1983): u.a. "Das siebte Kreuz" (1942) und "Transit" (1944)

  • Erich Maria Remarque (1898-1970): u.a. "Im Westen nichts Neues" (1928) und "Liebe deinen Nächsten" (1942)

  • Bertolt Brecht (1989-1956): u.a.. "Der gute Mensch von Sezuan" (1940) und "Leben des Galilei" (1943)

Übungsaufgaben

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Quellen


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