Die Nachkriegsliteratur (um 1945-1967)ist eine wichtige Epoche in der Literaturgeschichte.
Wir verraten dir, was die Nachkriegsliteratur genau ist, und welche Merkmale sie auszeichnen.
Nachkriegsliteratur - die Epoche kurz vorgestellt
Die Nachkriegsliteratur (1945-1967) wird oft mit der Trümmerliteratur gleichgesetzt. Dabei ist die Trümmerliteratur, die einen kurzen Zeitraum von 1945 bis 1950 umfasst, Teil der Nachkriegsliteratur, wird aber häufig auch als eigene Epoche bezeichnet.
Die Nachkriegsliteratur selbst reicht in Westdeutschland jedoch sogar bis ins Jahr 1967 und beschäftigt sich thematisch sowohl mit der Aufarbeitung des Krieges als auch mit dessen Verdrängung.

Zeitstrahl der literarischen Epochen
Historischer Hintergrund
Direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschlossen die vier Siegermächte auf der Potsdamer Konferenz im August 1945, dass Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt werden soll. So wurde Deutschland in die sowjetische, die amerikanische, die englische und die französische Besatzungszone aufgeteilt. Ziel war es, dadurch Deutschland endgültig von den Resten des Nationalsozialismus zu befreien und das Land zu demokratisieren.
Da das Zusammenleben der Siegermächte jedoch viele Uneinigkeiten mit sich brachte, kam es schließlich im Jahr 1949 zur Zweiteilung Deutschlands. Im Westen wurde die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und im Osten die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Als Folge wurde, genau wie das Land, auch die Nachkriegsliteratur in zwei Ausrichtungen gespalten: Es entstand die Literatur der BRD und die Literatur der DDR. Somit kam es zu einer territorialen, politischen und literarischen Teilung Deutschlands.
Während im Westen die nationalsozialistische Vergangenheit verdrängt wurde, versuchte man vor allem im Osten, die schreckliche Vergangenheit zu verarbeiten.
Themen und Merkmale der Nachkriegsliteratur in BRD
In der Nachkriegsliteratur der Bundesrepublik Deutschland knüpften die Autoren und Autorinnen stilistisch zunächst an die Zeit zwischen den Weltkriegen oder an noch ältere Traditionen an. Prägend waren hier insbesondere die Autoren und Autorinnen der Inneren Emigration. Das waren diejenigen, die in Opposition zum NS-Regime gestanden hatten, Deutschland aber nicht verlassen haben. Zu ihnen gehörten beispielsweise Erich Kästner, Hans Carossa oder Oskar Loerke.
Neben den Autoren und Autorinnen der Inneren Emigration, gab es aber auch die Vertreter und Vertreterinnen der Exilliteratur, also Autoren und Autorinnen, die aus dem Exil heimkehrten und sich in ihrer alten Heimat nicht mehr wohl fühlten.
Es entstand eine Diskussion zwischen den Autoren und Autorinnen der Inneren Emigration und den Exilautoren und -autorinnen. Dabei ging es um die Frage, wer es denn schwerer habe: die Exilautoren und -autorinnen oder jene, die in Deutschland geblieben waren.
So wie in der Autorenschaft Uneinigkeit herrschte, so unterschiedlich waren auch die Themen der Nachkriegsliteratur in der BRD. Ein Teil der Autoren und Autorinnen bemühte sich um eine Verarbeitung des Nationalsozialismus, ein anderer Teil bestand auf dessen Verdrängung. Wichtige Themen sind daher die Frage nach Schuld und Verantwortung am Holocaust, das Aufgreifen politischer und moralischer Fragen sowie die Darstellung von Einzelschicksalen.
Themen und Merkmale der Nachkriegsliteratur in DDR
Die Nachkriegsliteratur der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR war deutlich einheitlicher als die Nachkriegsliteratur in Westdeutschland. Da die DDR unter der sozialistischen Herrschaft der Sowjetunion stand, versuchten die Autoren und Autorinnen in ihren Werken die sozialistischen Gedanken zu verbreiten und zu umwerben. Damit wollte man erreichen, dass sich mehr Menschen dem sozialistischen Lebensstil anschlossen.
Die ostdeutsche Nachkriegsliteratur stand ganz im Zeichen des Antifaschismus.
Thematisch lag der Fokus auf der Auseinandersetzung mit Krieg und Faschismus.
Insgesamt lässt sich die Nachkriegsliteratur der DDR in folgende Phasen unterteilen:
Rückkehr (1945–1949)
Aufbau (1949–1961)
Ankunft (1961–1971)
Liberalisierung (Befreiung) und Kritik (1971–1990)
Literatur der Nachkriegsliteratur
Lyrik
Die Lyrik etablierte sich in der Nachkriegszeit als wichtigste Gattung. Durch den starken Fokus auf diese literarische Gattung wollte man die alten, nach nationalsozialistischem Vorbild verfassten Gedichte wieder aufwerten. Gedichte waren für viele Autoren und Autorinnen die beste Möglichkeit, ihre Empfindungen und Erfahrungen auszudrücken.
Epik
Die wichtigste Prosaform in der Nachkriegszeit war die Kurzgeschichte. Sie wurde von vielen Autoren und Autorinnen, besonders aber von Wolfgang Borchert und Wolfdietrich Schnurre, genutzt. Als literarisches Vorbild nahm man sich die amerikanische short story und Autoren wie Ernest Hemingway oder Edgar Allan Poe.
Zu den bekanntesten Kurzgeschichten aus der Nachkriegszeit gehören Borcherts Werke "Die Küchenuhr", "An diesem Dienstag" und "Die Kirschen".
Dramatik
Im Bereich der Dramatik muss strenger zwischen West und Ost unterschieden werden. Während im Osten (DDR) Werke von Exildramatikern wie Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" aufgeführt wurden, wurde im Westen (BRD) auf Klassiker wie Lessings "Nathan der Weise" oder Goethes "Iphigenie auf Tauris" zurückgegriffen.
Von den in der Nachkriegszeit entstandenen Theaterstücken gab es nur wenige, die ein großes Publikum fanden. Borcherts "Draußen vor der Tür" und Zuckmayers "Des Teufels General" gehörten zu den wenigen erfolgreichen Dramen.
Beispiele für Autoren und Texte
Da eine klare Abgrenzung zwischen Nachkriegsliteratur, Trümmerliteratur und Literatur in der DDR nicht immer eindeutig möglich ist, werden im Folgenden wichtige Autoren und literarische Werke aus allen Strömungen angeführt:
Bertolt Brecht (1898-1956): u.a. "Mutter Courage und ihre Kinder" (1939) und "Der kaukasische Kreidekreis" (1944/45)
Wolfgang Borchert (1921-1947): "Die Küchenuhr" (1947), "An diesem Dienstag" (1947) und "Draußen vor der Tür" (1946/47).
Paul Celan (1920-1970): u.a. "Der Sand aus den Urnen" (1948) und "Mohn und Gedächtnis" (1952)
Günter Eich (1907-1972): u.a. "Latrine" (1946), "Züge im Nebel" (1947)
Nelly Sachs (1891-1970): z.B. "In den Wohnungen des Todes" (1947)
Arno Schmidt (1914-1979): u.a. "Leviathan" (1946)
Wolfdietrich Schnurre (1920-1989): u.a "Das Begräbnis" (1946)
Carl Zuckmayer (1896-1977): z.B. "Des Teufels General" (1946)
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