Auf einem Spielplatz wird ein dreieckiges Sonnensegel errichtet, um einen Sandkasten zu beschatten. Hierzu werden an drei Ecken des Sandkastens Metallstangen im Boden befestigt, an deren Enden das Sonnensegel fixiert wird.
In einem kartesischen Koordinatensystem stellt die x1x2-Ebene den horizontalen Boden dar. Der Sandkasten wird durch das Rechteck mit den Eckpunkten K1(0∣4∣0),K2(0∣0∣0),K3(3∣0∣0)undK4(3∣4∣0) beschrieben. Das Sonnensegel wird durch das ebene Dreieck mit den Eckpunkten S1(0∣6∣2,5),S2(0∣0∣3)undS3(6∣0∣2,5) dargestellt (vgl. Abbildung 1). Eine Längeneinheit im Koordinatensystem entspricht einen Meter in der Realität.
Die drei Punkte S1,S2undS3 legen die Ebene E fest.
a)
(4 BE)
Ermitteln Sie eine Gleichung der Ebene in Normalenform.
(Zur Kontrolle: E:x1+x2+12x3−36=0)
b)
(3 BE)
Der Hersteller des Sonnensegels empfiehlt, die verwendeten Metallstangen bei einer Sonnensegelfläche von mehr als 20m2 durch zusätzliche Sicherungsseile zu stabilisieren. Beurteilen Sie, ob eine solche Sicherung aufgrund dieser Empfehlung in der vorliegenden Situation nötig ist.
Auf das Sonnensegel fallen Sonnenstrahlen, die im Modell und in der Abbildung 1 durch parallele Geraden mit dem Richtungsvektor S1K1 dargestellt werden können. Das Sonnensegel erzeugt auf dem Boden einen dreieckigen Schatten. Die Schatten der mit S2 bzw. S3 bezeichneten Ecken des Sonnensegels werden mit S2′ bzw. S3′ bezeichnet.
c)
(2 BE)
Begründen Sie ohne weitere Rechnung, dass S2′ auf der x2-Achse liegt.
d)
(3 BE)
S3′ hat die Koordinaten (6∣−2∣0). Zeichnen Sie das Dreieck, das den Schatten des Sonnensegels darstellt, in Abbildung 1 ein. Entscheiden Sie anhand der Zeichnung, ob mehr als die Hälfte des Sandkastens beschattet ist.
e)
(3 BE)
Um das Abfließen von Regenwasser sicherzustellen, muss das Sonnensegel einen Neigungswinkel von mindestens 8° gegenüber dem horizontalen Boden aufweisen. Begründen Sie, dass das Abfließen von Regenwasser im vorliegenden Fall nicht sichergestellt ist.
f)
(5 BE)
Bei starkem Regen verformt sich das Sonnensegel und hängt durch. Es bildet sich eine sogenannte Wassertasche aus Regenwasser, das nicht abfließen kann. Die Oberseite der Wassertasche verläuft horizontal und ist näherungsweise kreisförmig mit einem Durchmesser von 50cm. An ihrer tiefsten Stelle ist die Wassertasche 5cm tief. Vereinfachend wird die Wassertasche als Kugelsegment betrachtet (vgl. Abbildung 2).
Das Volumen V eines Kugelsegments kann mit der Formel V=31πh2⋅(3r−h) berechnet werden, wobei r den Radius der Kugel und h die Höhe des Kugelsegments bezeichnen. Ermitteln Sie, wie viele Liter Wasser sich in der Wassertasche befinden.
(zur Kontrolle: r=65cm)
In der Aufgabe wird die Bedeutung und Funktion eines Sonnensegels auf einem Spielplatz mit Hilfe von Berechnungen an Ebenen und einem Kugelsegment modelliert.
Lösung Teilaufgabe a)
Mit drei gegebenen Punkten ist die Normalenform einer Ebene aufzustellen.
Vorüberlegungen
Die gesuchte Normalenform der Ebene E aus den drei gegebenen Punkten S1(0∣6∣2,5), S2(0∣0∣3) und S3(6∣0∣2,5) (die nicht auf einer Geraden liegen dürfen!) erhältst du so:
Erstelle durch das KreuzproduktS2S1×S3S1 einen Normalenvektor n zur Ebene.
Setze das SkalarproduktS1X∘n eines DifferenzvektorsS1X mit n gleich Null. (Statt S1 kannst du auch S2 oder S3 wählen. X ist ein variabler Punkt aus E).
Durchführung
1.
Die Punkte S1(0∣6∣2,5),S2(0∣0∣3),S3(6∣0∣2,5) ergeben:
Der Vektor n=1112 ist also ein Normalenvektor der Ebene E.
Hinweis:
Das Ausklammern des Faktors −3 aus dem Vektor des Kreuzproduktes bewirkt die Änderung der Orientierung ("Gegenvektor") und Verkürzung auf ein Drittel seiner ursprünglichen Länge. Aber es bleibt ein "Normalenvektor" (senkrecht zur Ebene)! Der Vorteil: Kleinere Koordinaten - weniger Minuszeichen!
Vorsicht: In der anschließenden Teilaufgabe b) musst du den unveränderten Vektor des Kreuzproduktes verwenden!
3.
Die Aufgabenstellung lässt dir die Wahl, ob du die gesuchte Normalenform der Ebenengleichung in Vektorform oder in Koordinatendarstellung angeben willst.
a) Vektorform mit Aufpunkt S2:
Setze n∘S2X gleich Null.
E:n∘(X−S2)=0
Setze für den Punkt S2 seinen Ortsvektor und die Vektorkoordinaten von n ein.
E:1112∘x1x2x3−003=0
Dies ist die gesuchte Ebene. Du kannst sie durch Ausmultiplizieren ders Skalarprodukts auch noch in die Koordinatendarstellung bringen.
Mit dem Normalenvektor n=1112 und einem beliebigen Punkt der Ebene, z.B. S1(0∣6∣2,5) (es muss nicht wieder der Punkt S2) sein), kannst du E so ansetzen:
E:1⋅x1+1⋅x2+12⋅x3+c=0
Setze die Koordinaten des Punktes S1 ein und löse nach c auf.
1⋅0+1⋅6+12⋅2,5+cc==0−36
Also:
E:x1+x2+12x3−36=0
Lösung Teilaufgabe b)
Bei dieser Aufgabe musst du die Fläche eines Dreiecks im Raum berechnen und benutzt dabei am besten ein Kreuzprodukt.
Unter einer "Begründung" des Flächeninhalts - wie im Angabentext fomuliert ist - hat man die "Berechnung" der Fläche des Sonnensegels zu verstehen. Man kann ihre Größe nicht der gegebenen Skizze entnehmen!
Es geht um das durch die Punkte S1(0∣6∣2,5),S2(0∣0∣3) und S3(6∣0∣2,5) gegebene Dreieck S1S2S3. Die Formel für den Inhalt A△ des Dreiecks S1S2S3 lautet:
A△
=
21⋅∣S2S1×S2S3∣
↓
Setze den - unveränderten - Vektor des Kreuzproduktes aus Teilaufgabe a) ein.
=
21⋅−3−3−36
↓
Erst jetzt ∣−3∣ ausklammern.
=
21⋅(+3)⋅1112
↓
Betrag des Vektors berechnen.
=
23⋅12+12+122
≈
18,12
Mit rund 18,1m2 ist die Fläche des Sonnensegels kleiner als die vom Hersteller genannte kritische Größe von 20m2. Eine zusätzliche Sicherung ist deshalb nicht nötig.
Alternative Lösung der Aufgabe
Die Verwendung der Flächenformel des Kreuzproduktes für die Dreiecksfläche ist die zeitsparendste Lösungsmethode im Prüfungsstress des Abiturs. Falls du aber mit ihr nicht vertraut sein solltest, kannst du auch mit der "Mittelstufenformel" zum Ziel kommen.
A△=21⋅∣S3S1∣Grundlinie⋅∣S2F∣Ho¨he
Die Grundlinie des Dreiecks S2S1S3 ist der Betrag des Vektors S3S1:
S3S1=S1−S3=062,5−602,5=−660⇒
∣S3S1∣=−660=(−6)2+62+02=72=62
Zur Höhe des Dreiecks S3S1S2 brauchst du den "Höhenfußpunkt" F und diesen bekommst du folgendermaßen:
Punkt F liegt auf der Geraden S2S1. Also gilt für seinen Ortsvektor:
F=602,5+λ−660.
Er hat also die Koordinaten F(6−6λ∣6λ∣2,5).
Damit F ein Höhenfußpunkt ist, muss gelten:
S3S1⊥S2F.
Also:−660∘6−6λ−06λ−02,5−3=0
Somit gilt: −36+36λ+36λ=0⇒λ=0,5
Also hat der Höhenfußpunkt F die Koordinaten (3∣3∣2,5).
Jetzt berechnest du die Höhe ∣S2F∣ des Dreiecks S2S1S3:
∣S2F∣=332,5−003=32+32+(−0,5)2=18,25
Damit gilt:
A△=21⋅6⋅2⋅18,25≈18,1
Die Superlösung
Betrachtest und beachtest du die Koordinaten der Dreieckspunkte, dann erkennst du - trotz der räumlichen Lage - dass das Dreieck gleichschenklig mit der Grundlinie [S3S1] und den gleichlangen Schenkeln [S3S2] und [S1S2] ist.
Damit ist der Höhenfußpunkt F der Mittelpunkt der Grundlinie und du berechnest seinen Ortsvektor "im Kopf" über die Mittelpunktsformel der Strecke [S3S1] so:
F=21⋅(S3+S1)=21⋅602,5+062,5=332,5
Mit dem Höhenfußpunkt F(3∣3∣2,5) und den drei Eckpunkten S1(0∣6∣2,5),S2(0∣0∣3),S3(6∣0∣2,5) berechnest du die Dreiecksfläche so:
Eine geometrische Aussage ist ohne Berechnung zu begründen.
S2 liegt in der x2x3-Ebene und Sonnenstrahlen haben die gleiche Richtung wie der Vektor S1K1.
Du weißt, dass die Punkte S1 und K1 beide in der x2x3-Ebene liegen. Das heißt, der Vektor S1K1 ist parallel zur x2x3- Ebene und verändert deshalb die x1-Koordinate nicht, wenn er zu einem Punkt addiert wird.
Zusammen bedeutet das, dass der Punkt S2′ auf jeden Fall in der x2x3-Ebene liegt, weil der Startpunkt in dieser Ebene ist und die Sonnenstrahlen dadurch auch in dieser Ebene verlaufen. Außerdem weißt du, dass der Schatten in der x1x2-Ebene sein muss.
Weil der Punkt S2′ in der x2x3-Ebene und in der x1x2-Ebene gleichzeitig liegen muss, muss er auf der x2-Achse liegen.
Alternative
Die Behauptung, dass der Schattenpunkt S2′ des Eckpunktes S2 des Sonnensegels auf der x2-Achse liegt, begründest du mit Hilfe der Eigenschaften des Vierecks K1S1S2S2′ folgendermaßen:
Da die drei Punkte K1(0∣4∣0),S1(0∣6∣2,5)undS2(0∣0∣3) des Vierecks - wegen der Null der 1.Koordinate - schon in der x2x3-Ebene liegen und das Viereck wegen der parallelen Seiten [S1K1]und[S2S2′] (Sonnenstrahlen!) ein ebenes Viereck sein muss, folgt, dass auch der vierte Punkt S2′ in der x2x3-Ebene liegt.
Als Schattenpunkt von S2 liegt S2′ gemäß der Aufgabenstellung aber auch in der x1x2-Ebene und damit auf der x2-Achse. Denn diese erfasst genau alle Punkte, die sowohl in der x1x2-Ebene als auch in der x2x3-Ebene liegen.
Lösung Teilaufgabe d)
Bei dieser Aufgabe sollst du in der gegebenen Abbildung 1 eines räumlichen Schrägbildes graphisch richtige Schlüsse ziehen und im Sachzusammenhang des Schattenwurfs eines Sonnensegels über einem Kinderspielplatz argumentieren, ob mehr oder weniger als die Hälfte des Sandkastens im Schatten liegt.
Um das Schattendreieck des Sonnensegels zu erhalten, brauchst du zunächst die Schattenpunkte der drei Ecken S1,S2,S3.
Der Schattenpunkt von S1 ist vorgegeben: der Punkt K1.
Der Schattenpunkt von S3 ist angegeben, aber noch nicht gezeichnet: S3′(6∣−2∣0).
Mit seinen ganzzahligen Werten und da das Koordinatengitter der x1x2-Ebene (gut) sichtbar ist, kannst du ihn "millimetergenau" einzeichnen.
Die Gerade S3S3′ repräsentiert einen Sonnenstrahl. Deshalb zeichnest du nun eine Parallele durch den Punkt S2. Diese (räumliche) Gerade schneidet aber (wie du aus Teilaufgabe c) weißt), die x2-Achse im Schattenpunkt S2′ von S2.
Damit hast du mit dem Dreieck K1S2′S3′ den gesuchten Schatten des Sonnensegels gefunden.
Wenn du genau argumentieren willst, musst du noch bemerken, dass räumliche Parallelprojektionen die Eigenschaft haben, dass Gerade wieder auf Gerade abgebildet werden.
Aus der Zeichnung entnimmst du schließlich, dass mehr als die Hälfte des Sandkastens vom Schatten erfasst wird und begründest dies so:
Die Strecke [K3K4] wird von der Strecke [S3′K1] geschnitten. Dadurch wird außer der einen Hälfte des Sandkastens (welche die Diagonale [K1K3] begrenzt) auch noch ein Teil der zweiten Hälfte beschattet.
Lösung Teilaufgabe e)
Die Aufgabe verlangt die Berechnung des Winkels unter dem die Ebene E des Sonnensegels die horizontale x1x2-Ebene schneidet und die Interpretation des Ergebnisses im Sachzusammenhang der Aufgabe.
Der Schnittwinkel zweier Ebenen ist der spitze Winkel, den Normalenvektoren der beiden Ebenen miteinander einschließen.
Anmerkung
Die Normalengleichung der Gleichung E war von Anfang an vorgegeben, damit du sie jetzt - auch wenn du mit anderen Teilaufgaben nicht zurecht gekommen bist - benutzen kannst.
Derartige Hilfestellungen findest du bei Abituraufgaben öfter. Du solltest sie aufmerksam zur Kenntnis nehmen und wenn nötig gewinnbringend verwenden.
Die Normalengleichung der Ebene E des Sonnensegels lautet
E:x1+x2+12x3−36=0
Ihr entnimmst du als Normalenvektor:
nE=1112
Die x2x2-Ebene hat die Normalengleichung x3=0. Ihr entnimmst du den Normalenvektor:
nx1x2=001
Jetzt berechnest du den cos des spitzen Winkels beider Normalenvektoren.
Da der Neigungswinkel der Ebene des Sonnensegels gegen die x1x2-Ebene kleiner ist als 8°, ist das Abfließen des Regenwassers nicht gesichert.
Alternative Lösung
Der obigen Zeichnung entnimmst du:
In Fortführung der Überlegungen zur "Superlösung" der Teilaufgabe b) ergibt sich der Neigungswinkel φ des gleichschenkligen Dreiecks S1S2S3 gegen die x1x2-Ebene als Basiswinkel S2FF′des rechtwinkligen Dreiecks FS2F′.
Dabei ist F der Höhenfußpunkt des Dreiecks und F′ der Lotfußpunkt des Lotes von F auf die x3-Achse.
Es gilt:
∣FF′∣2=32+32⇒∣FF′∣=18
∣F′S2∣=0,5
tanφ=∣FF′∣∣F′S2∣=180,5
φ=tan−1(180,5)≈6,7°
Lösung Teilaufgabe f)
Das Volumen eines Kugelsegments ist mit der gegebenen Formel nach Berechnung des Kugelradius zu bestimmen.
Die Formel für das Volumen eines Kugelsegments lautet:
r bezeichnet in der gegebenen Schnittzeichnung den Kreisradius (= Kugelradius), h bezeichnet die Kreissektorhöhe (= Höhe des Kugelsegments).
Der Radius der kreisförmigen Oberseite der Wassertasche ist durch 250cm=25cm gegeben.
Der Radius r der Kugel lässt sich mit Hilfe des Satzes des Pythagoras wie folgt berechnen: