Seien V und WVektorrĂ€ume ĂŒber demselben KörperK. Dabei seien +Vââ:VĂVâV und +Wââ:WĂWâW die jeweiligen inneren VerknĂŒpfungen.
Weiter seien â Vââ:KĂVâV und â Wââ:KĂWâW die skalaren Multiplikationen.
Nun sei f:VâW eine Abbildung zwischen diesen VektorrĂ€umen. Wir nennen f eine lineare Abbildung von V nach W, wenn die folgenden beiden Eigenschaften erfĂŒllt sind:
AdditivitĂ€t: FĂŒr alle v1â,v2ââV gilt, dass f(v1â+Vââv2â)=f(v1â)+Wââf(v2â)
HomogenitĂ€t: FĂŒr alle vâV und λâK gilt, dass f(λâ Vââv)=λâ Wââf(v)
Wenn es aus dem Kontext klar ist, schreiben wir zukĂŒnftig auch einfach â+â anstatt +Vââ und +Wââ. Ebenso wird hĂ€ufig ââ â anstelle von â Vââ und â Wââ verwendet. Manchmal wird der Punkt fĂŒr die skalare Multiplikation auch ganz weggelassen.
Die charakteristischen Gleichungen der linearen Abbildung sind f(v1â+v2â)=f(v1â)+f(v2â) und f(λâ v)=λâ f(v). Was bedeuten diese beiden Eigenschaften intuitiv? Nach der AdditivitĂ€tseigenschaft ist es egal, ob man v1â und v2â zuerst addiert und dann abbildet oder ob man beide Vektoren erst abbildet und dann addiert. Beide Wege fĂŒhren zum selben Ergebnis:
Was besagt die HomogenitÀtseigenschaft? UnabhÀngig davon ob man zuerst v mit λ multipliziert und dann abbildet oder den Vektor erst abbildet und dann mit λ multipliziert, ist das Ergebnis das Gleiche:
Die charakteristischen Eigenschaften der linearen Abbildungen verdeutlichen also, dass die Reihenfolge der Funktionsabbildung und der Vektorraumoperationen egal ist.
Zusammenhang mit linearen Funktionen und affinen Abbildungen
Lineare Funktionen wurden in der Schule als Funktionen der Form f(x)=mx+t mit m,tâR. Es handelt sich dabei nicht um lineare Abbildungen. Sie sind es nur fĂŒr t=0. So ist zum Beispiel fĂŒr t=2:
f(x+y)=x+y+2î =x+y+2+2=f(x)+f(y)
Dass die in der Schule gelĂ€ufigen linearen Funktionen dennoch etwas mit den linearen Abbildungen zu tun haben, wird einem klar, wenn man die linearen Abbildungen von f:RâR betrachtet. Diese sind Abbildungen der Form f(x)=mx mit mâR. Die Funktionen der Form f(x)=mx+t aus der Schule sind sogenannte affin-lineare Abbildungen:
Sie sind die Summe einer linearen Abbildung und eines konstanten Terms t.
Affine Abbildung bilden Geraden auf Geraden ab und erhalten dabei ParallelitÀt und TeilverhÀltnisse von Strecken.
Wir können jede affine Abbildunge xâŠA(x) immer in eine lineare Abbildung xâŠL(x) und eine Translation xâŠx+t zerlegen. Es gilt also A(x)=L(x)+t. Weil die Translationen xâŠx+t einfach zu beschreiben sind, ist der lineare Teil meistens interessanter. In der Theorie schauen wir uns deswegen nur den linearen Teil an, um nicht das x+t mitzuschleppen.