Die Trümmerliteratur (um 1945-1950) ist eine wichtige Epoche in der Literaturgeschichte. Ihr zentrales Thema ist die "Zerstörung", wie der Name schon sagt.
Wir verraten dir, was genau Trümmerliteratur ist, und welche Merkmale sie auszeichnen.

Nürnberg in Trümmern (1945)
Trümmerliteratur - die Epoche kurz vorgestellt
Die deutsche Literaturepoche der Trümmerliteratur beginnt 1945 mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und endet mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Anfang der 1950er Jahre. Sie wird auch als Heimkehrerliteratur oder "Literatur der Stunde Null" bezeichnet und bezieht sich auf das, was die Menschen nach Ende des Krieges in den Städten vorfanden: Trümmer.
Die Autoren und Autorinnen der Trümmerliteratur beschäftigten sich in ihren Werken möglichst realitätsnah mit ihren Kriegserfahrungen und den zerstörerischen Folgen des Krieges für die Gesellschaft.
Oft wird die Trümmerliteratur mit der Epoche der Nachkriegsliteratur gleichgesetzt, doch bildet sie für sich eine eigene Strömung in der deutschen Literatur nach 1945.

Zeitstrahl der literarischen Epochen
Historischer Hintergrund
Die Epoche der Trümmerliteratur beginnt unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, der im Jahr 1945 mit dem Einmarsch der Alliierten in das Dritte Reich endete.
Die Menschen standen vor den Trümmern des Krieges und den Trümmern ihrer Existenz. Durch den Krieg hatten sie Familie, Freunde und ihr Zuhause verloren. Viele Städte waren völlig zerstört. Familienmitglieder waren überall verstreut, Freunde und Verwandte wurden vermisst, vertrieben oder waren tot. Ein großer Teil der Männer befand sich in Kriegsgefangenschaft fern von der Heimat, zahlreiche Deutsche wurden aus den zuvor von Deutschland besetzten Gebieten vertrieben.
Aber nicht nur Städte und die Existenzengrundlage der Menschen lagen in Trümmern, sondern der Krieg hatte auch die Träume der Menschen zerstört.
Themen und Merkmale der Epoche
Die Literatur der Trümmerliteratur wurde hauptsächlich von Soldaten, die aus dem Krieg oder der Kriegsgefangenschaft zurückkehrten, verfasst. Das zeigte sich hauptsächlich in einer einfachen Sprache, da nur wenige der Heimkehrer auch vorher als Autoren tätig waren.
Sowohl formal als auch inhaltlich grenzte sich die Trümmerliteratur von vorangegangenen Epochen ab und brach mit der Tradition.
Das sind die zentralen Themen und Merkmale der Trümmerliteratur:
Trümmer, Heimkehr und Krieg
Verarbeitung und Verdrängung des Kriegsgeschehens
Auseinandersetzung mit der Schuldfrage, denn als Soldaten waren viele der Autoren selbst am Krieg beteiligt gewesen und mussten nun ihre eigene Rolle hinterfragen
einfache und unpoetische Sprache: Vorbild waren die amerikanischen Kurzgeschichten, die sog. "Short Stories", mit ihrem knappen und einfachen Stil
realistisch, unpsychologisch und wahrhaftig: keine Ideologie oder Gefühle in den Werken
wichtige Stilmittel: viele Wiederholungen und lakonische Sprache
Literatur der Epoche
Als Bruch mit dem Vorangegangenen setzen die Autoren und Autorinnen der Trümmerliteratur auf eine wahre und realistische Ausdrucksweise, die zusammen mit den typischen Themen dieser Zeit vor allem in der Lyrik und Epik zum Ausdruck kam.
Epik
Dadurch, dass die Nationalsozialisten die Prosa für Propaganda genutzt haben, erschien die Epik den Autoren und Autorinnen der Trümmerliteratur abgenutzt und missbraucht.
Um sich von den ideologisch aufgeladenen Werken der nationalsozialistischen Literatur abzugrenzen, bot sich den Autoren und Autorinnen vor allem die Kurzgeschichte als epische Form des Erzählens an. Inspiriert von den amerikanischen "Short Stories" war sie genau das, was den Verfassern wichtig war: Sie ist eine literarische Kurzform, die sprachlich einfach und sachlich gehalten ist.
Lyrik
Die Lyrik ist die literarische Gattung, die sich für die Autoren und Autorinnen am ehesten dafür anbot, ihre knappen und unreflektierten Beobachtungen auszudrücken. Außerdem war die Lyrik im Gegensatz zur erzählenden Literatur der Prosa nicht von den Nationalsozialisten geprägt. Anders als du es etwa aus den sehr bildgewaltigen Gedichten des Barock, der Romantik oder des Sturm und Drang kennst, sollte die lyrische Sprache in den Gedichten der Trümmerliteratur nichts verschleiern, sondern die Dinge direkt und ungeschönt benennen. Typisch für die Lyrik der Trümmerliteratur ist außerdem, dass es kein Reimschema und kein Metrum gibt. Durch den bewussten Verzicht auf diese an sich typisch lyrischen Merkmale wandten sich die Verfasser und Verfasserinnen der Trümmerliteratur gezielt gegen die Tradition des Dichtens.
Dramatik
Auch wenn es dramatische Stoffe gab, die durchaus auch aufgeführt wurden, spielt das Drama in der Trümmerliteratur bloß eine untergeordnete Rolle. Nur wenige Stücke erreichten ein breites Publikum. Typisch für die dramatischen Werke dieser Zeit ist aber ebenfalls das Erleben des Krieges und die ungeschönte Realität der Nachkriegszeit.
Beispiele für Autoren und Werke
Günther Eich (1907-1972): u.a. „Inventur“ (1945), „Die Latrine“ (1946), „Züge im Nebel“ (1947)
Johannes R. Becher (1891-1958): z.B. „Heimkehr“ (1946)
Paul Celan (1920-1970): z.B. „Der Sand aus den Urnen“ (1948)
Wolfgang Borchert (1921-1947): z.B. „Nachts schlafen die Ratten doch“ (1947) oder "Die Küchenuhr" (1947)
Arno Schmidt (1914-1979): z.B. „Leviathan“ (1946)
Erich Kästner (1899-1974): z.B. Programm für „Die Schaubude“ (Kabarett) (1945-48)
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