Auf einem Spielplatz wird ein dreieckiges Sonnensegel errichtet, um einen Sandkasten zu beschatten. Hierzu werden an drei Ecken des Sandkastens Metallstangen im Boden befestigt, an deren Enden das Sonnensegel fixiert wird.
In einem kartesischen Koordinatensystem stellt die -Ebene den horizontalen Boden dar. Der Sandkasten wird durch das Rechteck mit den Eckpunkten beschrieben. Das Sonnensegel wird durch das ebene Dreieck mit den Eckpunkten dargestellt (vgl. Abbildung 1). Eine Längeneinheit im Koordinatensystem entspricht einen Meter in der Realität.
Die drei Punkte legen die Ebene fest.
a)
(4 BE)
Ermitteln Sie eine Gleichung der Ebene in Normalenform.
(Zur Kontrolle: )
b)
(3 BE)
Der Hersteller des Sonnensegels empfiehlt, die verwendeten Metallstangen bei einer Sonnensegelfläche von mehr als durch zusätzliche Sicherungsseile zu stabilisieren. Beurteilen Sie, ob eine solche Sicherung aufgrund dieser Empfehlung in der vorliegenden Situation nötig ist.
Auf das Sonnensegel fallen Sonnenstrahlen, die im Modell und in der Abbildung 1 durch parallele Geraden mit dem Richtungsvektor dargestellt werden können. Das Sonnensegel erzeugt auf dem Boden einen dreieckigen Schatten. Die Schatten der mit bzw. bezeichneten Ecken des Sonnensegels werden mit bzw. bezeichnet.
c)
(2 BE)
Begründen Sie ohne weitere Rechnung, dass auf der -Achse liegt.
d)
(3 BE)
hat die Koordinaten . Zeichnen Sie das Dreieck, das den Schatten des Sonnensegels darstellt, in Abbildung 1 ein. Entscheiden Sie anhand der Zeichnung, ob mehr als die Hälfte des Sandkastens beschattet ist.
e)
(3 BE)
Um das Abfließen von Regenwasser sicherzustellen, muss das Sonnensegel einen Neigungswinkel von mindestens gegenüber dem horizontalen Boden aufweisen. Begründen Sie, dass das Abfließen von Regenwasser im vorliegenden Fall nicht sichergestellt ist.
f)
(5 BE)
Bei starkem Regen verformt sich das Sonnensegel und hängt durch. Es bildet sich eine sogenannte Wassertasche aus Regenwasser, das nicht abfließen kann. Die Oberseite der Wassertasche verläuft horizontal und ist näherungsweise kreisförmig mit einem Durchmesser von . An ihrer tiefsten Stelle ist die Wassertasche tief. Vereinfachend wird die Wassertasche als Kugelsegment betrachtet (vgl. Abbildung 2).
Das Volumen eines Kugelsegments kann mit der Formel berechnet werden, wobei den Radius der Kugel und die Höhe des Kugelsegments bezeichnen. Ermitteln Sie, wie viele Liter Wasser sich in der Wassertasche befinden.
(zur Kontrolle: )
In der Aufgabe wird die Bedeutung und Funktion eines Sonnensegels auf einem Spielplatz mit Hilfe von Berechnungen an Ebenen und einem Kugelsegment modelliert.
Lösung Teilaufgabe a)
Mit drei gegebenen Punkten ist die Normalenform einer Ebene aufzustellen.
Vorüberlegungen
Die gesuchte Normalenform der Ebene aus den drei gegebenen Punkten , und (die nicht auf einer Geraden liegen dürfen!) erhältst du so:
Erstelle durch das Kreuzprodukt einen Normalenvektor zur Ebene.
Setze das Skalarprodukt eines Differenzvektors mit gleich Null. (Statt kannst du auch oder wählen. ist ein variabler Punkt aus ).
Durchführung
1.
Die Punkte ergeben:
2.
Der Vektor ist also ein Normalenvektor der Ebene .
Hinweis:
Das Ausklammern des Faktors aus dem Vektor des Kreuzproduktes bewirkt die Änderung der Orientierung ("Gegenvektor") und Verkürzung auf ein Drittel seiner ursprünglichen Länge. Aber es bleibt ein "Normalenvektor" (senkrecht zur Ebene)! Der Vorteil: Kleinere Koordinaten - weniger Minuszeichen!
Vorsicht: In der anschließenden Teilaufgabe b) musst du den unveränderten Vektor des Kreuzproduktes verwenden!
3.
Die Aufgabenstellung lässt dir die Wahl, ob du die gesuchte Normalenform der Ebenengleichung in Vektorform oder in Koordinatendarstellung angeben willst.
a) Vektorform mit Aufpunkt :
Setze gleich Null.
Setze für den Punkt seinen Ortsvektor und die Vektorkoordinaten von ein.
Dies ist die gesuchte Ebene. Du kannst sie durch Ausmultiplizieren ders Skalarprodukts auch noch in die Koordinatendarstellung bringen.
b) Ansatz für in Koordinatendarstellung
Mit dem Normalenvektor und einem beliebigen Punkt der Ebene, z.B. (es muss nicht wieder der Punkt sein), kannst du so ansetzen:
Setze die Koordinaten des Punktes ein und löse nach auf.
Also:
Lösung Teilaufgabe b)
Bei dieser Aufgabe musst du die Fläche eines Dreiecks im Raum berechnen und benutzt dabei am besten ein Kreuzprodukt.
Unter einer "Begründung" des Flächeninhalts - wie im Angabentext fomuliert ist - hat man die "Berechnung" der Fläche des Sonnensegels zu verstehen. Man kann ihre Größe nicht der gegebenen Skizze entnehmen!
Es geht um das durch die Punkte , und gegebene Dreieck . Die Formel für den Inhalt des Dreiecks lautet:
↓
Setze den - unveränderten - Vektor des Kreuzproduktes aus Teilaufgabe a) ein.
↓
Erst jetzt ausklammern.
↓
Betrag des Vektors berechnen.
Mit rund ist die Fläche des Sonnensegels kleiner als die vom Hersteller genannte kritische Größe von . Eine zusätzliche Sicherung ist deshalb nicht nötig.
Alternative Lösung der Aufgabe
Die Verwendung der Flächenformel des Kreuzproduktes für die Dreiecksfläche ist die zeitsparendste Lösungsmethode im Prüfungsstress des Abiturs. Falls du aber mit ihr nicht vertraut sein solltest, kannst du auch mit der "Mittelstufenformel" zum Ziel kommen.
Die Grundlinie des Dreiecks ist der Betrag des Vektors :
Zur Höhe des Dreiecks brauchst du den "Höhenfußpunkt" und diesen bekommst du folgendermaßen:
Punkt liegt auf der Geraden . Also gilt für seinen Ortsvektor:
.
Er hat also die Koordinaten
Damit ein Höhenfußpunkt ist, muss gelten:
.
Also:
Somit gilt:
Also hat der Höhenfußpunkt die Koordinaten .
Jetzt berechnest du die Höhe des Dreiecks :
Damit gilt:
Die Superlösung
Betrachtest und beachtest du die Koordinaten der Dreieckspunkte, dann erkennst du - trotz der räumlichen Lage - dass das Dreieck gleichschenklig mit der Grundlinie und den gleichlangen Schenkeln und ist.
Damit ist der Höhenfußpunkt der Mittelpunkt der Grundlinie und du berechnest seinen Ortsvektor "im Kopf" über die Mittelpunktsformel der Strecke so:
Mit dem Höhenfußpunkt und den drei Eckpunkten berechnest du die Dreiecksfläche so:
Lösung Teilaufgabe c)
Eine geometrische Aussage ist ohne Berechnung zu begründen.
liegt in der -Ebene und Sonnenstrahlen haben die gleiche Richtung wie der Vektor .
Du weißt, dass die Punkte und beide in der -Ebene liegen. Das heißt, der Vektor ist parallel zur - Ebene und verändert deshalb die -Koordinate nicht, wenn er zu einem Punkt addiert wird.
Zusammen bedeutet das, dass der Punkt auf jeden Fall in der -Ebene liegt, weil der Startpunkt in dieser Ebene ist und die Sonnenstrahlen dadurch auch in dieser Ebene verlaufen. Außerdem weißt du, dass der Schatten in der -Ebene sein muss.
Weil der Punkt in der -Ebene und in der -Ebene gleichzeitig liegen muss, muss er auf der -Achse liegen.
Alternative
Die Behauptung, dass der Schattenpunkt des Eckpunktes des Sonnensegels auf der -Achse liegt, begründest du mit Hilfe der Eigenschaften des Vierecks folgendermaßen:
Da die drei Punkte des Vierecks - wegen der Null der 1.Koordinate - schon in der -Ebene liegen und das Viereck wegen der parallelen Seiten (Sonnenstrahlen!) ein ebenes Viereck sein muss, folgt, dass auch der vierte Punkt in der -Ebene liegt.
Als Schattenpunkt von liegt gemäß der Aufgabenstellung aber auch in der -Ebene und damit auf der -Achse. Denn diese erfasst genau alle Punkte, die sowohl in der -Ebene als auch in der -Ebene liegen.
Lösung Teilaufgabe d)
Bei dieser Aufgabe sollst du in der gegebenen Abbildung 1 eines räumlichen Schrägbildes graphisch richtige Schlüsse ziehen und im Sachzusammenhang des Schattenwurfs eines Sonnensegels über einem Kinderspielplatz argumentieren, ob mehr oder weniger als die Hälfte des Sandkastens im Schatten liegt.
Um das Schattendreieck des Sonnensegels zu erhalten, brauchst du zunächst die Schattenpunkte der drei Ecken .
Der Schattenpunkt von ist vorgegeben: der Punkt .
Der Schattenpunkt von ist angegeben, aber noch nicht gezeichnet: .
Mit seinen ganzzahligen Werten und da das Koordinatengitter der -Ebene (gut) sichtbar ist, kannst du ihn "millimetergenau" einzeichnen.
Die Gerade repräsentiert einen Sonnenstrahl. Deshalb zeichnest du nun eine Parallele durch den Punkt . Diese (räumliche) Gerade schneidet aber (wie du aus Teilaufgabe c) weißt), die -Achse im Schattenpunkt von .
Damit hast du mit dem Dreieck den gesuchten Schatten des Sonnensegels gefunden.
Wenn du genau argumentieren willst, musst du noch bemerken, dass räumliche Parallelprojektionen die Eigenschaft haben, dass Gerade wieder auf Gerade abgebildet werden.
Aus der Zeichnung entnimmst du schließlich, dass mehr als die Hälfte des Sandkastens vom Schatten erfasst wird und begründest dies so:
Die Strecke wird von der Strecke geschnitten. Dadurch wird außer der einen Hälfte des Sandkastens (welche die Diagonale begrenzt) auch noch ein Teil der zweiten Hälfte beschattet.
Lösung Teilaufgabe e)
Die Aufgabe verlangt die Berechnung des Winkels unter dem die Ebene des Sonnensegels die horizontale -Ebene schneidet und die Interpretation des Ergebnisses im Sachzusammenhang der Aufgabe.
Der Schnittwinkel zweier Ebenen ist der spitze Winkel, den Normalenvektoren der beiden Ebenen miteinander einschließen.
Anmerkung
Die Normalengleichung der Gleichung war von Anfang an vorgegeben, damit du sie jetzt - auch wenn du mit anderen Teilaufgaben nicht zurecht gekommen bist - benutzen kannst.
Derartige Hilfestellungen findest du bei Abituraufgaben öfter. Du solltest sie aufmerksam zur Kenntnis nehmen und wenn nötig gewinnbringend verwenden.
Die Normalengleichung der Ebene des Sonnensegels lautet
Ihr entnimmst du als Normalenvektor:
Die -Ebene hat die Normalengleichung . Ihr entnimmst du den Normalenvektor:
Jetzt berechnest du den des spitzen Winkels beider Normalenvektoren.
Interpretation des Ergebnises:
Da der Neigungswinkel der Ebene des Sonnensegels gegen die -Ebene kleiner ist als , ist das Abfließen des Regenwassers nicht gesichert.
Alternative Lösung
Der obigen Zeichnung entnimmst du:
In Fortführung der Überlegungen zur "Superlösung" der Teilaufgabe b) ergibt sich der Neigungswinkel des gleichschenkligen Dreiecks gegen die -Ebene als Basiswinkel des rechtwinkligen Dreiecks .
Dabei ist der Höhenfußpunkt des Dreiecks und der Lotfußpunkt des Lotes von auf die -Achse.
Es gilt:
Lösung Teilaufgabe f)
Das Volumen eines Kugelsegments ist mit der gegebenen Formel nach Berechnung des Kugelradius zu bestimmen.
Die Formel für das Volumen eines Kugelsegments lautet:
bezeichnet in der gegebenen Schnittzeichnung den Kreisradius (= Kugelradius), bezeichnet die Kreissektorhöhe (= Höhe des Kugelsegments).
Der Radius der kreisförmigen Oberseite der Wassertasche ist durch gegeben.
Der Radius der Kugel lässt sich mit Hilfe des Satzes des Pythagoras wie folgt berechnen:
Der Kugelradius beträgt . Damit lässt sich die Maßzahl des Volumens des Kugelsegments wie folgt berechnen:
Das Volumen der Wassertasche beträgt rund . Da gilt: befinden sich in der Wassertasche ca. 5 Liter Regenwasser.