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Wie Dinge ihren Preis bekommen

Wie bekommen Dinge ihre Preise?

Das hängt von vielen Faktoren ab: Wie teuer ist die Herstellung des Produkts? Wie groß ist die Nachfrage nach dem Produkt? Gibt es andere Anbieter oder ähnliche Produkte, und wie teuer sind diese?

Für die meisten Produkte in der echten Welt gibt es keine einfache Antwort auf diese Fragen.

Allerdings gibt es vereinfachte Marktmodelle, mit denen man den optimalen Preis berechnen kann – also den Preis, der dem Anbieter den größten Gewinn bringt.

Im Folgenden zeigen wir dir, wie man mit einfachen Rechenmethoden, die du aus der Schule kennst, den besten Preis für einen Anbieter berechnet, der ein einzigartiges Produkt anbietet. Das gehört eigentlich zur Mikroökonomie und nicht zur Spieltheorie.

Anschließend berechnen wir den Preis, wenn es zwei Anbieter gibt. Damit nähern wir uns der Spieltheorie, bei der mehrere Teilnehmer miteinander konkurrieren.

Alleine im Markt (Monopolpreis)

Wenn man alleine auf dem Markt ist, kann man den Preis nicht einfach beliebig festlegen.

Wenn der Preis zu niedrig ist, macht man Verlust, weil die Herstellung teurer ist, als das Geld, das man dafür bekommt. Ist der Preis jedoch zu hoch, kauft vermutlich niemand das Produkt. Unser Ziel ist es, möglichst viele Produkte zu einem möglichst hohen Preis zu verkaufen, um den Gewinn zu maximieren. (Das nennt man den Cournot-Preispunkt berechnen)

Schauen wir uns dafür ein Beispiel an: Bei der Schultheateraufführung wollen wir Muffins verkaufen. Wir sind der einzige Stand, der Muffins anbietet – wir haben also den gesamten Markt (das nennt man ein Monopol). Jetzt stellt sich die Frage: Wie viele Muffins sollen wir herstellen, und wie viel Geld sollen wir dafür verlangen?

Zuerst überlegen wir, wie teuer es ist, Muffins herzustellen. Das hängt davon ab, wie viele Muffins wir machen wollen, denn je mehr wir herstellen, desto mehr Zutaten brauchen wir.

Zum Beispiel:

  • Für 5 Muffins brauchen wir Zutaten im Wert von 6€.

  • Für 10 Muffins benötigen wir Zutaten für 12€.

  • Für 15 Muffins kosten die Zutaten 18€.

  • ...

Wir könnten eine Kostenfunktion K(x)K(x) aufstellen, um zu zeigen, wie viel es kostet, eine bestimmte Anzahl xx von Muffins herzustellen. Die Funktion zum Beispiel würde so aussehen:

K(x)=65xK(x)=\frac{ 6 }{ 5 } x

Das bedeutet, dass jeder Muffin etwa 65\frac{6}{5}​€ kostet, also 1,201{,}20€. Natürlich ist das eine vereinfachte Rechnung, denn in der Realität können wir nicht jede beliebige Anzahl von Muffins herstellen – dazu kommen wir später noch zurück.

Jetzt wird es knifflig: Wie viele Muffins werden überhaupt gekauft? Je teurer der Preis, desto weniger Menschen kaufen Muffins. Je günstiger sie sind, desto mehr wollen die Leute kaufen. Das bedeutet, dass wir eine Nachfragefunktion brauchen, um die Beziehung zwischen Preis pp und der Anzahl der verkauften Muffins N(p)N(p) darzustellen. Zum Beispiel könnte die Nachfragefunktion so aussehen:

N(p)=200p40N(p)= 200 - p \cdot 40

Was zeigt diese Funktion?

  • N(p)N(p): Die Anzahl der Muffins, die verkauft werden.

  • pp: Der Preis pro Muffin in Euro.

  • Wenn die Muffins kostenlos wären (p=0p=0), würde jeder der 100100 Zuschauer sich mit 22 Muffins satt essen. Dann wären N(0)=200 N(0)=200

  • Wenn ein Muffin 55€ kostet (p=5p=5), kauft niemand einen Muffin. Dann wäre N(5)=0N(5)=0.

Das klingt logisch, oder? Aber Achtung: Es ist schwer, die tatsächliche Nachfragefunktion genau abzuschätzen. Würde jeder genau zwei kostenlose Muffins essen? Würde wirklich niemand einen Muffin für 6€ kaufen? Oder sind manche Leute bereit, mehr zu zahlen? Außerdem ist eine lineare Funktion vielleicht nicht die beste Annahme, aber für unser Beispiel machen wir es uns erst einmal einfach.

Angenommen, wir wissen, dass die Nachfragefunktion N(p)=200p40N(p)= 200 - p \cdot 40 gilt.

Wenn wir genau so viele Muffins herstellen, wie gekauft werden (x=N(p)x=N(p)), bleibt kein Muffin übrig. Doch wie viele Muffins müssen wir machen, wenn wir den Preis noch nicht kennen?

Dazu drehen wir die Funktion um: Statt N(p)N(p) (Nachfrage in Abhängigkeit vom Preis) suchen wir p(x)p(x) (den Preis in Abhängigkeit von der Anzahl der Muffins).

N(p)\displaystyle N(p)==200p40\displaystyle 200-p \cdot 40Nx\displaystyle N\overset{!}{=} x
x\displaystyle x==200p40\displaystyle 200-p \cdot 40200\displaystyle -200
x200\displaystyle x-200==p40\displaystyle -p \cdot 40:40\displaystyle : 40
(x200):40\displaystyle (x-200):40 ==p\displaystyle -p(1)\displaystyle \cdot(-1)
5x40\displaystyle 5-\frac{x}{40}==p\displaystyle p

Mit dem Preis in Abhängigkeit von der Anzahl der Muffins p(x)=5x40p(x)=5−\frac{x}{40} und den Kosten in Abhängigkeit von der Anzahl der Muffins K(x)=65xK(x)=\frac{6}{5}⋅x wissen wir jetzt alles, was wir brauchen – zumindest, wenn wir die Anzahl der Muffins xx kennen würden. Dann könnten wir auch unseren Gewinn berechnen.

Wie berechnen wir den Gewinn? Der Gewinn ist das, was übrig bleibt, wenn wir von unseren Einnahmen die Kosten abziehen. Die Einnahmen ergeben sich aus dem Preis p(x)p(x), den wir für jeden Muffin verlangen, multipliziert mit der Anzahl der verkauften Muffins xx. Die Kosten kennen wir bereits durch K(x) K(x). Die Gewinnfunktion G(x)G(x) lautet also:

G(x)\displaystyle G(x)==Einnahmen−Kosten\displaystyle \text{Einnahmen−Kosten}
G(x)\displaystyle G(x)==xp(x)K(x)\displaystyle x \cdot p(x) - K(x)
G(x)\displaystyle G(x)==x(5x40)65x\displaystyle x \cdot (5-\frac{x}{40})-\frac{ 6 }{ 5 } x
G(x)\displaystyle G(x)==5xx24065x\displaystyle 5x-\frac{x^2}{40} -\frac{ 6 }{ 5 } x
G(x)\displaystyle G(x)==195xx240\displaystyle \frac{ 19 }{ 5 } x -\frac{x^2}{40}

Die Gewinnfunktion G(x)G(x) ist eine nach unten geöffnete Parabel. Das bedeutet, dass sie genau ein Maximum hat. Dieses Maximum zeigt uns, wie viele Muffins xx wir herstellen und verkaufen müssen, um unseren Gewinn zu maximieren.

Das Maximum können wir entweder über die Formel zum Scheitelpunkt der Parabel oder über die Ableitung der Funktion bestimmen.

G(x)\displaystyle G'(x)==195x20\displaystyle \frac{ 19 }{ 5 } -\frac{x}{20}
0\displaystyle 0==195x20\displaystyle \frac{ 19 }{ 5 } -\frac{x}{20}+x20\displaystyle +\frac{x}{20}
x20\displaystyle \frac{x}{20}==195\displaystyle \frac{ 19 }{ 5 }20\displaystyle \cdot 20
x\displaystyle x==3805\displaystyle \frac{ 380 }{ 5 }
x\displaystyle x==76\displaystyle 76

Das Maximum der Gewinnfunktion liegt bei 7676 Muffins. Wir können aber keine 7676 Muffins verkaufen, da wir ja ursprünglich gesagt haben, dass die Zutaten immer in 5er-Schritten gekauft werden. Das bedeutet, dass die beste Menge, die wir herstellen können, entweder 7575 oder 8080 Muffins ist. Beide Mengen liegen nahe am theoretischen Maximum von 7676 Muffins.

Berechnen wir den Gewinn für beide Mengen: G(75)=144,38G(75)=144{,}38 und G(80)=144G(80)=144

Man merkt, dass es fast keinen Unterschied macht, ob wir 7575 oder 8080 Muffins verkaufen.

Der Preis pro Muffin wäre: p(75)=3,13p(75)=3{,}13 und p(80)=3,00p(80)=3{,}00.

Ich würde mich in diesem Fall für 8080 Muffins entscheiden. Da ein Verkaufspreis von 3,133{,}13€ sehr künstlich wirkt.

Dieses kleine Beispiel zeigt, dass es trotz einfacher Rechnungen gar nicht so leicht ist, den optimalen Preis festzulegen. Der Preis hängt stark von den geschätzten Funktionen K(x)K(x) (Kosten) und N(p)N(p) bzw. p(x)p(x) (Nachfrage) ab. Besonders die Nachfragefunktion ist oft schwer vorherzusagen.

Zu zweit auf dem Markt (Oligopolpreisbildung)

Nun schauen wir uns ein einfaches Beispiel an, um zu verstehen, wie sich in einem Modell mit der Kostenfunktion K(x)K(x) und der Nachfragefunktion N(p)N(p) der Preis zweier Konkurrenten bildet. Dieses Modell zeigt, wie sich ein sogenanntes Cournot-Nash-Gleichgewicht herausbildet.

Stellen wir uns vor, zwei Klassen (Klasse A und Klasse B) verkaufen Kinderpunsch auf einem Weihnachtsbasar. Beide Klassen möchten ihren Gewinn maximieren – sie denken dabei nicht an den Gesamtgewinn der Schule und es ist ihnen egal, ob sie mehr verkaufen als die andere Klasse. Nun wollen sie einen gemeinsamen Preis festlegen um zu verhindern, dass alle Kunden nur zum niedrigeren Anbieter gehen.

Die Klassen haben jedoch leicht unterschiedliche Voraussetzungen:

  • Klasse A hat günstigere Zutaten und daher geringere Kosten.

  • Klasse B hat etwas höhere Kosten für die Herstellung.

Wir gehen außerdem davon aus, dass beide Klassen die gewünschte Menge an Kinderpunsch gleich effizient herstellen können. Anders als im Muffin-Beispiel gibt es hier keine Einschränkung durch feste Produktionsmengen – jede Klasse kann jede beliebige Menge herstellen.

Für die beiden Klassen vermuten wir die folgenden Kostenfunktionen:

Ka(xa)\displaystyle K_a(x_a)==0,75gxa\displaystyle 0{,}75 \phantom{g} x_a
Kb(xb)\displaystyle K_b(x_b)==1,2gxb\displaystyle 1{,}2 \phantom{g} x_b

Um die Funktionen besser unterscheiden zu können, haben wir Indizes für die beiden Klassen hinzugefügt: aa für Klasse A und bb für Klasse B. Auch die verkauften Mengen sind unterschiedlich und werden entsprechend mit xax_a und xbx_b ​gekennzeichnet.

Die Nachfragefunktion ist jedoch für beide Klassen gleich – sie beschreibt, wie viele Becher Kinderpunsch insgesamt von den Besuchern gekauft werden.

Wir nehmen an:

  • die Nachfrage Funktion N(x)N(x) ist eine Lineare Funktion

  • Wenn der Punsch kostenlos wären (p=0p=0), würde jeder der 800 Besucher einen Punsch trinken. Dann wären N(0)=800 N(0)=800

  • Niemand trink einen Punsch für 4€ also  N(4)=0N(4)=0

So ergibt sich die Nachfragefunktion N(p)=800200pN(p)= 800-200 \cdot p

Wenn wir davon ausgehen, dass die gesamte Nachfrage gedeckt wird (N=xN=x), können wir, wie zuvor, den Preis pro verkauftem Becher xx berechnen. Die Funktion für den Preis lautet: p(x)=4x200p(x)=4-\frac{x}{200}

In der Nachfragefunktion hat xx keinen Index, weil es bei der Preisbildung nur darum geht, wie viele Becher insgesamt verkauft werden – es spielt keine Rolle, welche Klasse wie viele Becher verkauft. Die Gesamtmenge ist also: x=xa+xbx=x_a+x_b

Mit der Preisfunktion p(x)p(x) können die Klassen ihren Gewinn in Abhängigkeit von der verkauften Menge beider Klassen berechnen. Für die Klasse a ergibt sich:

Ga(xa,xb)\displaystyle G_a(x_a,x_b)==xap(xa+xb)K(xa)\displaystyle x_a \cdot p(x_a+x_b)-K(x_a)
Ga(xa,xb)\displaystyle G_a(x_a,x_b)==xa(4xa+xb200)0,75xa\displaystyle x_a \cdot (4-\frac{x_a+x_b}{200})- 0{,}75\cdot x_a
Ga(xa,xb)\displaystyle G_a(x_a,x_b)==xa4xa2+xbxa20034xa\displaystyle x_a \cdot 4-\frac{x_a^2+x_b\cdot x_a }{200}- \frac{3}{4}\cdot x_a
Ga(xa,xb)\displaystyle G_a(x_a,x_b)==134xaxa2+xbxa200\displaystyle \frac{13}{4}\cdot x_a -\frac{x_a^2+x_b\cdot x_a }{200}
Ga(xa,xb)\displaystyle G_a(x_a,x_b)==650xaxa2xbxa200\displaystyle \frac{650\cdot x_a -x_a^2-x_b\cdot x_a }{200}

Analog:

Gb(xa,xb)\displaystyle G_b(x_a,x_b)==xbp(xa+xb)K(xb)\displaystyle x_b \cdot p(x_a+x_b)-K(x_b)
Gb(xa,xb)\displaystyle G_b(x_a,x_b)==xb(4xa+xb200)1,2xb\displaystyle x_b \cdot (4-\frac{x_a+x_b}{200})- 1{,}2\cdot x_b
Gb(xa,xb)\displaystyle G_b(x_a,x_b)==560xbxb2xaxb200\displaystyle \frac{560\cdot x_b -x_b^2-x_a\cdot x_b }{200}

Da der Preis eines Bechers von der gesamtverkauften Menge an Bechern abhängt, ist der Gewinn einer Klasse auch vom Verkauf der anderen Klasse abhängig. Jede Klasse muss also die Mengewahl der anderen Klasse berücksichtigen, wenn sie ihre eigene Verkaufsmenge bestimmt.

Für die andere Klasse ergibt sich der Gewinn entsprechend analog. Das bedeutet, dass auch der Gewinn der anderen Klasse davon abhängt, wie viel die erste Klasse verkauft und wie sich dadurch der Preis verändert.

Da Klasse A die Mengenwahl der anderen Klasse (Klasse B, xbx_b​) nicht direkt festlegen kann, kann sie ihren Gewinn nur maximieren, wenn sie die Wahl der anderen Klasse kennt. Sie kann jedoch eine Beste-Antwort-Funktion berechnen, die beschreibt, wie sie reagieren würde, wenn sie die Menge xbx_b​ der anderen Klasse kennt. Also xa(xb)x_a(x_b)

Angenommen, xbx_b​ ist eine feste Zahl (also die Menge, die Klasse B verkauft, ist bekannt und fest), dann können wir, wie bereits früher, den Gewinn von Klasse A ableiten und das Maximum finden.

δGa(xa,xb)δxa\displaystyle \frac{\delta G_a(x_a,x_b)}{\delta x_a}==6502xaxb200\displaystyle \frac{650 -2 \cdot x_a-x_b }{200}
0\displaystyle 0==6502xaxb\displaystyle 650 -2 \cdot x_a-x_b +(2xa)\displaystyle +(2 \cdot x_a)
2xa\displaystyle 2\cdot x_a==650xb\displaystyle 650-x_b:2\displaystyle :2
xa(xb)\displaystyle x_a(x_b)==3250,5xb\displaystyle 325-0{,}5 \cdot x_b

Analog:

δGb(xa,xb)δxb\displaystyle \frac{\delta G_b(x_a,x_b)}{\delta x_b}==5602xbxa200\displaystyle \frac{560 -2 \cdot x_b-x_a }{200}
xb(xa)\displaystyle x_b(x_a)==2800,5xa\displaystyle 280-0{,}5 \cdot x_a

Geht man nun davon aus das beide die beste Antwort Funktion des jeweils anderen kennen kann man diese für sein unbekanntes xbx_b einsetzen und seine Menge ausrechen.

xa(xb(xa))\displaystyle x_a(x_b(x_a))==3250,5xb(xa)\displaystyle 325-0{,}5 \cdot x_b( x_a)
xa(2800,5xa)\displaystyle x_a(280-0{,}5 \cdot x_a)==3250,5(2800,5xa)\displaystyle 325-0{,}5 \cdot ( 280-0{,}5 \cdot x_a)
xa\displaystyle x_a==325140+0,25xa\displaystyle 325-140+0{,}25 \cdot x_a0,25xa\displaystyle -0{,}25 \cdot x_a
0,75xa\displaystyle 0{,}75\cdot x_a==185\displaystyle 185:0,75\displaystyle :0{,}75
xa\displaystyle x_a246,67\displaystyle 246{,}67

Klasse A sollte dementsprechend 247247 Tassen Punsch verkaufen. Klasse b xb(247)157x_b(247)\approx 157

zu einem gemeinsamen Preis von p(247+157)=4247+157200=1,98p(247+157)=4-\frac{247+157}{200} = 1{,}98

Wie kann man sich das grafisch vorstellen?

Die Arbeit mit Funktionen wie  Ga(xa,xb)G_a(x_a,x_b), die von mehreren Variablen abhängen, kann oft sehr rechenintensiv und wenig anschaulich sein. Das liegt daran, dass der Gewinn von Klasse A sowohl von ihrer eigenen Verkaufsmenge (xax_a​) als auch von der Verkaufsmenge der anderen Klasse (xbx_b​) abhängt. Wir haben jedoch bereits rechnerisch festgestellt, dass die Gewinnfunktion für xax_a​ eine Parabel ist, wenn xbx_b​ als fest angenommen wird.

Anschauliche Vorstellung mit einem 3D-Plot

  • X-Achse: Die Verkaufsmenge von Klasse A (xax_a​)

  • Y-Achse: Die Verkaufsmenge von Klasse B (xbx_b​)

  • Z-Achse: Der Gewinn (GaG_a oder GbG_b​), abhängig von beiden Mengen.

Wenn du den Regler für xbx_b​ verschiebst (also die Verkaufsmenge der Klasse B veränderst), siehst du, wie sich die Gewinn-Parabel von Klasse A verändert.

Die Parabel verschiebt sich nach hinten (entlang der xbx_b​-Achse). Wenn Klasse B zu viel Punsch verkauft, kann Klasse A keinen Gewinn mehr machen, da die gesamte Parabel unter null rutscht.

Beobachtungen:

  • Für jede Position von xbx_b​ hat die Gewinnfunktion von Klasse A genau ein Maximum. Dieses Maximum beschreibt, welche Menge xax_a​ Klasse A wählen sollte, um ihren Gewinn zu maximieren, wenn xbx_b​ fest ist.

  • Mit gl1  kannst du diese Maxima für Klasse A grafisch darstellen.

  • Die Gewinnfunktion kannst du dir mit Ga(xa,xb) G_a(x_a,x_b) für Klasse A und Gb(xa,xb) G_b(x_a,x_b) für Klasse B in einem 3D-Plot platten.

  • Für Klasse B ergibt sich gl2 als Position der Maxima in GbG_b.

Die Rolle des Monopols:

  • In den 3D-Plots fällt auf, dass der Gewinn für jede Klasse am höchsten ist, wenn die andere Klasse nichts verkauft. Das liegt daran, dass jede Klasse in diesem Fall ein Monopol hat.

  • Es fällt zudem auf, dass der Gewinn für Klasse A hier höher ist, da dieser billiger Punsch produzieren.

Cournot-Nash-Gleichgewicht:

Die beiden Linien der Maxima (eine für Klasse A und eine für Klasse B) schneiden sich nicht direkt im 3D-Raum. Das Cournot-Nash-Gleichgewicht wird sichtbar, wenn man von oben auf den Plot schaut. Die beiden Maxima-Linien schneiden sich in einem Punkt, der die optimalen Verkaufszahlen für beide Klassen darstellt. Die Z-Werte (Gewinn) der Klassen im Gleichgewicht unterscheiden sich, weil Klasse A aufgrund ihrer geringeren Produktionskosten mehr Gewinn macht als Klasse B.

Die Bezeichnung Cournot-Nash-Gleichgewicht kommt daher, dass keine der beiden Klassen die produzierte Menge ändern kann, ohne Verluste zu machen, da in der besten Antwort-Funktion jeweils wechselseitig die perfekte Reaktion auf die Mengenwahl der anderen Klassen gemacht wurde. Genau wie bei einem Nashgleichgewicht.

xa(156,667)\displaystyle x_a(156{,}667)==246,667\displaystyle 246{,}667
xb(246,667)\displaystyle x_b(246{,}667)==156,667\displaystyle 156{,}667
Ga(xa,157)\displaystyle G_a(x_a,157)Ga(247,157)\displaystyle G_a(247{,}157)xaN\displaystyle \forall x_a \in \mathbb{N}
Gb(247,xb)\displaystyle G_b(247,x_b)Gb(247,157)\displaystyle G_b(247{,}157)xbN\displaystyle \forall x_b \in \mathbb{N}

Mit vielen auf dem Markt (Polypol)

Im Folgenden werden wir das Modell auf ein Beispiel mit vielen Teilnehmern (n Teilnehmer) anpassen. Um das Beispiel zu vereinfachen, nehmen wir an, dass jeder Teilnehmer die gleichen Kosten hat.

Letztes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt waren Mandarinen unerwartet der große Renner. Eine Klasse hat damit geprahlt, diese für 50 Cent gekauft und für 2 Euro verkauft zu haben. Da man ja nichts weiter tun muss, als Mandarinen zu kaufen und weiterzuverkaufen, ist das sehr einfach verdientes Geld – vor allem im Vergleich zu Muffins oder Kinderpunsch. Dieses Jahr wollen gleich sechs Klassen Mandarinen verkaufen. Die Frage ist: Wie viele kaufen sie ein und wie viel verlangen sie?

Alle Klassen wollen sich auf einen gemeinsamen Preis pp einigen, mit dem sie den Gewinn ihrer eigenen Klasse (nicht der gesamten Schule) maximieren können.

Ihnen ist klar, dass sie dann auch die gleiche Menge xnx_n verkaufen müssen, da sie alle die gleichen Kosten von 50 Cent pro Mandarine haben.

Außerdem sind sich alle einig, dass sich aus den Erzählungen der prahlenden Klasse folgende Nachfragefunktion herleiten lässt. (Wie zuvor erwähnt, ist die tatsächliche Nachfragefunktion sehr schwer zu schätzen.)

N(p)=1200300 pN(p)=1200-300\ p

Insgesamt müssen alle Klassen zusammen so viele Mandarinen einkaufen, dass die Nachfrage genau gedeckt wird, also N(p)=x(p)N(p)=x\left(p\right) . Durch das Umstellen der Funktion ergibt sich der Preis pro Menge: 

x\displaystyle x==1200300 p\displaystyle 1200-300\ p1200\displaystyle -1200
x1200\displaystyle x-1200==300 p\displaystyle -300\ p:(300)\displaystyle :\left(-300\right)
4x300\displaystyle 4-\frac{x}{300}==p(x)\displaystyle p\left(x\right)

Die Anzahl der insgesamt verkauften Mandarinen verteilt sich gleichmäßig auf alle sechs Klassen. Somit gilt:

x=x1+x2+x3+x4+x5+x6x=x_1+x_2+x_3+x_4+x_5+x_6 und x1=x2=x3=x4=x5=x6x_1=x_2=x_3=x_4=x_5=x_6

Damit ergibt sich für die Gewinnfunktion einer einzelnen Klasse:

G(xn)\displaystyle G(x_n)==Einnahmen−Kosten\displaystyle \text{Einnahmen−Kosten}
G(xn)\displaystyle G(x_n)==xnp(x)K(xn)\displaystyle x_n\cdot p(x)-K(x_n)
G(xn)\displaystyle G(x_n)==xn(46 xn300)0,5 xn\displaystyle x_n\cdot(4-\frac{6\ x_n}{300})-0{,}5\ x_n
G(xn)\displaystyle G(x_n)==4xnxn  6 xn30012xn\displaystyle 4x_n-\frac{x_n\ \cdot\ 6\ x_n}{300}-\frac{1}{2}x_n
G(xn)\displaystyle G(x_n)==72xnxn250\displaystyle \frac{7}{2}x_n-\frac{x_n^2}{50}

Jetzt müssen wir mathematisch sehr aufpassen!Wenn wir den Gewinn einer einzelnen Klasse maximieren wollen, müssen wir zunächst den Preis der anderen Klassen als fest annehmen.Wir können nicht einfach die Funktion G(xn)=72xnxn250G(x_n)=\frac{7}{2}x_n-\frac{x_n^2}{50} nach xnx_n ableiten. Denn in dieser Formel stehen einige der xnx_n für die anderen Klassen. Wenn wir einfach ableiten, variieren wir gleichzeitig die Preise aller Klassen – das ist nicht das, was wir wollen! Stattdessen müssen wir uns eine einzelne Klasse anschauen und überlegen, wie diese ihren Preis anpassen kann, um ihren eigenen Gewinn zu maximieren.

Wir müssen für die Optimierung zunächst annehmen, dass die Menge der anderen Spieler konstant und bekannt ist. Dann können wir – analog zum Spiel mit zwei Spielern – die Menge berechnen, mit der eine einzelne Klasse ihren Gewinn maximiert. Fangen wir damit an, die Menge der anderen Klassen zusammenzufassen. Betrachten wir Klasse 1 mit x1x_1​ und fassen die Mengen der anderen Klassen zusammen als: xa=x2+x3+x4+x5+x6x_a=x_2+x_3+x_4+x_5+x_6

Der Gewinn von einer Klasse ist somit:

G(x1,xa)\displaystyle G(x_1,x_a)==x1p(x1+xa)K(x1)\displaystyle x_1\cdot p(x_1+x_a)-K(x_1)
G(x1,xa)\displaystyle G(x_1,x_a)==x1(4x1+xa300)0,5x1\displaystyle x_1\cdot(4-\frac{x_1+x_a}{300})-0{,}5\cdot x_1
G(x1,xa)\displaystyle G(x_1,x_a)==3,5 x1x12+x1xa300\displaystyle 3{,}5\ x_1-\frac{x_1^2+x_1\cdot x_a}{300}

Finden wir nun die Beste-Antwort-Funktion einer Klasse auf die Gesamtanzahl der von den anderen Klassen verkauften Mandarinen.

δG(x1,xa)δx1\displaystyle \frac{\delta G(x_1,x_a)}{\delta x_1}==3,5 2 x1+xa300\displaystyle 3{,}5\ -\frac{2\ x_1+x_a}{300}
0\displaystyle 0==3,5 2 x1+xa300\displaystyle 3{,}5\ -\frac{2\ x_1+x_a}{300}+2 x1+xa300\displaystyle +\frac{2\ x_1+x_a}{300}
2 x1+xa300\displaystyle \frac{2\ x_1+x_a}{300}==3,5\displaystyle 3{,}5300\displaystyle \cdot300
2 x1+xa\displaystyle 2\ x_1+x_a==1050\displaystyle 1050xa\displaystyle -x_a
2 x1\displaystyle 2\ x_1==1050xa\displaystyle 1050-x_a:2\displaystyle :2
x1\displaystyle x_1==525xa2\displaystyle 525-\frac{x_a}{2}

Analog zum Spiel mit zwei Spielern haben wir die Beste-Antwort-Funktion gefunden. Mit ihr können wir die optimale Menge an Mandarinen berechnen, sofern wir wissen, wie viele Mandarinen die anderen Klassen verkaufen.

Um die von den anderen Klassen verkaufte Menge abzuschätzen, nutzen wir die Grundvoraussetzung, dass alle Klassen die gleichen Bedingungen haben. Das bedeutet, dass am Ende alle Klassen die gleiche Anzahl an Mandarinen verkaufen. Daher gilt: xa=x2+x3+x4+x5+x6=5x1x_a=x_2+x_3+x_4+x_5+x_6=5\cdot x_1

Und somit:

x1\displaystyle x_1==525xa2\displaystyle 525-\frac{x_a}{2}
x1\displaystyle x_1==5255x12\displaystyle 525-\frac{5\cdot x_1}{2}2\displaystyle \cdot2
2x1\displaystyle 2\cdot x_1==10505x1\displaystyle 1050-5\cdot x_1+5x1\displaystyle +5x_1
7x1\displaystyle 7x_1==1050\displaystyle 1050:7\displaystyle :7
x1\displaystyle x_1==150\displaystyle 150

Wenn jede der 66 Klassen genau 150150 Mandarinen verkauft, wäre es für eine einzelne Klasse nicht sinnvoll abzuweichen – wir haben ein Cournot-Nash-Gleichgewicht.

Der Preis für eine Mandarine wäre dann: p(6150)=1p(6 \cdot 150) = 1, also genau 1 1 Euro.

Jede Klasse würde damit genau G(150)=75G(150) = 75 € Gewinn machen.

Da sich schnell herumspricht, dass sechs Klassen über 5050 € Gewinn nur mit Mandarinen machen, überlegen immer mehr Klassen, ebenfalls Mandarinen anzubieten. Berechnen wir nun, wie sich der Gewinn einer einzelnen Klasse verändert, wenn nn Klassen Mandarinen verkaufen.

Wir gehen wie zuvor davon aus, dass die Nachfrage nach Mandarinen allen Klassen bekannt ist und dass jede Klasse genau weiß, wie viele Mandarinen die anderen Klassen verkaufen. Außerdem nehmen wir an, dass jede Klasse mathematisch korrekt ihren eigenen Gewinn maximiert.

Die Nachfrage-Funktion und Beste-Antwort-Funktion ändern sich nicht mit der Anzahl der Klassen. So gilt nach wie vor:

x1=525xa2x_1=525-\frac{x_a}{2}

Nur verändert sich die Anzahl der von anderen Klassen verkauften Mandarinen, wenn mehr Klassen Mandarinen verkaufen. Aufgrund der gleichen Grundvoraussetzungen gilt jedoch nach wie vor, dass alle Klassen gleich viele Mandarinen verkaufen sollten:

x1=x2=...x_1=x_2=... und dementsprechend: xa=x2+x3+...=(n1)x1x_a=x_2+x_3+...=(n-1)x_1

Setzen wir ein:

x1\displaystyle x_1==525xa2\displaystyle 525-\frac{x_a}{2}
x1\displaystyle x_1==525(n1)x12\displaystyle 525-\frac{\left(n-1\right)x_1}{2}2\displaystyle \cdot2
2x1\displaystyle 2x_1==1050(n1)x1\displaystyle 1050-\left(n-1\right)x_1+(n1)x1\displaystyle +\left(n-1\right)x_1
2x1+(n1)x1\displaystyle 2x_1+\left(n-1\right)x_1==1050\displaystyle 1050
2x1+x1nx1\displaystyle 2x_1+x_1n-x_1==1050\displaystyle 1050
x1+x1n\displaystyle x_1+x_1n==1050\displaystyle 1050
x1(1+n)\displaystyle x_1\left(1+n\right)==1050\displaystyle 1050
x1\displaystyle x_1==10501+n\displaystyle \frac{1050}{1+n}

Damit können wir den Gewinn jeder Klasse in Abhängigkeit von n berechnen.

G(x1 , n)\displaystyle G(x_1\ ,\ n)==Einnahmen−Kosten\displaystyle \text{Einnahmen−Kosten}
G(x1 , n)\displaystyle G(x_1\ ,\ n)==x1p(x)K(x1)\displaystyle x_1\cdot p(x)-K(x_1)

x=nx1x=n\cdot x_1

G(x1 , n)\displaystyle G(x_1\ ,\ n)==x1(4n x1300)0,5 x1\displaystyle x_1\cdot(4-\frac{n\ x_1}{300})-0{,}5\ x_1
G(x1 , n)\displaystyle G(x_1\ ,\ n)==3,5 x1n x12300\displaystyle 3{,}5\ x_1-\frac{n\ x_1^2}{300}

x1=10501+nx_1=\frac{1050}{1+n}

G(n)\displaystyle G\left(n\right)==3,5 10501+nn (10501+n)2300\displaystyle 3{,}5\ \frac{1050}{1+n}-\frac{n\ \left(\frac{1050}{1+n}\right)^2}{300}
G(n)\displaystyle G\left(n\right)== 36751+nn 10502300(1+n)2\displaystyle \ \frac{3675}{1+n}-\frac{n\ 1050^2}{300\left(1+n\right)^2}
G(n)\displaystyle G\left(n\right)== 36751+nn 3675(1+n)2\displaystyle \ \frac{3675}{1+n}-\frac{n\ 3675}{\left(1+n\right)^2}
G(n)\displaystyle G\left(n\right)==3675(11+nn(1+n)2)\displaystyle 3675\cdot\left(\frac{1}{1+n}-\frac{n}{\left(1+n\right)^2}\right)

erweitern mit 1+n

G(n)\displaystyle G\left(n\right)==3675(1+n(1+n)2n(1+n)2)\displaystyle 3675\cdot\left(\frac{1+n}{\left(1+n\right)^2}-\frac{n}{\left(1+n\right)^2}\right)
G(n)\displaystyle G\left(n\right)==3675(1(1+n)2)\displaystyle 3675\cdot\left(\frac{1}{\left(1+n\right)^2}\right)
G(n)\displaystyle G\left(n\right)==3675(1+n)2\displaystyle \frac{3675}{\left(1+n\right)^2}

Der zu erwartende Gewinn einer einzelnen Klasse sinkt also stark, wenn mehr Klassen Mandarinen verkaufen.

Tatsächlich verringert sich auch der Gesamtgewinn aller Klassen zusammen.

Hier lohnt sich Zusammenarbeit besonders! Das zeigt sich deutlich im Beispiel mit den sechs Klassen: Wenn sie sich zusammentun (also ein Kartell bilden) und gemeinsam wie ein Monopol auftreten – indem jede Klasse genau ein Sechstel der Monopolmenge verkauft – macht jede von ihnen mehr als doppelt so viel Gewinn wie im Konkurrenzkampf.

Das lässt sich auch gut allgemein an der Formel erkennen:

G(1)G(1) Der Gewinn eines Monopols

G(n)G(n) Der Gewinn eines einzelnen von n Unternehmen im Wettbewerb

G(1)/n>G(n)G(1)/n>G(n)

Zusammenarbeit lohnt sich!!


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